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Frustschutz, nicht Mundschutz: Düsseldorf verspielte gegen Köln den Derbysieg.

© Thilo Schmuelgen/dpa

Update

Schalke mit nächster Pleite, Leipzig trumpft auf: Düsseldorf vertändelt den Sieg gegen Köln

Bis zu 88. Minute sieht alles nach einem Düsseldorfer Derbysieg aus – dann schlägt Köln doppelt zu. Schalkes Formkrise wird bedrohlicher. Leipzig siegt locker.

Die Düsseldorfer schauten entgeistert durch das leere Stadion und rauschten wütend in die Kabine. Die Kölner klatschten sich nach ihrer kaum glaublichen Aufholjagd in den Schlussminuten fröhlich mit den Ellenbogen ab. Joker Anthony Modeste (88.) und Jhon Cordoba (90.+1) verhinderten beim 2:2 (0:1) am Sonntag die zweite Niederlage des 1. FC Köln in dieser Saison gegen den rheinischen Rivalen Fortuna Düsseldorf.

„Das fühlt sich an wie ein Sieg, definitiv. Wir haben bis zur letzten Minute gekämpft und uns den Punkt verdient“, sagte Kölns Torhüter Timo Horn bei Sky. „Vielleicht waren wir uns zu sicher“, meinte Düsseldorfs Kenan Karaman und sagte: „Es fühlt sich wie eine Niederlage an. Wir dürfen das Spiel nicht herschenken. So darf es nicht weitergehen. Das müssen wir auch mal kritisch ansprechen.“

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Karaman mit seinem vierten Tor aus den letzten vier Spielen (41.) und der schon im Hinspiel zum 2:0 erfolgreiche Erik Thommy (61.) hatten die eigentlich deutlich bessere Fortuna scheinbar klar auf die Siegerstraße gebracht. Torhüter Florian Kastenmeier parierte noch einen Foulelfmeter von Mark Uth (59.). „Wenn man einen Elfmeter verschießt, dann ist man dankbar. Die Jungs haben mir aus der Scheiße geholfen“, sagte Uth.

Düsseldorf verpasste durch das sechste Unentschieden im achten Spiel unter Trainer Uwe Rösler die große Chance, bis auf einen Punkt an Mainz auf dem rettenden 15. Platz heranzurücken. Köln hat dagegen mit weiterhin zehn Zählern Abstand auf die Fortuna auf dem Relegationsrang den Klassenerhalt bei noch sieben ausstehenden Spielen wohl sicher. Mit einem Sieg wäre der FC nach den Heimniederlagen von Freiburg, Wolfsburg und Schalke bis auf einen Zähler an den möglicherweise für die Europacup-Qualifikation reichenden siebten Platz herangerückt.

Erfreulich war beim FC das Comeback von Ismail Jakobs. „Es ist schön, wenn man vielleicht das erste Mal einen genesenen Spieler sieht. Einen Corona-Kranken und in Quarantäne befindlichen Spieler, der zurück ist“, sagte Trainer Markus Gisdol vor dem Anpfiff bei Sky.

Quereinsteiger: Anthony Modeste versucht es gegen Düsseldorf auf die spektakuläre Art.
Quereinsteiger: Anthony Modeste versucht es gegen Düsseldorf auf die spektakuläre Art.

© Thilo Schmuelgen/AFP

Sein Kollege Uwe Rösler musste auf den gesperrten Abwehrchef Kaan Ayhan verzichten, nahm noch drei weitere Wechsel vor und stellte von Dreier- auf Viererkette um. So standen die Gäste stabil. Und sie waren auch die aktivere Mannschaft in einer an Höhepunkten erschreckend armen ersten Halbzeit.

Die erste nennenswerte Torchance hatte dann auch die Fortuna, als Karaman nach schönem Pass von Kevin Stöger freistehend aus spitzem Winkel an Timo Horn scheiterte (21.). 20 Minuten später war der türkische Nationalspieler nach Ablage von Steven Skzybski erfolgreich, Toni Leistner fälschte seinen Schuss unhaltbar für Horn ab.

Nach der Pause waren die Kölner zumindest etwas aktiver, die große Chance zum Ausgleich ließ der sonst so treffsichere Uth jedoch gleich doppelt liegen. Zunächst traf die Schalker Leihgabe, die in jedem der vorherigen acht Spiele an mindestens einem Tor beteiligt war, den Pfosten. Nachdem Adam Bodzek ihn beim Nachschuss gefoult hatte, verschoss der gebürtige Kölner den Strafstoß - und scheiterte an Kastenmeier.

Gisdol wollte mit einem Dreifach-Wechsel einen weiteren Impuls setzen - und musste Sekunden später durch Thommy den entscheidenden Nackenschlag hinnehmen. Doch dann drehten die Kölner auf und retteten noch einen Punkt. Cordoba mit seinem elften Saisontor und Modeste mit seinem ersten Treffer seit dem 31. August machten das scheinbar Unmögliche noch möglich. Der mit Modeste eingewechselte Dominick Drexler hatte beide Tore vorbereitet

Der FC Schalke 04 setzt seine Talfahrt in der Fußball-Bundesliga hingegen ungebremst fort. Auch am zweiten Geisterspieltag nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs kassierte der Revierklub beim 0:3 (0:1) gegen den FC Augsburg am Sonntag eine bittere Niederlage. Das Team von Trainer David Wagner ist nunmehr seit neun Spielen bei einen Torverhältnis von 2:22 in Serie sieglos. Eduard Löwen mit einem direkt verwandelten Freistoß (6. Minute) und die eingewechselten Noah Joel Sarenren Bazee (76.) sowie Sergio Cordova (90.+1) beendeten die schwache Auswärtsserie der bayerischen Schwaben.

