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Sport: Schuss, Aus, Tor

Warum ein regulärer Eishockey-Treffer der Düsseldorfer EG nicht zählt

Dass Lance Nethery verstimmt war, war unschwer zu erkennen. Mit grimmigem Blick schaute sich der Manager der Düsseldorfer EG die Bilder an, die ihm der Premiere-Reporter in den Katakomben der Kölnarena vorspielte. „Der Puck war klar drin, aber ich sage nichts über den Schiedsrichter. Das bringt mir nur Ärger ein“, schimpfte der Kanadier. Man konnte ihn gut verstehen. Ein skurriles Eishockey-Spiel mit ärgerlichem Ende lag hinter ihm. Im rheinischen Derby zwischen den Kölner Haien und Düsseldorf hatten am Sonntag einfach keine Treffer fallen worden. So stand es vor 18 355 Zuschauern nach regulärer Spielzeit und der Verlängerung 0:0.

Im Penaltyschießen traf Sebastian Furchner im dritten Versuch für Köln, danach war Düsseldorfs Patrick Reimer an der Reihe. Seinen Schuss wehrte Kölns Torhüter Travis Scott mit der Schulter ab. Schiedsrichter Christian Oswald entschied schon in diesem Moment auf „kein Tor“ und auf Sieg für Köln. Eine krasse Fehlentscheidung, denn danach sprang der Puck in die Luft, prallte an den Pfosten, sprang wieder aufs Eis zurück – und dann hinter die Linie.

„Ich habe dem Schiedsrichter gesagt, er solle sich das Video anschauen, aber das wollte er nicht“, sagte DEG-Trainer Slavomir Lener. Auf einen Protest bei der Deutschen Eishockey Liga (DEL) werden die Düsseldorfer dennoch verzichten. „Das bringt doch sowieso nichts“, meinte Lener.

Bringen wird Oswalds Patzer aber auf jeden Fall die ungefähr fünfhundertste Diskussion über die verbesserungswürdigen Leistungen der DEL-Referees. Holger Gerstberger, der Schiedsrichterbeauftragte der DEL, gestand ein: „Das hätte nicht passieren dürfen. Der Schiedsrichter hat zu früh gepfiffen. Eine Aktion ist erst beendet, wenn der Puck vollständig zur Ruhe gekommen ist.“

Der Schiedsrichter-Ausschuss der Deutschen Eishockey-Liga werde über den Fall beraten, heißt es. Gerstberger sagt: „Es ist möglich, dass Christian Oswald eine Denkpause bekommt.“ Am Ergebnis wird sich indes kaum etwas ändern. Es wird aufgrund der Tatsachenentscheidung Bestand haben.

Die Kölner ihrerseits sprachen derweil von ausgleichender Gerechtigkeit. „Natürlich war es ein Tor“, gab KEC-Manager Rodion Pauels unumwunden zu. „Aber uns ist vor kurzem auch ein Treffer nicht gegeben worden – und zwar im September beim 2:4 gegen die Eisbären Berlin.“ Damals erkannte Referee Daniel Piechaczek trotz Videobeweises ein recht deutliches Kölner Tor nicht an. Haie-Trainer Doug Mason schimpfte anschließend fürchterlich über den Schiedsrichter, nannte in gar „unehrlich“ – und wurde von der Liga zu 1000 Euro Geldstrafe verdonnert. Lance Nethery wusste schon, warum er am Sonntag zu dem Thema lieber schwieg.

Christiane Mitatselis[Köln]

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