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Sarah Hecken, 1993 in Mannheim geboren, ist dreimalige Deutsche Meisterin.

© dpa

Sarah Hecken: "Für mich gibt es keine Krankheitstage"

Sarah Hecken spricht im Interview über ihre Chancen bei der Eiskunstlauf-EM in Bern, ihr Arbeitspensum und Katarina Witt.

Frau Hecken, Sie starten am Freitag als einzige deutsche Eiskunstläuferin in der Damenkonkurrenz den Europameisterschaften in Bern. Was rechnen Sie sich aus?

Ich will unter die ersten Zehn kommen und einfach nur zwei fehlerfreie Programme laufen. Dann ergibt sich der Rest von selbst.

In Deutschland ist der Eiskunstlauf zu einer Randsportart geworden, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen kaum stattfindet. Fühlen Sie sich als Einzelkämpferin unter Druck gesetzt?

Nö, gar nicht. Ich würde mich freuen, wenn unser Sport wieder populärer wäre und häufiger im Fernsehen ausgestrahlt würde. Wenn ich das möglich machen könnte, wäre das schön. Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy haben den Anfang gemacht.

Als Katarina Witt 1984 und 1988 Olympiasiegerin wurde, waren Sie noch nicht geboren. Ist sie Ihnen dennoch ein Begriff?

Ja. Ich habe Sie im letzten Jahr bei den Olympischen Spielen in Vancouver kennen gelernt, wir haben uns im deutschen Haus getroffen. Wir haben im Eiskunstlauf ein neues Wertungssystem, und man kann das nicht ganz mit früher vergleichen. Wenn ich mir Videos von ihr anschaue, dann muss ich aber sagen: Sie hatte eine Super-Ausstrahlung. Sie hat damals zu Recht gewonnen.

Katarina Witt siegte damals mit nur zwei dreifachen Sprüngen. Sie sind ein athletischer Typ, der gut springen kann. Ihre Schwäche war bisher der tänzerische Ausdruck. Nun arbeiten Sie mit dem Choreografen Edoardo de Bernardis.

Ja, ich habe jetzt einen Choreografen, der nur für mich da ist. Das hilft mir ungemein. Er war auch letzte Woche bei mir in Mannheim. Ich habe positives Feedback bekommen.

Im Kurzprogramm interpretieren Sie einen Tango. Diese Rolle scheint Ihnen zu liegen.

Ja, es macht mir viel Spaß. Es ist ein Thema, das man gut interpretieren kann.

In Vancouver gewann die Koreanerin Yu-Na Kim 2010 Olympia-Gold. Bei ihr sieht alles so leicht und schwebend aus. Nehmen Sie sich ihre Leistung zum Vorbild?

Yu-Na Kim ist auf jeden Fall ein Vorbild. Sie hat alles richtig gemacht, sie läuft super. Sie beherrscht alle Dreifach-Sprünge außer Axel. Und sie verzaubert die Zuschauer. Dahinter steckt viel Arbeit, sie ist schon gut.

Trauen Sie sich zu, eines Tages Yu-Na Kims Niveau erreichen zu können?

Ich denke, jeder, der will und viel Arbeit hineinsteckt, kann da hinkommen. Ich hoffe deshalb, dass ich es schaffe. Ich bin jeden Tag gleich nach der Schule in der Eishalle und trainiere bis abends um acht. Für mich gibt es keine Krankheitstage. Ich bin eigentlich immer in der Eishalle, egal, wie es mir geht. Wenn ich verletzt bin, versuche ich halt anderweitig zu trainieren. Irgendwas mache ich immer.

Wie viele Stunden pro Woche trainieren Sie im Schnitt?

15 Stunden auf dem Eis, dann noch Krafttraining, Stabilisation, Ballett. Und jeden Tag mindestens eine Stunde Aufwärmen. Ich betreibe in der Woche bestimmt so um die 30 Stunden Sport. Und vormittags gehe ich zur Schule, die ist gleich bei der Eishalle. Die Schule unterstützt mich, sie arbeitet sehr gut mit mir und meinem Trainer zusammen. Sonst würde es nicht klappen.

Wann wollen Sie es schaffen, international um Medaillen zu kämpfen?

Ich muss erst mal schauen, wie die Europa- und dann später im Jahr die Weltmeisterschaften laufen. Ich lerne jedes Jahr dazu. Vielleicht ist es in zwei, drei Jahren so weit. Mein Trainer und mein Choreograf sagen, ich könnte es schaffen, Titel zu gewinnen. Und es ist mein Traum. Ich habe gute Nerven, mir macht es Spaß, Wettkämpfe zu laufen.

Wenn in drei Jahren die Winterspiele in Sotschi stattfinden, werden Sie 20 Jahre alt sein. Ein gutes Alter, um eine olympische Medaille zu gewinnen.

Schön wäre es. Ich gebe mein Bestes, damit es klappt.

Das Gespräch führte Christiane Mitatselis.

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