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Alle auf einen: Die Schalker beschweren sich bei Schiedsrichter Marco Fritz

© Team 2/imago images

Schwammige Regeln in der Bundesliga: Alle Handspiele sind gleich, aber manche sind gleicher

Nach dem 0:3 gegen den FC Bayern beschweren sich die Schalker zurecht über Schiedsrichter-Entscheidungen. Das Problem ist die Handspielregel. Ein Kommentar.

Im Fußball haben sich, man muss das so deutlich sagen, ein paar wirklich fürchterliche Marotten etabliert. Gemeint sind hier nicht explizit Schwalben, Rudelbildung, ständiges Reklamieren, Zeitspiel oder andere gravierende Unsportlichkeiten.

Gemeint ist eine Unsitte, die man auch am zweiten Bundesliga-Spieltag wieder beobachten konnte, im Spiel zwischen Schalke 04 und dem FC Bayern zum Beispiel: Sobald ein Verteidiger den Ball im Strafraum mit einem anderen Körperteil als seinem Fuß berührt, brüllen tausende Kehlen von der Tribüne: „Haaaaaand!“ Selbst die Zaunkönige im Oberoberrang haben es mit ihren Argusaugen natürlich besser gesehen als die Herren und Damen Unparteiischen.

Im konkreten Fall muss man allerdings festhalten: So ganz unberechtigt waren die Beschwerden der Schalker nicht. Zunächst sprang der Ball nach einem Kopfball von Matija Nastasic an den abgespreizten Arm von Benjamin Pavard, wenig später lenkte Ivan Perisic die Kugel nach einem Freistoß von Daniel Caligiuri mit dem Unterarm ins Toraus – und in beiden Fällen blieb die Pfeife von Schiedsrichter Marco Fritz stumm.

Schiedsrichter versteht Empörung, sieht aber keine „100-prozentig falsche Entscheidung“

Es gab keinen Elfmeter für die Schalker, obwohl es durchaus gute Argumente für ein strafbares Handspiel gegeben hätte.

Wobei: Was heißt hier durchaus gute Argumente? Sollte eine Regel nicht so zweifelsfrei formuliert sein, dass sie keinen Spielraum für Interpretationen lässt, dass sie verbindlich für alle gilt? Genau hier liegt hier das Problem der Handspielregel, die nach massiven Beschwerden in der vergangenen Saison überarbeitet und modifiziert worden ist: Sie ist und bleibt einfach schwammig.

„Ich bin auf die Erklärung gespannt, weil ich es gerne verstehen würde“, sagte Schalkes Trainer David Wagner nach dem 0:3 gegen die Bayern. „Aus meiner Sicht hätten wir zwei Handelfmeter bekommen müssen.“

Schiedsrichter Fritz räumte ein, dass er die Empörung verstehe, betonte aber: „Eine 100-prozentig falsche Entscheidung von mir war es nicht.“ Offensichtlich gilt in der Fußball-Bundesliga eine Regel, die George Orwell bereits vor 75 Jahren in seiner Fabel „Animal Farm“ aufgeschrieben hat: „Alle Tiere sind gleich“, heißt es da, „aber manche sind gleicher.“

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