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Zerreißprobe. In dieser Szene kommt Kevin Struck (links) von den Füchsen zu spät gegen Kiels Nationalspieler Steffen Weinhold.

© dpa

Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga: Füchse Berlin unterliegen 20:25 beim THW Kiel

Die Serie hält: Beim THW Kiel können die Füchse Berlin einfach nicht gewinnen. Auch am Donnerstag unterlagen die Berliner beim deutschen Rekordmeister. Obendrein verletzte sich der nächste wichtige Spieler.

Die Regel zum siebten Feldspieler ist eine der umstrittensten, die jemals im Handball eingeführt wurden; an ihr scheiden sich die Geister und Generationen. Velimir Petkovic etwa, der Trainer der Füchse Berlin, kann normalerweise wenig bis gar nichts mit der riskanten Option anfangen, phasenweise auf einen Torhüter zu verzichten und damit das eigene Tor zu entblößen.

Umso erstaunlicher war, wie oft und ausdauernd Petkovic am Donnerstagabend darauf zurückgegriffen hat: Im Bundesliga-Spitzenspiel beim THW Kiel pokerte der Füchse-Coach vor 10825 Zuschauern in der ausverkauften Ostseehalle hoch – und hatte doch nur sehr bedingt Erfolg. Nach einer vielversprechenden Anfangsphase endete die Dienstreise in den hohen Norden für die Berliner genau so, wie man es angesichts der historischen Statistik fast schon erwarten musste: mit einer 20:25 (8:15)-Niederlage.

Es bleibt also dabei, dass die Füchse beim deutschen Rekordmeister einfach nicht gewinnen können: Nach nunmehr 36 Anläufen stehen einem Unentschieden 35 Niederlagen gegenüber. Zur Ehrenrettung der Berliner ist im konkreten Fall allerdings einzubringen, dass angesichts der Personallage kaum mehr möglich war gegen wiedererstarkte Kieler; in Paul Drux, Marko Kopljar und Stipe Mandalinic fehlten wieder einmal drei Verletzte, denen normalerweise Schlüsselrollen zukommen.

Obendrein spielte Abwehrchef Jakov Gojun mit einer mächtigen Prothese an der rechten Hand. Kaum auszudenken, wie es ohne den Defensivspezialisten ausgegangen wäre.

Dabei erwischten die Gäste den wesentlich besseren Start. Kiels Trainer Alfred Gislason hatte an der Taktiktafel eine ultraoffensive 3-2-1-Deckung entworfen, um den Berlinern beizukommen. Zunächst scherten sich die Füchse-Profis aber herzlich wenig darum; sie spielten ihre Angriffe lange, effizient und zielführund aus und gingen nach einem verwandelten Tempogegenstoß durch Kevin Struck schnell mit 5:2 in Führung. Vor allem in der Defensive packten die Gäste bis zu diesem Zeitpunkt äußerst entschlossen zu und stellten den Gegner vor große Probleme. Überhaupt war vom Anpfiff weg richtig Gift im Spiel, schließlich ging es für beide Abordnungen um viel; die Füchse Berlin wollten ihre wohl letzte Chance auf die Meisterschaft am Leben halten, der große THW zittert nach einer extrem durchwachsenen Hinrunde gar um die Teilnahme am Europapokal. Es dauerte keine zehn Minuten, da hatten die Unparteiischen bereits vier Zeitstrafen und fünf Gelbe Karten verteilt, unter anderem an Füchse-Trainer Petkovic, der sich an der Seitenlinie nach guter, alter Tradition zu sehr echauffiert hatte.

Nach einer Viertelstunde waren die Kieler, bei denen Kapitän und Ausnahmekönner Domagoj Duvnjak nach dreimonatiger Verletzungspause in den Kader zurückkehrte, richtig angekommen im Spiel. Allerdings wurde ihre Aufholjagd auch durch eine Reihe krasser Fehler begünstigt. So abgezockt und ruhig die Füchse in der Anfangsphase wirkten, so sehr brachen sie im weiteren Verlauf ein: Bis zur Pause verwandelten die Kieler einen 2:5-Rückstand in einer 15:8-Führung. Ausschlaggebend dafür war eine starke Leistung des dänischen Nationalkeepers Niklas Landin, an dem die Berliner reihenweise verzweifelten. Erik Schmidt, Johan Koch und Kevin Struck vergaben hundertprozentige Chancen und luden die Kieler damit zu leichten Kontertoren ein.

Im Grunde war die Begegnung mit der Halbzeitsirene (15:8) entschieden. Nach dem Seitenwechsel wehrten sich die Berliner zwar nach Kräften. „Wir haben gekämpft ohne Ende“, sagte Torhüter Silvio Heinevetter. Allerdings lief der THW vor einer prächtigen Kulisse nie mehr Gefahr, noch einmal Spannung aufkommen zu lassen. Am Ende kam es sogar ganz dick für die Berliner: Mit Mattias Zachrisson musste ein wichtiger Spieler verletzt vom Feld. „Es wäre ganz bitter für uns, wenn jetzt der nächste Spieler kaputt ist“, sagte Heinevetter, „das sind harte Zeiten für uns.“ Zumal es bereits am Samstag weitergeht mit dem Pflichtprogramm: Dann treten die Füchse im Viertelfinal-Hinspiel des EHF-Pokals im kroatischen Nasice an.

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