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Härtetest nicht nur für die Kamera: Breel Embolo und Schalke feierten ausgiebig.

© Wolfgang Rattay/Reuters

Schalke feiert nach dem Derbyerfolg: Ein Sieg für das Vergessen

Der Sieg im Derby gegen Dortmund beschert Schalke in einer tristen Saison einen seltenen Moment der Freude - legendäre Partynacht inklusive.

Als die Schalker Mannschaft bei der Rückkehr an das heimische Stadion noch Licht in der Fan-Kneipe „Bosch“ entdeckte, fiel der Startschuss zu einer Party, über die die Gelsenkirchener wohl noch lange reden werden. Kapitän Ralf Fährmann und Teammanager Gerald Asamoah animierten den Busfahrer zum Wenden, dann zogen die Schalker Profis unter dem freudigen Gejohle ihrer verdutzten Fans in die Kneipe ein. Torwart Alexander Nübel mimte hinter der Theke den fleißigen Wirt, Trainer Huub Stevens saß mit einem Pils in der Ecke und beobachtete das Treiben in aller Ruhe, Asamoah feierte ausgelassen inmitten der Spieler und Fans.

„Derbysieger, Derbysieger“-Gesänge hallten bis in die frühen Morgenstunden aus dem „Bosch“. Vize-Kapitän Benjamin Stambouli sang voller Inbrunst den Fanschlager „Wir sind Schalker, asoziale Schalker“. Auch Schmähgesänge in Richtung Dortmund waren immer wieder zu hören. „Diesen Sieg werden wir bis Montag genießen“, sagte Stürmer Breel Embolo, der mit seinem Treffer zum 4:2-Endstand das Derby entschieden hatte.

Der Sieg bei Borussia Dortmund, durch den der abgestürzte Vizemeister dem Erzrivalen wohl den Meistertitel verdorben und sich selbst fast schon den Klassenverbleib gesichert hat, war Balsam auf die in dieser Saison so geschundenen Schalker Seelen. „Mit diesem Spiel sind viele Sachen vergessen“, sagte Stambouli. Und der zweifache Torschütze Daniel Caligiuri stellte fest: „Wir sind jetzt alle Derby-Helden.“

Stevens hielt sich an der Theke aber offenbar zurück. Um 10.30 Uhr empfing er am Sonntag die Reservisten zum Auslaufen, kurz darauf gab er gut gelaunt ein TV-Interview. „Wir haben den Spielern kein Doping gegeben“, beteuerte er lachend bei „Sky“.

Dass es auch mit legalen Rauschmitteln ein legendärer Samstagabend werden könnte, hatte sich schon nach dem Spiel in der Dortmunder Arena abgezeichnet. Das Team posierte auf dem Feld für ein Mannschaftsbild, als habe es soeben einen Titel gewonnen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der das Spiel im Fanblock verfolgt hatte, lief jubelnd zum Spielfeldrand und drückte Stevens einen Kuss auf die Stirn. „Ich konnte nicht mehr ausweichen“, sagte Stevens schmunzelnd. Asamoah lief derweil mit einem breitem Grinsen durch die Katakomben und rief: „2007! Ich sage nur 2007!“ Vor zwölf Jahren hatte der taumelnde BVB den Schalkern mit dem Spieler Asamoah durch ein 2:0 am 33. Spieltag die Meisterschaft verdorben. Nun folgte die Revanche.

Das freute auch den im März beurlaubten Cheftrainer vor dem Fernseher im heimischen Stuttgart. „Der Erste, der mir gratuliert hat, war Domenico Tedesco“, berichtete Sportvorstand Jochen Schneider: „Der hat sich gefreut wie kein Zweiter.“ 30 Punkte aus 30 Spielen seien für Schalke dennoch „ein Desaster, eine Katastrophe“. Der Samstag wird aber wegen der rauschenden Feier in Erinnerung bleiben. „Diesen Moment werde ich nie vergessen“, sagte Stambouli. (dpa)

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