„Das schmeckt richtig gut. Das war eine lange Durststrecke“, jubelte Augsburgs Florian Niederlechner, der seinem Team beim Streamingdienst Dazn „ein richtig geiles Spiel“ bescheinigte. Erstmals nach fünf Spielen in der Fremde konnte der FCA wieder jubeln und seinem neuen Trainer Heiko Herrlich den ersten Dreier bescheren.

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„Ich freue mich riesig, dass es auch für mich losgeht“, sagte Herrlich vor der Partie. Für ihn war es die Premiere als FCA-Coach auf der Trainerbank. Eine Woche zuvor beim 1:2 gegen Wolfsburg hatte er freiwillig auf seinen Einsatz verzichtet, nachdem er während des Quarantäne-Trainingslagers vor dem Bundesliga-Neustart einkaufen war und die Regeln missachtet hatte. Mit Videoanalysen und Pressing-Training hatte er sein Team dann bestens auf die Aufgabe auf Schalke eingestellt. Herrlichs Laune verbesserte sich noch mehr, als er schon nach sechs Minuten erstmals jubeln durfte.

Löwen nahm bei einem direkten Freistoß aus 25 Metern zentral vor dem Schalker Tor Maß und brachte die Schwaben mit einem feinen Schuss in Führung. Mit dem ersten Treffer nach zuletzt vier Auswärtsspielen ohne eigenes Tor verhinderte er damit einen Vereins-Negativrekord der Augsburger, die zum ersten Mal überhaupt auf Schalke gewannen und im Kampf gegen den Abstieg wichtige Zähler sammelten.

Das Offensivspiel der nach dem 0:4 in Dortmund auf drei Positionen veränderten Königsblauen ließ erneut zu wünschen übrig. Der FCA stellte geschickt die Räume zu und stand defensiv stabil gegen die Schalker, denen es an auch durch das Fehlen von Amine Harit an Ideen im Mittelfeld mangelte. „Ich will nicht sagen, dass wir klar unterlegen waren. Wir waren von Anfang an aggressiv“, befand Schalkes Daniel Caligiuri, bemängelte aber eine zu schwache Chancenverwertung.

Bedient: Für die Schalker läuft es weiterhin nicht.
Bedient: Für die Schalker läuft es weiterhin nicht.

© Martin Meissner/REUTERS

Die beste Ausgleichschance hatte noch der neu in die Startelf gerutschte Rabbi Matondo nach einer knappen halben Stunde, doch Gäste-Schlussmann Andreas Luthe verhinderte per Fußabwehr das 1:1. Die niveauarme Begegnung nahm auch in der zweiten Hälfte kaum an Fahrt auf. Schalke hatte zwar fast dreimal so viel Ballbesitz wie der Gegner, machte aber nichts daraus. Auch mit der Hereinnahme von Edeljoker Ahmed Kutucu für den verletzten Suat Serdar nach 56 Minuten hatte Schalke nicht mehr Zug zum Tor. Chancen? Fehlanzeige.

Dagegen stand Schalkes Keeper noch einige Mal im Blickpunkt. In der 69. Minute parierte Markus Schubert einen Freistoß von Philipp Max. Mit dem 2:0 durch den kurz zuvor eingewechselten Sarenren Bazee verdiente sich Augsburg den ersten Bundesliga-Sieg im neunten Versuch in Gelsenkirchen am Ende redlich. In der Nachspielzeit erhöhte Cordova gar noch auf 3:0 für die Gäste. Schalke muss mehr denn um seine Europapokal-Rückkehr bangen.

Drin das Ding: Dem Schuss von Augsburgs Noah Sarenren Bazee können die Schalker nur hinterherschauen.
Drin das Ding: Dem Schuss von Augsburgs Noah Sarenren Bazee können die Schalker nur hinterherschauen.

© Martin Meissner/AFP

RB Leipzig bleibt in der Fußball-Bundesliga erster Verfolger des Spitzenduos aus München und Dortmund. Die Sachsen setzten sich am Sonntag beim 1. FSV Mainz 05 mit 5:0 (3:0) durch. Der stark aufspielende Nationalspieler Timo Werner (11./48./75.), Yussuf Poulsen (23.) und Marcel Sabitzer (36.) erzielten die Tore für die überlegenen Gäste. Bereits in der Hinrunde hatten die Leipziger ihren Gegner mit einem 8:0-Sieg düpiert. Ganz so deftig wurde es diesmal nicht.

Mit nunmehr 68 Toren hat RB damit jedoch den Bundesliga-Vereinsrekord von 66 Tore aus der Saison 2016/17 bereits nach 27 Spieltagen getoppt. Vor dem Gipfeltreffen zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Dienstag liegen die Leipziger drei Punkte hinter dem BVB und sieben hinter den Münchnern. Die Mainzer sind nach der ernüchternden Vorstellung Viertletzter der Tabelle. (dpa)

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