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War auch als Gesprächspartner gefragt. Roland Baar hatte eine differenzierte Haltung zu Themen des Sports, der Technik und der Wirtschaft.

© Imago/Martin Hoffmann

Schlagmann des Deutschlandachters: Zum Tod von Roland Baar: Die Maschine im Kopf, den Mensch im Sinn

Er war der prägende Ruderer seiner Generation und verkörperte die Intelligenz seiner Sportart. Mit 53 Jahren ist Roland Baar bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Von Weitem kann die Bewegung eines Ruderboots, vor allem die eines Achters, aussehen wie eine Maschine. Mit mechanischer Präzision tauchen die Ruderblätter ein, gleichmäßig gleitet das Boot übers Wasser. Im Innern des Boots geht es jedoch zutiefst menschlich zu und kaum jemand hat beides so gut miteinander verbunden wie Roland Baar, den Blick fürs Maschinelle und den Sinn fürs Menschliche.

In seiner Generation war er der herausragende Ruderer. Als Schlagmann führte er den Deutschlandachter zu fünf WM-Titeln, bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 gewann er die Bronzemedaille, vier Jahre später in Atlanta Silber. Nach dem Ende seiner Karriere zeichnete der Internationale Ruder-Verband Baar als bisher einzigen Athleten des Deutschlandachters mit der Thomas-Keller-Medaille für sein sportliches Lebenswerk aus.

Generationen von Ruderern sind an Baar gemessen worden, schrieb Martin Sauer über ihn, der Steuermann, des Deutschlandachters: „Grund war nicht nur Roland Baars Erfolg, sondern gerade dass sein eigenwilliger Stil wie ein Spiegel eines unbändigen Willens wirkte, mit dem er sich und seine Mannschaften zu gemeinsamen Zielen und über Widerstände hinweg vorantrieb.“

IOC-Mitglied, Ombudsmann der Nada, TU-Professor

Es ist eine Eigenheit des Ruderns, dass seine herausragenden Athleten besonders willensstark und intelligent sind, nicht umsonst ist Rudern ein idealer Universitätssport. Roland Baar war das beste Beispiel dafür. Als Schlagmann führte er sein Team durch Klugheit und Zielstrebigkeit. Seine Umsicht brachte ihn als Vertreter der Athleten für fünf Jahre ins Internationale Olympische Komitee. Später wurde er Ombudsmann der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

Baars Berufswunsch Ingenieur stand früh fest. Aber von seinem technischen Wissen hat sich der Niedersachse im Sport nicht blenden lassen. „Wenn du dich auf dein Gefühl verlässt und in dich reinhorchst, hast du viel mehr davon, als wenn dir die Maschine sagt, wie du es machen sollst“, hat er einmal im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt.

Nach einer Tätigkeit für den VW-Konzern und als Entwickler von Turboladern für die Voith AG übernahm er an der TU Berlin eine Professur für Verbrennungsmotoren. „Ich habe viel mitgenommen aus dem Sport in den Beruf“, sagte er, „aber das sind alles menschliche Aspekte. Prozesse, die unter Menschen wichtig sind, Teamthemen, Leistungsthemen, Motivationsthemen.“

Am Wochenende ist Roland Baar bei einem Autounfall ums Leben gekommen, mit 53 Jahren. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.

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