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Einholjagd. Bei einer Sechs- oder Siebenschanzentournee hätte Severin Freund (links) den Slowenen Peter Prevc womöglich besiegt.

© dpa/Karmann

Skispringen: Wie Severin Freund Peter Prevc schon bald besiegen will

Severin Freund ist immer näher an Peter Prevc herangerückt. Spätestens bei der Skiflug-WM will er den Tourneesieger aus Slowenien endlich schlagen.

Von Johannes Nedo

Um seine Gemütslage zu beschreiben, bemühte Werner Schuster ein paar Metaphern. Ein harter Brocken sei die Tournee gewesen, sagte er. Aber sein Team habe die Tür nun aufgestoßen. Der Bundestrainer war wirklich sehr erleichtert. Doch so zufrieden Schuster einerseits war, aus seiner Sicht hätte die 64. Vierschanzentournee ruhig auch verlängert werden können, mindestens in eine Siebenschanzentournee.

Denn so wie er den Formverlauf der beiden dominierenden Skispringer beschrieb, käme als Nächstes bei den imaginären Stationen fünf bis sieben die Phase, in der sein Schützling Severin Freund an Peter Prevc vorbeiziehen würde. „Zu Beginn der Tournee war Prevc zu weit weg“, sagte Schuster. Da sei der Slowene mit seinen Sprüngen immer fünf bis acht Meter besser gewesen als Freund. Dass Prevc nicht schon beim Auftakt in Oberstdorf gewonnen habe, sei allein mit Windturbulenzen bei dessen Sprüngen zu erklären, sagte der Österreicher. „In Bischofshofen aber war er nur noch eineinhalb Meter weiter als Severin.“

Freund hat Prevc wirklich alles abverlangt, doch Prevc konnte ihm immer etwas entgegensetzen. So gewann er am Mittwochabend an der Paul-Außerleitner-Schanze, so gewann er die Tournee. Freund blieb Platz zwei, seine überzeugenden Leistungen wurden eben stets von Prevc überboten.

Aber diese eineinhalb Meter von Bischofshofen verleihen ihm und Schuster nun Zuversicht. Freund ist Prevc von Station zu Station immer näher gekommen. Übertragen auf weitere Etappen einer Siebenschanzentournee wäre er bei der nächsten gleichauf, bei der übernächsten 1,5 Meter besser und bei der siebten dann vielleicht ganz klar vorne. Das Blöde an diesen Gedankenspielen ist nur: So schnell wird die Vierschanzentournee nicht auf sieben Schanzen umstellen.

Bereits am Wochenende steht in Willingen ein Weltcup an

Andererseits könnte eine besondere Konstellation in diesem Winter Freund und Schuster in ihren Hoffnungen doch noch entgegenkommen. So wie der Saisonplan angelegt ist, bestreiten die Skispringer dieses Mal eigentlich eine Sechsschanzentournee. Bereits am Wochenende steht in Willingen ein Weltcup an. Und nur fünf Tage später beginnt das zweite Großereignis dieses Winters: die Skiflug-Weltmeisterschaft am Kulm im österreichischen Bad Mitterndorf. Dieser nächste Saisonhöhepunkt passt also ziemlich gut in Schusters Rechenspielchen, zumal Freund bei der WM obendrein als Titelverteidiger antritt. „Im Moment ist es vielleicht ein gefestigtes Bild“, sagt Freund zu den Kräfteverhältnissen zwischen ihm und Prevc. „Aber da kann noch viel passieren.“

Den Optimismus dafür zieht der 27-Jährige vor allem aus seinen Topplatzierungen bei der Tournee. Mit Rang zwei gelang ihm das beste Ergebnis eines Deutschen seit Sven Hannawald vor 13 Jahren, der damals ebenfalls Zweiter geworden war. Deshalb empfindet auch Schuster eine „große Genugtuung“ angesichts der geleisteten Arbeit. Nun kreisen seine Gedanken aber besonders darum, wie der letzte Rückstand auf Prevc aufgeholt werden kann. „Der Unterschied zwischen beiden ist derzeit das zweite Flugdrittel“, sagt der 46-Jährige. „Da fliegt Prevc noch sauberer, ist noch näher am Ski und holt so ein paar Meter mehr raus.“

Das größte Problem bei Schusters Aufholplan ist eben Peter Prevc. Der 23-Jährige, der sich selbst als etwas phlegmatisch beschreibt, war am späten Mittwochabend in außergewöhnlicher Plauderlaune. Er entschuldigte sich sogar bei den Journalisten. „Ich weiß, es ist echt hart für euch, weil ihr so wenige Worte von mir bekommt“, sagte er. „Aber ich bin es einfach nicht gewöhnt, so viel zu reden.“ Und danach stellte Prevc klar, dass er sich mit dem Tournee-Sieg, den er mit einem neuen Punkterekord errungen hatte, nicht zufrieden geben werde. Auch er hat ja die nächsten Stationen genau im Blick. „Ich werde alles dafür tun, um mein Niveau zu halten“, betonte Prevc. Wenn ihm das gelingt, wird Schusters Rechnung wohl nicht aufgehen.

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