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Mann für das Positive. Unter David Wagner läuft es in Gelsenkirchen.

© Kirchner/dpa

Schalkes Trainer David Wagner: Nie prätentiös, immer seriös

Schalke 04 steht auch dank David Wagner deutlich besser da als in der vergangenen Spielzeit. Der Trainer hat das Team von seiner Lethargie befreit.

Als der FC Schalke 04 am späten Mittwochnachmittag die Mitteilung versendete, dass Armine Harit seinen Vertrag bis Sommer 2024 verlängert hatte, war das ein deutliches Zeichen: Es zeigte, wie groß der Einfluss von David Wagner bereits innerhalb kürzester Zeit geworden ist.

Der Trainer des Ruhrgebietsklubs geht seiner Arbeit erst rund ein halbes Jahr in Gelsenkirchen nach und hat die einst herrschende Gemütslage nach der Fast-Abstiegssaison in eine positive Grundhaltung verändert.

Erst Problemfall, jetzt Shootingstar

Das gilt sowohl für das zuletzt von negativer Stimmung geprägte Umfeld als auch für die mannschaftsinterne Wahrnehmung. Und diese emotionale Schalker Einhundertachtzig-Grad-Wende führte nun dazu, dass Harit, der Schalker Shootingstar der aktuellen Saison, plötzlich doch länger bleiben möchte – obwohl er in der Vorsaison noch als ernster Problemfall und gar Störenfried im Mannschaftsgefüge angesehen wurde und lieber heute als morgen den Klub verlassen sollte.

Der Klub hat eine Metamorphose im Eiltempo durchlebt, weil Wagner seine Aufgaben so unprätentiös, seriös und unaufgeregt erledigt, wie es in der Bundesliga selten geworden ist. Das kommt, trotz aller Strömungen und unterschiedlicher Tendenzen bei diesem Großklub, an – und führt zur allgemeinen Beruhigung.

Fans und Verantwortlichen vermittelt Wagner das Gefühl, dass die Mannschaft, der Klub, in guten Händen ist. Der Trainer erledigt seine Aufgaben pflichtbewusst, aber auch mit einer Portion Mut – und spricht darüber, wie es auch Klempner und Fliesenleger über ihre Berufe machen könnten. Leidenschaftlich und klar in der Sache, aber so bodenständig wie nötig.

„Wir sind immer hungrig und gierig. Und wir wollen eine Entwicklung durchlaufen. Wir sind da auf einem guten Weg, aber wir sind noch weit davon entfernt, diesen beendet zu haben“, sagt Wagner häufig so oder so ähnlich, auch nach Siegen, die in der frühen Saisonphase auch den Trainer selbst verblüfft haben. „Es ist schon erstaunlich, wie viel schon so gut funktioniert“, bemerkte Wagner etwa nach dem knappen Heimerfolg gegen den stark aufspielenden 1. FC Union vor zwei Wochen.

Schalker Liebling. Amine Harit verlängerte seinen Vertrag bis 2024.
Schalker Liebling. Amine Harit verlängerte seinen Vertrag bis 2024.

© Stefan Puchner/dpa

Dabei ist das, was der 48 Jahre alte Fußballlehrer innerhalb seiner kurzen Tätigkeit am Berger Feld bewirkt hat, überaus bemerkenswert. Eines der wesentlichen Ergebnisse von Wagners Arbeit ist, dass er eine in sich nicht mehr harmonierende Mannschaft innerhalb der kurzen Zeit der Saisonvorbereitung wieder zusammengefügt und aus einer unerklärlichen Lethargie befreit hat.

Der Schlüssel zum Erfolg: „Der Trainer redet viel mit uns und gibt uns viel Vertrauen“, sagt etwa Mittelfeldspieler Suat Serdar. Auch der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler blüht in dieser Spielzeit unter Wagner so richtig auf und ist Anfang Oktober erstmals in die deutsche Nationalmannschaft berufen worden.

Die Schalker Spieler dürfen wieder dem nachgehen, was alle Fußballprofis am liebsten machen und weshalb sie diesen Beruf ergriffen haben: dem Fußballspielen. Die Zeit des Dauer-Verteidigens und des Zauderns und Zögerns der vergangenen Jahre ist passé.

Unter Wagner geht es darum, das gegnerische Tor so schnell es geht anzuvisieren. Rückpässe sind nur erlaubt in zwingend notwendigen Situationen, Querpässe sollen ebenfalls so gut es geht vermieden werden. Wagner versucht das eigentliche Ziel des Fußballs zu verfolgen, das Erzielen von Toren, ohne dabei die defensive Orientierung zu vernachlässigen.

Schalkes Spieler gewinnen die meisten Zweikämpfe

Für ihn stellt das Spiel keine eigene Wissenschaft dar, sondern ist vielmehr eine komplexe Sportart, die trotz vieler technischer Hilfsmittel immer noch grundsätzliche und traditionelle Handlungsweisen erfordert. Und diese haben seine Spieler unter ihm wiederentdeckt.

Nicht zufällig führen die Schalker die Bilanz der gewonnenen Zweikämpfe in der Liga vor dem kommenden Spieltag an. Die Königsblauen sind zudem das Team, das die meisten Sprints absolviert und die drittmeisten intensiven Läufe abgespult hat. Mit dieser körperlich intensiven Spielweise haben die Schalker nach 14 Spieltagen bereits 25 Tore erzielt und sind auf Platz vier geklettert. Im Vorjahr lag der Klub zu diesem Zeitpunkt der Saison mit 15 Treffern auf Rang 13.

Gegen Eintracht Frankfurt geht es am Sonntagabend für die Schalker darum, die bislang geglückte Hinrunde fortzusetzen und einen erfolgreichen Endspurt einzuleiten. „Die letzten drei Spiele geben einen Trend vor. Aber dann kommen ja noch riesige Aufgaben. Aber es ist ein Trend“, sagt Wagner.

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