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Das Ziel vor Augen. Für Viktoria Rebensburg werden es die letzten Olympischen Spiele sein.

© dpa

Ski Alpin: Knapp daneben ist auch vorbei

Es sollte der Tag der deutschen Skirennläufer werden. Doch Viktoria Rebensburg und Thomas Dreßen landen "nur" auf den Plätzen vier und fünf.

Die Umarmung hat gut getan. Viktoria Rebensburg hatte sich schon auf den Weg aus dem Skistadion gemacht, als sie plötzlich von Maria Rosa Quario gedrückt wurde. Die Italienerin war früher selbst Skirennläuferin, jetzt ist sie Journalistin und Fan ihrer Tochter Frederica Brignone. Und die hatte im Gegensatz zu Rebensburg an diesem Donnerstag Grund zur Freude, weil sie im olympischen Riesenslalom zwölf Hundertstelsekunden schneller fuhr als die Deutsche und damit Bronze gewann hinter Siegerin Mikaela Shiffrin aus den USA und der Norwegerin Ragnhild Mowinckel. Für Rebensburg gab es nur Blech – wieder einmal.

Dabei wirkte Viktoria Rebensburg eigentlich gar nicht so, als ob sie getröstet werden musste. Sehr gefasst nahm sie ihren vierten Platz hin, der für sie wie eine Niederlage war. „Es ist bitter, aber es ist so, wie es jetzt ist. Das ist das Leben, meins wird trotzdem weitergehen“, sagte die 28-Jährige. Die Erfahrung, das Podest ganz knapp zu verpassen, hat sie vor fast genau einem Jahr schon einmal gemacht, bei der WM in St. Moritz war sie Vierte im Super-G geworden. „Das hätte ich nicht unbedingt noch einmal gebraucht.“ Allerdings wäre die Medaille damals wegen einer für sie schwierigen Saison fast schon überraschend gewesen, jetzt war überraschend, dass sie keine gewann.

Auch Thomas Dreßen hatte bei der Abfahrt der Männer auf ein bisschen mehr gehofft, nachdem er in dieser Saison das legendäre Rennen in Kitzbühel gewonnen hatte. Als Fünfter in der Abfahrt sorgte er beim Sieg des Norwegers Aksel Lund Svindal jedoch für das beste Winterspiele-Resultat eines deutschen Abfahrers seit 26 Jahren. „Wahrscheinlich bin ich die ein oder andere Passage zu sauber gefahren, aber mei, das sind Sachen, da lernt man draus für die Zukunft“, sagte der 24-Jährige. Zuletzt war Markus Wasmeier als Abfahrts-Vierter bei Olympia 1992 in ähnliche Sphären gefahren.

Als Führende im Disziplin-Weltcup galt Rebensburg als große Gold-Favoritin

Rebensburg war Anfang Februar zur ihren dritten und, wie sie angekündigt hat, letzten Winterspielen mit der Gewissheit gereist, in ihrer Lieblingsdisziplin gewinnen zu können, zum zweiten Mal nach 2010. Drei Weltcup-Rennen hat sie in dieser Saison bereits für sich entschieden. Für die beiden Ausrutscher mit Platzierungen jenseits der Top Ten gab es Erklärungen: Krankheit, fehlende Frische und nicht ganz optimales Material. Als Führende im Disziplin-Weltcup galt sie deshalb als große Gold-Favoritin.

Diese Rolle füllte sie im ersten Durchgang zunächst auch aus. Sie war schnell unterwegs, bis sie im unteren Abschnitt eine Welle übersah, von der Linie abkam und deshalb mit 0,89 Sekunden Verspätung das Ziel erreichte. Ein Malheur, das ihr eigentlich nicht hätte passieren dürfen, zumal sie am Start von den Betreuern noch auf die Wellen hingewiesen worden war. Aber als Achte war noch nichts verloren. Denn Rebensburg kennt sich nicht nur mit Blech-Medaillen aus, sondern vor allem mit dem Aufholen von Rückständen bei wichtigen Rennen. Bei ihrem Olympiasieg 2010 war sie nach dem ersten Lauf Sechste gewesen, vor vier Jahren bei ihrer Bronzemedaille in Sotschi ebenfalls, und bei der WM 2015 in Vail verbesserte sie sich sogar vom elften auf den zweiten Platz.

Aber anders als in Pyeongchang gehörte Rebensburg bei jenen Ereignissen nie zu den großen Favoritinnen. Aufgeholt hat sie auch dieses Mal, vier Plätze mit einem guten aber keinen überragenden zweiten Lauf. „Ich habe schon alles riskiert, aber es ist nicht so leicht, da Zeit herauszufahren.“ Noch bleibt ihr am Samstag der Super-G. Weil sie sich auf den Riesenslalom konzentriert hat, sagt Rebensburg, wird das „so ein bisschen eine Wundertüte“. Ihre letzte Olympia-Chance hat sie noch nicht vergeben, aber ihre beste.

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