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Hartes Ringen, aber kein Ertrag für Schalke. Seit elf Spielen ist S04 ohne Sieg.

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Seit elf Spielen ohne Sieg in der Bundesliga: Nicht einmal mehr Huub-Stevens-Fußball hilft Schalke

Schalke versucht es gegen Werder mit Mauerfußball und scheitert. Das liegt vor allem an einem fatalen Tänzchen mit dem Ball im Mittelfeld.

Ob sich Trainer David Wagner vor dem Spiel den Rat der Schalker Trainerlegende Huub Stevens geholt hatte, der am Samstag einer der wenigen Besucher im Stadion war? Stevens hatte die für Fußballfeinschmecker sehr schwierige Maßgabe „die Null muss stehen“ für die Spiele unter seiner Leitung ausgegeben.

Die Stevens-Schalker waren dann auch sehr gut darin, „Beton anzurühren“, wie es im Fußballersprech heißt, sprich: mit gesunder Härte das eigene Tor zu schützen. Auch am Samstag versuchten es die Schalker mit der Taktik aus vergangenen Zeiten. Doch das Original ist eben immer besser als die Kopie. Wagners Defensiv-Experiment im Heimspiel gegen Werder Bremen ging schief. Schalke unterlag 0:1 (0:1) und wartet damit seit inzwischen elf Spielen auf einen Sieg in der Bundesliga.

Für die Bremer dagegen war der Erfolg ein weiterer wichtiger Schritt, um den Klassenverbleib doch noch zu schaffen. Derzeit liegt die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt mit 25 Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz.

Es war ein erstaunliches Bild, was sich anfangs auf dem Platz bot. Die Schalker hatten nicht viel Lust, Konstruktives zu diesem Spiel beizutragen. Das ging schon damit los, dass sie die Bremer drei, vier Minuten warten ließen, ehe sie das Spielfeld betraten. Und als es dann endlich losging, überließen die Schalker Spieler dem Gegner den Ball und wurden nur auffällig, indem sie ihren Gegenspieler in die Beine traten.

Immer wieder lagen Bremer Spieler (Kevin Vogt, Milot Rashica) mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen. Immer wieder formten die Schalker Spieler nach ihren Fouls mit ihren Händen einen Ball (Michael Gregoritsch), ganz so, als hätten sie das Spielgerät und nicht die Knochen des Gegners getroffen. Die Gäste aus Bremen ließen sich von dem Huub-Stevens-Fußball nicht beeindrucken. Sie bissen auf die Zähne und starteten weiter ihre Angriffe.

Todibo hat einen kreativen Impuls

Paradoxerweise war es dann ein kreativer Impuls des Schalker Spielers Jean-Clair Todibo, der für die Bremer Führung verantwortlich war. Todibo verspürte offenbar Lust, ein paar Bremer auf Höhe der Mittellinie mit dem Ball auszutanzen. Nur luchste ihm der Bremer Davy Klaasen den Ball ab. Wenige Momente später zappelte der Ball im Netz. Leonardo Bittencourt hatte den durch Todibos Fauxpas verursachten Konter mit einem wunderschönen Treffer abgeschlossen (32. Minute).

Wer dachte, die Schalker würden nun ihren Defensivkick aufgeben, sah sich getäuscht. Weiter blieb Bremen in Ballbesitz, weiter galt das Augenmerk der Schalker eher den Beinen der Gegner als dem Ball. Zur Pause hatten die Gäste 70 Prozent Ballbesitz.

Viel schlimmer konnten die Gastgeber in der zweiten Hälfte kaum auftreten, und ganz bestimmt ist man in Schalke derzeit gar nicht sooo traurig, dass wegen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Dabei hätten diese in der zweiten Hälfte schon Grund gehabt, hier und da mal in die Hände zu klatschen. Schalke wollte nun nicht mehr Beton anrühren, plötzlich spielte das Team nach vorne. Die erste große Chance hatte dabei Gregoritsch nach knapp einer Stunde, als er nach einer Standardsituation aus zehn Metern den Ball über das Tor jagte.

Von Bremen kam nun gar nichts mehr. Sie spielten ein bisschen wie Schalke vor dem Halbzeitpfiff: defensiv, destruktiv und teilweise hässlich. So holte sich etwa Werders Angreifer Yuya Osako nach einem Ellenbogenschlag gegen Juan Miranda eine Gelbe Karte ab.

Trotz dieser Verdrehung des Spielgeschehens gab es ein Problem für die Gastgeber: Sie schafften es einfach nicht, sich gefährliche Torchancen herauszuspielen. Die Bremer standen in der Verteidigung gut, und im Gegensatz zu den Schalkern machte von ihnen auch keiner Anstalten, aus der Lust am kreativen Spiel heraus einfach mal ein riskantes Tänzchen zu wagen. So blieb es bei dem einem Törchen von Bittencourt. (Tsp)

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