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Abflug nach München? Sandro Wagner will zurück zum FC Bayern.

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Sandro Wagner zu Bayern München?: Tu's nicht, Sandro!

Sandro Wagner ist seit seinem Abschied von Hertha BSC richtig durchgestartet. Jetzt soll er vor einem Wechsel zu Bayern München stehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Es gibt sie noch: die Momente, in denen Sandro Wagner seinen Trainern peinlich ist. Am Dienstag war es wieder so weit, im Länderspiel gegen Frankreich. Der Stürmer der TSG Hoffenheim war gerade eingewechselt worden, und seine erste (und letztlich einzige) auffällige Szene bestand darin, den französischen Verteidiger Benjamin Pavard über die Seitenlinie zu checken – ohne Sinn und Verstand. Bundestrainer Joachim Löw verzog vor Ekel sein Gesicht und entschuldigte sich für seinen Angreifer bei Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps.

Solche Momente sind inzwischen selten. Die Karriere des Sandro W. hat seit seinem unehrenhaften Abschied von Hertha BSC im Sommer 2015 nur eine Richtung gekannt: unaufhaltsam nach oben. Wagner, von Herthas Fans oft verlacht, ist inzwischen ein allseits respektierter Angreifer, er ist Nationalspieler geworden und gilt, weil es von seiner Art Stürmer im Land keinen zweiten gibt, als ernsthafter Kandidat für die WM im Sommer. Dass Wagner nun sogar vom großen FC Bayern umworben wird, hätte man vor zweieinhalb Jahren noch für einen schalen Witz gehalten – nach seiner Entwicklung aber ist das nur folgerichtig.

Julian Nagelsmann, Hoffenheims Trainer, hat jetzt bestätigt, dass an der Geschichte was dran ist: dass die Bayern Wagner tatsächlich wollen – und Wagner zu Bayern will. Mal abgesehen davon, dass sich fast jeder Profi von einem solchen Angebot geschmeichelt fühlt. Wagners Interesse ist aus vielen Gründen verständlich: Er kommt aus München, hat in der Jugend für die Bayern gespielt, dazu lebt seine Familie seit dem Abschied aus Berlin wieder im Großraum München.

Es ist ein unmoralisches Angebot der Bayern

Gerade weil Wagner das Angebot der Bayern gar nicht ausschlagen kann, ist es in hohem Maße unmoralisch. Denn wenn er die Sache nüchtern betrachtete, müsste er den Münchnern freundlich, aber bestimmt absagen. Als Back-up für Robert Lewandowski dürfte er in der Rückrunde auf Einsätze gegen Mainz und Augsburg hoffen, wenn sich der Pole unter der Woche gegen Real oder Barça in der Champions League verausgabt hat. Vielleicht wird er auch mal fünf Minuten vor Schluss eingewechselt, wenn es schon 3:0 für die Bayern steht – oder 1:2 gegen sie.

Mit Blick auf seine WM-Chancen sollte Sandro Wagner noch mal nachlesen, was er in den vergangenen Jahren immer gesagt hat, wenn er erklären sollte, warum er plötzlich so gut ist. Dass er eben kein Jokertyp sei, sondern regelmäßig spielen müsse, damit er die nötige Sicherheit für sein Spiel habe. Genau darauf wird er bei den Bayern wohl vergeblich hoffen.

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