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Er ballert wieder. Krzysztof Piatek traf gleich bei seinem Debüt für Florenz und feierte das Tor mit dem für ihn üblichen Pistolero-Jubel.

© imago images/Insidefoto

So schlagen sich die Leihspieler von Hertha BSC: Fredi Bobic räumt auf – unter Vorbehalt

Neun Spieler hat Hertha BSC aktuell an andere Vereine verliehen. Das entlastet den Etat. Allerdings könnten einige von ihnen auch wieder zurückkehren.

Seit etwas mehr als sieben Monaten ist Fredi Bobic für das Thema Sport bei Hertha BSC zuständig. In dieser Zeit hat der Geschäftsführer schon ordentlich aufgeräumt, vor allem im Kader des Berliner Fußball-Bundesligisten. Allerdings gilt das erst einmal nur unter Vorbehalt.

Von den sechzehn Spielern, die den Verein seit dem Sommer verlassen haben, sind neun lediglich verliehen. „Diese Leihspieler kommen ja vielleicht auch irgendwann zurück“, hat Bobic am Sonntag bei Herthas Mitgliederversammlung gesagt. „Einige von ihnen machen es sehr gut, einige haben auch Probleme bei ihrem neuen Verein, da müssen wir ganz ehrlich sein.“

Hier ein Überblick, wie Herthas Leihspieler bisher im Allgemeinen und am vergangenen Wochenende performt haben.

DODI LUKEBAKIO

So einfach ist es selten, sich ein Bild von der Leistung eines Leihspielers zu machen, wie es am Wochenende für Hertha bei Dodi Lukebakio, 23, der Fall war. Da nämlich traf der Belgier mit seinem aktuellen Klub, dem VfL Wolfsburg, auf seinen eigentlichen Arbeitgeber Hertha BSC. Beim 0:0 wurde er nach etwas mehr als einer Stunde eingewechselt – was bei vielen Hertha-Fans natürlich schlimmste Befürchtungen weckte. Bis dahin hatte Lukebakio noch kein einziges Tor für den VfL erzielt. Also war klar, was passieren würde.

Die Furcht erwies sich als unbegründet. Lukebakio, der nach einer Coronainfektion zu Jahresbeginn sein Comeback feierte, blieb – wie das gesamte Spiel der beiden Abstiegskandidaten – blass. 14 Ballkontakte wurden für ihn gezählt, kein Torschuss und keine Torschussvorlage.

Das passt ganz gut zu seiner bisherigen Bilanz in Wolfsburg. 20 Pflichtspiele (Bundesliga und Champions League) hat er für den VfL bestritten, 9-Mal stand er in der Startelf. Auf drei Assists kommt er bisher, ein Tor aber ist ihm bisher noch nicht gelungen. Seinen einzigen Saisontreffer hat Lukebakio noch für Hertha erzielt. Gegen Wolfsburg. Per Elfmeter.

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DEYOVAISIO ZEEFUIK

Der Holländer, 23, war der vorerst letzte Spieler, den Hertha verliehen hat. Erst am Freitag ging der Transfer (Leihe bis zum Saisonende mit anschließender Kaufoption) mit Blackburn Rovers über die Bühne. Logisch, dass Zeefuik am Samstag noch nicht im Kader für das Spiel Auswärtsspiel seines neuen Klubs bei Cardiff City stand. Blackburn gewann 1:0 und behauptete damit Platz drei in der zweitklassigen Championship.

KRZYSZTOF PIATEK

Besser kann der Einstand bei einem neuen Klub kaum sein. Fünf Tage nachdem sich Hertha BSC mit dem AC Florenz auf ein Leihgeschäft (mit anschließender Kaufoption über kolportierte 15 Millionen Euro) für Krzysztof Piatek geeinigt hatte, erzielte der 26 Jahre alte Pole in seinem Debüt gleich das erste Tor.

Im Achtelfinale der Coppa Italia beim SSC Neapel wurde Piatek in der 73. Minute eingewechselt, in der 108. Minute traf er nach einem Doppelpass mit Lorenzo Venuti zum zwischenzeitlichen 4:2. Am Ende hieß es für die Fiorentina, die zu diesem Zeitpunkt allerdings auch einen Mann mehr auf dem Feld hatte, sogar 5:2. In der Serie A ist Piatek noch nicht zum Einsatz gekommen – was allerdings vor allem daran liegt, dass das Heimspiel des AC Florenz gegen CFC Genua erst an diesem Montag ansteht.

