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Sport: Schlussgong für einen Meisterboxer

Max Schmelings letzter Boxkampf, 1948 in der Waldbühne

Max Schmelings ProfiKarriere begann 1924 in Düsseldorf und endete 24 Jahre später in Berlin. Am 31. Oktober 1948 trat er, schon 43 Jahre alt, gegen den Hamburger Richard Vogt in den Ring der Waldbühne. Schmeling verlor seinen 70. und letzten Profikampf nach Punkten und trat noch im Ring zurück. Wir dokumentieren den Kampfbericht des Tagesspiegel-Korrespondenten Victor Hackenberger.

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Nach seinem verlorenen Kampf gegen Richard Vogt in der Berliner Waldbühne erklärte Max Schmeling, dass die Begegnung mit dem deutschen Halbschwergewichtsmeister sein letzter Kampf gewesen sei. Der frühere Weltmeister hatte nunmehr erkannt, dass ein Comeback, wie er es sich vorstellte, in seinem Alter nicht möglich ist. Nach der Erklärung des bedeutendsten deutschen Boxers früherer Jahre verstummten auch die Unzufriedensten, und Beifall begleitete Schmeling auf seinem letzten Gang vom Ring zur Kabine. Jeder fühlte, dass hier ein Sportsmann, der die größten Verdienste um den deutschen Boxsport hatte und der den Versuch unternahm, durch seine Wiederkehr der Bewegung weiter von Nutzen zu sein, trotz der Niederlage sich einen guten Abgang verschaffte. Schmeling hat, wie kein anderer vor und nach ihm, die größten Triumphe im Boxring gefeiert.

Wir haben Schmelings ersten und letzten Kampf in Berlin erlebt, im Oktober 1924, als er gegen Diekmann im Sportpalast wegen starker Verletzung aus dem Ring genommen wurde, und jetzt in der Waldbühne, als er gegen Meister Vogt keine Runde gewinnen konnte und nach Punkten verlor. Damals erkannte man in Schmeling den kommenden Meister, heute gratulieren wir ihm zu dem Entschluss, seine Laufbahn als beendet zu betrachten.

Wir bescheinigen gern, dass der Waldbühnen-Kampf mehr war als ein Schaukampf, und unsere Behauptung, dass der Nachwuchs von Schmeling viel profitieren könne, halten wir auch nach diesem letzten Kampf aufrecht. Sein Stil ist immer noch vorbildlich. Der große Nachteil gegenüber dem Halbschwergewichtsmeister war die mangelnde Reaktionsfähigkeit. Ohne schnelles Erfassen der Situation ist ein Konterboxer hilflos. Und das hatte Richard Vogt bald erkannt; er konnte ohne Gefahr angreifen, was er auch tat. Die natürliche Folge war, trotz der immer noch guten Deckung Schmelings, ein ständig wachsender Punktgewinn, der nach unserer Rechnung bis zum Schlussgong auf zwölf angestiegen war. Vogt war in prächtiger Form, arbeitete unüberwindlich mit seiner Linken und traf fast in jeder Runde auch rechts. Schmeling ging, bis auf wenige Treffer, leer aus; seine einst gefürchtete Rechte blieb stets im Ansatz stecken.

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