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Der Blick von der Südtribüne bleibt den BVB-Fans am Samstag gegen Wolfsburg verwehrt.

© Imago

Sperrung der Südtribüne: Borussia Dortmund und der Eiertanz um Emotionen

Borussia Dortmund akzeptiert die Strafe des DFB - zähneknirschend. Der Klub hätte auf seine Reaktion zum Urteil verzichten sollen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Das Gefühl, was Fußball bedeuten kann, ist an wenigen Orten so erlebbar wie auf der Südtribüne des Dortmunder Fußballstadions. Wenn ein Tor fällt, ein Schiedsrichter eine umstrittene Entscheidung trifft oder sonst eine Aktion die Emotionen Purzelbäume schlagen lässt, dann brüllen bis zu 25.000 Menschen. Die Südtribüne ist die größte Stehplatztribüne der Welt. Am Samstag um 15.30 Uhr wird sie komplett leer sein, weil Borussia Dortmund nach den Verfehlungen von einigen Chaoten während des Spiels gegen RB Leipzig einem entsprechenden Antrag des DFB-Kontrollausschusses zugestimmt hat.

Der Verein ließ aber mitteilen, dass er dem Antrag nur deshalb zugestimmt habe, damit die „Diskussion versachlicht“ werde. Eigentlich halte Borussia Dortmund die Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer „für unverhältnismäßig“.

Der BVB führt einen Eiertanz auf, um die Fanbasis nicht zu vergraulen. Das ist aus Vereinssicht nachvollziehbar, zumal die Südtribüne für Borussia Dortmund von herausragender symbolischer Bedeutung ist. Aber wenn der Klub wirklich an einer Versachlichung der Diskussion interessiert wäre, dann hätte er auf die vereinsperspektivische Kommentierung des Urteils verzichtet.

Die Geschehnisse während und rund um das Spiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig haben deutlich gemacht, dass das besonders erlebbare Gefühl von Fußball in eine falsche Richtung kippen kann, in eine, die Gewalt erzeugt. Wenn nun die überwältigende Mehrheit der Dortmunder Fans auf der Südtribüne für die Torheiten einiger weniger büßen muss, mag das ungerecht sein. Für den Fußball und seine Emotionen aber ist die Strafe nicht unverhältnismäßig, sondern richtig.

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