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Das neue starke Duo. Krösche-Nachfolger Martin Przondziono (l.) neben Trainer Steffen Baumgart.

© Guido Kirchner/dpa

SC Paderborn in der Bundesliga-Vorschau: Abstieg oder Champions League

Der SC Paderborn verlor zwei wichtige Männer und spart sich in der Bundesliga kerngesund. Und trotzdem ist die Erwartungshaltung traditionell hoch.

Von David Joram

Am 16. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 2: SC Paderborn.

Was hat sich verbessert?
Wer in die Erste Liga aufsteigt und einen so torgefährlichen Mittelfeldspieler wie Philipp Klement in seinen Reihen weiß, muss damit rechnen, dass ihn namhafte Vereine mit Europapokal-Ambitionen jagen. 16 Tore hat Klement in der vergangenen Saison für den SC Paderborn erzielt, sieben vorbereitet. Nun schnürt er die Schuhe für den VfB Stuttgart, der zumindest vor einem Jahr noch namhaft klang und nach Europa wollte. Der Rest ist bekannt. Klement bleibt nun in Liga zwei – und Paderborn bei einer starken Transferbilanz. Weil die Neuen wenig bis nichts kosteten und Klement 2,5 Millionen Euro in die Kassen spülte, spart sich der Klub in der Bundesliga kerngesund.

Wer sind die Neuen?
Am Montag berichtete der „Kicker“, dass Drittligist Eintracht Braunschweig seine Scouting-Abteilung auflösen wolle, zu teuer. Beim Blick auf Paderborns Erwerbungen drängt sich der Eindruck auf, dass der Bundesligist auf eine ähnliche Idee gekommen ist. Mit wenigen Ausnahmen verpflichtete der Aufsteiger ausschließlich Spieler von Vereinen, die er noch aus gemeinsamen Drittliga-Zeiten oder von Duellen mit der zweiten Paderborner Mannschaft kennt. Etwa Jan-Luca Rumpf, 20, bislang Innenverteidiger der Siegener Sportfreunde in der Oberliga Westfalen. Der hielt beim 1:0-Sieg der Siegener im April gegen Paderborn II den Laden dicht – und darf nun Bundesliga spielen. Einen gewaltigen Sprung machen auch Uerdingens Johannes Dörfler (bisher Dritte Liga), Rostocks Marcel Hilßner (Dritte Liga) oder Cottbus’ Streli Mamba (Dritte Liga).

Die weiteren Neuzugänge tragen kaum klangvollere Namen: Von der Mainzer Ersatzbank kommen Gerrit Holtmann und Torwart Jannik Huth, von Zweitliga-Absteiger Duisburg Cauly Oliveira Souza und von Dortmunds viertklassiger Reserve Luca Kilian. Internationale Klasse versprechen Rifet Capic, der von den Grashoppers Zürich kommt und zuletzt an FK Sarajevo ausgeliehen war, oder Laurent Jans, Kapitän der luxemburgischen Nationalmannschaft und Aufsteiger in der vergangenen Saison mit dem FC Metz. Jede Menge Tempo und Dynamik bringe Jans mit, urteilt Paderborns Manager Martin Przondziono. „Und er hat dazu viel internationale Erfahrung." In der WM-Qualifikation gegen Frankreich im September 2017 verteidigte Jans gegen Kylian Mbappé. Das Spiel endete 0:0. Wenige Monate später schaffte Mbappé den WM-Pokal nach Paris – und Jans es noch ein paar Monate später nach Paderborn. Läuft.

Luxemburgischer Kapitän. Laurent Jans (r.) ist der wohl namhafteste Neuzugang des SC Paderborn.
Luxemburgischer Kapitän. Laurent Jans (r.) ist der wohl namhafteste Neuzugang des SC Paderborn.

© Julien Warnand/dpa

Wer hat das Sagen?
Mit Markus Krösche verhielt es sich wie mit Philipp Klement, nur wurde Krösche, der Manager, von einem weniger traditionsreichen, dafür aber ambitionierteren Verein als dem VfB Stuttgart abgeworben. Weil also Krösche alsbald schon Julian Nagelsmanns Leipzigern zu Titeln verhelfen soll, beförderten sie in Paderborn Martin Przondziono zum Manager. Sein Nagelsmann heißt Steffen Baumgart und ließ in der Zweiten Liga ebenfalls attraktiven Offensivfußball spielen. Zudem knackte Paderborn die Alte Försterei, was Baumgart in seiner Berliner Lieblingspizzeria feierte. Dass die Frau des früheren Unioners im Fanshop der Köpenicker arbeitet, macht das Erstliga-Glück der Baumgarts perfekt.

Was erwarten die Fans?
Die Erwartungshaltung im Paderborner Umfeld ist traditionell hoch. Immer dann, wenn der Klub in der Bundesliga gastierte, reiste er als Tabellenführer nach München. Die Spieler demoralisierten ihre Gegner mit Toren aus allen nur erdenklichen Lagen. Nach Moritz Stoppelkamp, dem gegen Hannover 96 ein Tor aus 82,3 Metern gelang, wurde sogar eine Straße benannt: die Stoppelkamp-Allee, Länge: 82,3 Meter.

Was ist in dieser Saison möglich?
Hier genügt ein kurzer Blick auf die Sechs-Jahres-Statistik: In der Saison 2018/2019 wurde der SC Paderborn Zweiter. In der Saison 2017/2018 wurde der SC Paderborn Zweiter. In der Saison 2016/2017 wurde der SC Paderborn Achtzehnter. In der Saison 2015/2016 wurde der SC Paderborn Achtzehnter. In der Saison 2014/2015 wurde der SC Paderborn Achtzehnter. In der Saison 2013/2014 wurde der SC Paderborn Zweiter. Bleibt also nur: Abstieg oder Champions League. Für einen Abstieg spricht, dass Paderborns Hauptsponsor, das Online-Casino Sunmaker, mit Sandhausen und Osnabrück bereits zwei Zweitliga-Trikotsätze ziert. Für einen weiteren Abstieg spräche Sunmakers Engagement in Liga drei, dort sind es sieben Teams.

Und sonst?
Heißt Paderborns Chefscout Mirko Vogt und das Maskottchen Holli. Die blaue Maus misst 1,83 Meter, trägt die Rückennummer 07 und wurde 2009 schon mal Meisterin der Maskottchen (Sprintwertung). Sie feiert Tore ihrer Lieblinge in einem Stadion, das weniger Zuschauern Platz bietet als der Karlsruher Wildpark während seiner Umbauphase.

Nächste Folge: 1. FC Köln.

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