ARNE MAIER

Es lief die vierte und letzte Minute der Nachspielzeit – und Arne Maier weitgehend unbehelligt an der Strafraumlinie von Eintracht Frankfurt entlang. Als der Mittelfeldspieler in der Mitte angekommen war, versuchte er es einfach mal mit seinen schwächeren linken Fuß.

Das wäre natürlich eine schöne Geschichte geworden, wenn Maier, 23, mit seinem ersten Bundesligator überhaupt dem FC Augsburg am Sonntag doch noch einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf beschert hätte. Sein Schussversuch aber geriet ziemlich mittig, allzu wuchtig war er auch nicht, so dass es für den FCA beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt blieb.

Die Frage, wann er denn endlich sein erstes Tor im Profifußball erzielt, begleitet Maier schon länger, vor allem weil er in der Jugend bei Hertha immer regelmäßig getroffen hat. Aber an der Zahl der Tore wird er in Augsburg – seiner zweiten Leihstation nach Bielefeld – nicht gemessen.

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Trainer Markus Weinzierl schätzt Maier für andere Qualitäten. „Schaut ihm zu, dann seht ihr, wie spielstark und wichtig er ist und wo seine großen Stärken liegen“, hat er in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen die Frankfurter gesagt. Maier habe eine super Entwicklung genommen. „Wir sind froh, dass er hier ist, und ich hoffe, dass er auch noch länger hier ist, definitiv.“

Hertha hat mit den Augsburgern eine Kaufpflicht über fünf Millionen Euro ausgehandelt, die greift, wenn Maier 25-Mal in der Startelf gestanden hat. Dazu müsste er in den noch ausstehenden 15 Saisonspielen noch 13-Mal von Anfang an auflaufen.

EDUARD LÖWEN

Wie Maier versucht es auch Löwen bereits das zweite Mal in der Fremde. Hauptsache, weg von Hertha! Denn in Berlin ist der frühere U-21-Nationalspieler nie richtig heimisch geworden. „Da habe ich auch die Schattenseiten des Berufs kennengelernt“, hat Löwen im vergangenen Sommer über seine Zeit bei Hertha erzählt.

Auf zweimal sieben Einsätze – verteilt auf die Zeit vor und nach seiner Leihe zum FC Augsburg – ist der Mittelfeldspieler in Berlin gekommen. Es sind exakt so viele wie jetzt beim VfL Bochum in etwas mehr als einem halben Jahr. Beim Aufsteiger ist Löwen, 24, das, was er bei Hertha nie geschafft hat: Stammspieler. Am Wochenende, bei der 0:1-Niederlage in Mainz, stand er zum elften Mal für den VfL in der Startelf. Drei Assists sind ihm bisher gelungen.

Eduard Löwen ist in Bochum das, was er bei Hertha nie war: Stammspieler.
Eduard Löwen ist in Bochum das, was er bei Hertha nie war: Stammspieler.

© Imago

JESSIC NGANKAM

Mehr Pech kann man kaum haben. Einen Tag nach seinem ersten Testspieleinsatz für den Bundesligaaufsteiger Greuther Fürth zog sich Jessic Ngankam, 20, im Training einen Kreuzbandriss zu. Dadurch ist er bis heute nicht für die Fürther bei einem Pflichtspiel zum Einsatz gekommen.

Immerhin konnte sein Klub, der eine Kaufoption für den Offensivspieler besitzt, kurz vor dem Jahreswechsel verkünden, dass Ngankam das Lauftraining aufgenommen habe. Während seiner Reha hat sich der gebürtige Berliner zum Ziel gesetzt, beim Spiel gegen Hertha (12. Februar) wieder auf dem Platz zu stehen. Das dürfte eng werden.

JAVAIRO DILROSUN

Ende November hat Javairo Dilrosun dem holländischen TV-Sender NOS von den schwierigen letzten Monaten bei Hertha BSC erzählt. Er habe in dieser Zeit keine große Lust mehr auf seinen Job verspürt, „morgens bin ich ohne Freude zum Training gefahren“. Dass es ihm aktuell bei seinem Leihverein Girondins Bordeaux grundlegend besser geht, darf man getrost bezweifeln:

Am Wochenende hat die Mannschaft des früheren Schweizer Nationaltrainers Vladimir Petkovic 0:6 bei Stades Rennes verloren. Es war die dritte Niederlage hintereinander, hinzu kommt in diesem Jahr auch noch das Aus im Achtelfinale des französischen Pokals (0:3 bei Stade Brest).

