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Schwieriger Fall. Gegen Köln lief Krzysztof Piatek als zweiter Stürmer neben Jhon Cordoba auf. Richtig bedrohlich aber wirkte Herthas Angriff nicht.

© dpa

Schwächere Ausbeute als vor einem Jahr: Es bleibt zäh für Hertha BSC

Dass ein 0:0 beim bemitleidenswert schlechten 1. FC Köln schon als Fortschritt gewertet wird, sagt einiges über den aktuellen Zustand von Hertha BSC.

Unmittelbar vor dem Ende hielt das Spiel noch eine Szene bereit, die ganz gut belegte, warum der 1. FC Köln im Moment da steht, wo er steht. Es gab Eckball für die Kölner und damit für sie die unverhoffte Chance, aus dem 0:0 doch noch ein 1:0 zu machen.

Tatsächlich wäre fast ein Tor gefallen, allerdings nicht für die Kölner, sondern gegen sie. Aus der Ecke entwickelte sich ein Konter für Hertha BSC, bei dem sich die Kölner am Ende vor dem eigenen Strafraum in einer Zwei-gegen-vier-Unterzahl wiederfanden. Doch wie Hertha diesen Konter ausspielte, das belegte ganz gut, warum die Mannschaft im Moment da steht, wo sie steht. Die Pässe gerieten zu unsauber, Matheus Cunha versuchte es mit einem Hackentrick und blieb an einem Kölner Abwehrbein hängen.

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„Wir wissen, dass wir zwei Punkte liegen gelassen haben“, sagte Herthas Trainer Bruno Labbadia nach dem 0:0 in Köln. „Uns hat einfach das nötige Spielglück gefehlt, um die Tore zu machen.“ Auf drei richtig gute Chancen verwies er. Den verschlampten Konter am Ende hatte er nicht einmal mitgezählt.

Dabei stand dieser missglückte Angriff in gewisser Weise stellvertretend für den Zustand von Hertha BSC im Winter 2020/21. Ein bisschen was fehlt immer.

Der Auftritt in Köln war ohne Zweifel ein Fortschritt im Vergleich zur deprimierenden Niederlage in Bielefeld eine Woche zuvor. „Das, was wir uns vorgenommen hatten, haben wir gemacht“, sagte Labbadia. „Das Manko ist, dass wir das Spiel nicht für uns entschieden haben.“

Die ganze Komplexität überfordert Hertha BSC

Hertha begegnete dem angeschlagenen Gegner mit der unabdingbaren Leidenschaft, trat deutlich geschlossener auf als in Bielefeld und war damit in der Defensive wesentlich stabiler. Bereits zum fünften Mal blieb die Mannschaft in dieser Saison ohne Gegentreffer – nur die Spitzenteams aus Leipzig (sieben) und Dortmund (sechs) kommen in dieser Kategorie auf noch bessere Werte.

Aber Hertha ist mit der ganzen Komplexität des Spiels noch überfordert. Wenn sich die Mannschaft wie in Köln auf eine seriöse Verrichtung der Defensive versteift, geht das fast zwangsläufig auf Kosten der offensiven Durchschlagskraft. Und das selbst gegen einen Gegner wie den 1. FC Köln, dessen Angriffsbemühungen von bemerkenswerter Schlichtheit und bemitleidenswert schlecht waren.

Herthas Problem ist die Toranbahnung aus dem Mittelfeld. Bedingt durch die personellen Probleme und durch die Systemumstellung auf ein 4-4-2 mit der Doppelspitze Jhon Cordoba/Krzysztof Piatek bot Labbadia Dodi Lukebakio als Zehner auf. „Wir wussten, dass wir nicht den idealen Zehner haben“, sagte Herthas Trainer, „aber wir wollten unbedingt mit zwei Stürmern spielen und mussten Kompromisse machen.“ Die Idee mit Lukebakio als Mann für die kreativen Momente war ein bisschen zu viel Kompromiss. Labbadia gab zu, dass der Aushilfszehner zu viele falsche Entscheidungen getroffen hatte: „Dodi kann das auf alle Fälle besser.“

Labbadias Plan funktionierte nur punktuell

Überhaupt funktionierte Labbadias Plan nur punktuell. Zweimal schaltete seine Mannschaft nach Ballgewinnen zügig um, zweimal suchte sie den direkten Weg in die Spitze, beide Male wurde Piatek perfekt freigespielt, der jedoch in der ersten Halbzeit an Kölns Torhüter Timo Horn scheiterte und in der zweiten mit seinem Schuss das Tor knapp verfehlte.

Die zweite dieser Gelegenheiten bereitete Matheus Cunha vor, dessen Einwechslung noch einmal einen positiven Effekt auf Herthas Offensivspiel hatte. Für Labbadia war das eine Bestätigung, „warum es sich immer lohnt, ihn mitzunehmen“. Selbst wenn Cunha wie in der vergangenen Woche kaum trainieren konnte. Sein Fehlen ist nur schwer zu kompensieren, die Abhängigkeit von ihm und seinen Ideen dadurch aber auch gefährlich groß.

So ist und bleibt diese Spielzeit für Hertha vor allem: zäh. Fast scheint es, als hätte sich die Saison im Sommer entschieden, es den Berliner nicht allzu leicht zu machen. Und bisher gibt es keinerlei Anzeichen, dass sie von diesem Entschluss abgehen könnte. „Wir haben einen Punkt auswärts geholt. Das müssen wir jetzt positiv sehen“, sagte Kapitän Niklas Stark nach dem 0:0 in Köln. So reden Spieler im Abstiegskampf.

Die Zahlen geben Stark recht: Hertha hat derzeit sogar einen Punkt weniger als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison.

Vor einem Monat, nach dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach, haben sie bei Hertha noch frohlockt, dass jetzt alle starken Gegner gespielt seien und nun die machbaren Aufgaben anstünden. Gegen Mainz, Freiburg, Schalke, Bielefeld und Köln holte die Mannschaft dann aber im Schnitt sogar weniger Punkte als in den ersten elf Spielen der Saison.

Mit dem Vierzehnten Hoffenheim und dem Zwölften Bremen stehen nun erneut zwei machbare Aufgaben für Hertha an. Danach ist es zum Glück erst einmal vorbei mit den leichten Gegnern.

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