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Vor rund einem Jahr trug die Turnerin Sarah Voss bei der Europameisterschaft in Basel einen schwarz-rot-weißen Ganzkörperanzug.

© dpa/ Georgios Kefalas

Selbstbestimmung im Turnen: Voss sieht bei den Outfits für Athletinnen ein Umdenken im Turnen

Im vergangenen Jahr trug Voss bei Olympia einen Ganzkörperanzug und stieß damit eine weltweite Debatte an. Nun hat sie den Fair-Play-Preis des DOSB erhalten.

Es war ein starkes Zeichen: Vor rund einem Jahr trug die Turnerin Sarah Voss bei der Europameisterschaft in Basel einen schwarz-rot-weißen Ganzkörperanzug. Damit trotzte sie nicht nur dem Dresscode, der eigentlich ein knappes Outfit vorsieht, sondern löste darüber hinaus eine internationale Debatte über Sexualisierung im Leistungssport aus.

Dem schlossen sich ihre Kolleginnen, die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz und die Stuttgarterin Kim Bui, bei den Olympischen Spielen in Tokio an: Gemeinsam wollte sie ein Statement setzen, denn die engen Trikots, die vom Schnitt her eher Badeanzügen ähneln, empfinden viele Sportlerinnen schon länger als unangenehm.

Damals zeigte Voss sich „stolz darauf, dass ich die Erste war“. Auch Seitz betonte in einem Interview: „Schönes Turnen hat nichts damit zu tun, dass man das auch geil findet.“

Nun wurde Voss vor wenigen Tagen mit dem Fair-Play-Preis des Deutschen Sports ausgezeichnet - gestiftet vom Verband Deutscher Sportjournalisten und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). . In der Begründung heißt es, dass Voss „ein starkes Zeichen gegen die Sexualisierung im Sport“ gesetzt habe.

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Die Jury-Vertreterin Gudrun Doll-Tepper sagte: „Mit der Wahl ihres Wettkampfoutfits verlieh Sarah Voss diesem wichtigen Thema zum einen eine Plattform und zeigte zum anderen allen Betroffenen einen einfachen und effektiven Weg, sich zu wehren. Damit entfaltet sie eine Strahlkraft auch über den Sport hinaus.“

Bis heute sei die Sexualisierung von Frauen und Mädchen ein „brandaktuelles Thema“, was durch Voss sowohl in den klassischen als auch sozialen Medien viel Aufmerksamkeit erhalten habe.

Das Thema Selbstbestimmung rückt in den Vordergrund

Voss sieht mittlerweile positive Entwicklungen in ihrer Sportart. „Ich glaube, dass ein Anstoß für Veränderung geschafft ist. Ich gehe aber davon aus, dass es zwar noch ein bisschen Zeit braucht, aber dass man dann bald noch öfter Athletinnen in langen Anzügen sehen wird“, sagte sie der Funke Mediengruppe.

Das Thema Selbstbestimmung sei deutlich in den Vordergrund gerückt. Dabei bezog sie sich auch auf andere Sportarten wie Beachhandball, wo die norwegischen Handballerinnen im vergangenen Jahr ein Zeichen setzten, indem sie bei der EM statt Bikinihosen lieber Shorts trugen.

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Der Protest erlangte weltweite Aufmerksamkeit, sodass sogar Sängerin Pink anbot, die Strafe der Spielerinnen zu zahlen. Mit Erfolg: Mittlerweile hat der Weltverband auf Druck der skandinavischen Sportministerien die Regeln entsprechend geändert.

Ganz so weit ist es im Turnen noch nicht, eine Regeländerung scheint nicht in Erwägung gezogen zu werden. Dabei haben sich nicht nur Teamkolleginnen angeschlossen, sondern auch Athlet*innen anderer Länder. Und die Männer, bei denen es üblich ist, in langen Hosen zu turnen, zeigen, dass die Leistung nicht leidet.

Voss sagte der „Tagesschau“, dass es auch Turnerinnen gäbe, die die neuen Anzüge zwar schön fänden, sie aber selbst nicht tragen wollten. Das sei auch okay so. „Es soll aber jede für sich selbst entscheiden, wie sie sich am wohlsten fühlt.“ Das war ja schließlich auch ihre Motivation, das Outfit zu wechseln.

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