Bis zum Ende der Saison läuft die Leihe, danach besitzt Girondins eine Kaufoption für den 23 Jahre alten Dilrosun, der bei Hertha mit einem üppig dotierten Vertrag (2,2 Millionen Euro Jahresgehalt) ausgestattet ist. Dass der Klub von der Option Gebrauch machen wird, ist aus mehreren Gründen fraglich. Zum einen ist die Mannschaft als Tabellenvorletzter (17 Punkte aus 21 Spielen) akut vom Abstieg bedroht. Zum anderen hat Dilrosun noch nicht nachhaltig überzeugen können.

Der Außenbahnspieler, der ein Länderspiel für die holländische Nationalmannschaft bestritten hat, ist zwar in jedem der 17 Ligaspiele seit seinem Wechsel zum Einsatz gekommen, nur 11-mal aber hat er von Anfang an gespielt. Am Wochenende, bei der heftigen Niederlage in Rennes, wurde er in der 72. Minute – beim Stand von 0:4 – eingewechselt. Drei Tore hat Dilrosun in der Liga vorbereitet. Sein einziger Treffer ist ihm im Pokal gelungen: beim 10:0-Sieg gegen Les Jumeaux M‘Zouasia AS.

DAISHAWN REDAN

Dilrosuns holländischer Landsmann Daishawn Redan hatte am Wochenende etwas mehr Grund zur Freude. Er wurde im Heimspiel von PEC Zwolle gegen Willem II zwar auch erst in der 81. Minute eingewechselt. Doch für den Stürmer war es immerhin der erste Einsatz nach einer siebenwöchigen Verletzungspause. Außerdem feierte seine Mannschaft im Kampf gegen den Abstieg einen wichtigen 2:0-Erfolg.

Zuletzt hatte Redan am 27. November gespielt, beim 0:0 gegen Waalwijk. Er verschoss dabei, recht kläglich, einen Elfmeter und vergab damit die große Chance auf den zweiten Saisonsieg für sein Team. Wie Dilrosun in Bordeaux kämpft auch Redan in Zwolle gegen den Abstieg. PEC liegt in der Ehrendivision mit nur neun Punkten aus 19 Spielen sogar auf dem letzten Tabellenplatz.

Redan ist bisher in elf Ligaspielen zum Einsatz gekommen. Neunmal stand er in der Startelf, dabei gelangen dem Stürmer zwei Tore. „Sportlich hat er wenig Eindruck hinterlassen“, hat das Internetportal „Voebalprimeur.nl“ geschrieben. Bis zum Saisonende ist Redan nach Zwolle ausgeliehen, eine Kaufoption besitzt PEC nicht. Bei Hertha steht der holländische U-21-Nationalspieler noch bis 2024 unter Vertrag.

OMAR ALDERETE

Omar Alderete, der Innenverteidiger aus Paraguay, kann auf eine durchaus imposante Statistik verweisen. In 17 Einsätzen für den FC Valencia hat er bereits neun Gelbe Karten gesehen. Im Heimspiel am Mittwoch gegen den FC Sevilla droht ihm also bereits die zweite Gelbsperre in dieser Saison.

Auch sonst sprechen die Zahlen für den 24-Jährigen. Anders als bei Hertha in Berlin, wo er eher sporadisch zum Einsatz gekommen ist, darf er sich in Spanien als Stammspieler fühlen. 16-Mal stand Alderete in der Startelf.

Die defensive Stabilität des Teams lässt allerdings insgesamt zu wünschen übrig. Zuletzt gab es eine 1:4-Niederlage bei Tabellenführer Real Madrid, Alderete verschuldete dabei einen Foulelfmeter. Nur die beiden Tabellenletzten Cadiz (34) und Levante (41) haben mehr Gegentore kassiert als Valencia (32), so dass es in La Liga aktuell lediglich zu Platz 10 reicht.

Allerdings sind es nur vier Punkte bis zu einem Europapokalplatz – was auch für Hertha nicht uninteressant ist. Denn sollte sich Valencia für das internationale Geschäft qualifizieren, greift eine Kaufpflicht über 7,5 Millionen Euro. Andernfalls könnte der Klub die Ablöse für den Innenverteidiger frei aushandeln.

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