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Die deutschen Handballer wollen trotz zahlreicher Coronafälle die EM durchziehen. Vom ursprünglichen Kader sind lediglich fünf Spieler verblieben.

© Wiedensohler/imago images

Rückzug ausgeschlossen - „Da hängt zu viel dran”: Trotz zahlreicher Corona-Infektionen spielen die deutschen Handballer bei der EM weiter

Ob das Spiel der deutschen Handballer gegen Spanien stattfinden kann, ist weiter fraglich. Das Ziel der Mannschaft ist es aber, das Turnier zu Ende zu bringen.

Es waren lange Gespräche. Über Stunden hatten sich die Vertreter der Handball Bundesliga (HBL) und des Deutschen Handballbundes (DHB) zusammengefunden, diskutiert und abgewogen. Dann die Entscheidung: Obwohl am Mittwoch noch einmal drei weitere Corona-Infektionen in der Nationalmannschaft nachgewiesen worden waren, wolle man sich nicht aus der gerade in Ungarn und der Slowakei stattfindenden Europameisterschaft zurückziehen.

„Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es verantworten können, im Turnier zu bleiben”, erklärte DHB-Vorstand Mark Schober. „Das ist die Entscheidung, die wir aus gesundheitlicher, sportlicher, rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht getroffen haben.”
Nachdem am Samstag der erste Test bei Nationalspieler Julius Kühn positiv ausgefallen war, hatte sich das Virus im Team wie ein Lauffeuer ausgebreitet.

Am Montag folgten fünf weitere Fälle, einen Tag darauf noch einmal zwei, bevor am Mittwoch bereits zwölf Spieler betroffen waren. Zusätzlich wurde ein Mitglied der deutschen Delegation positiv getestet. Um den sportlichen Ausfall zu kompensieren, wurden deshalb bereits zehn Akteure aus der Bundesliga nachnominiert, zuletzt Lukas Stutzke, David Schmidt und Tobias Reichmann und nach Bratislava geholt.

Damit ist der Kader vor dem Spiel gegen den Titelverteidiger aus Spanien (18 Uhr/ ARD) zwar wieder aufgefüllt, trotzdem stehen weiter einige Fragezeichen im Raum. Der DHB hat nach eigenen Angaben die Bedingungen für einen Rückzug aus dem Turnier prüfen lassen. Dieser geht allerdings mit hohen Regressforderungen seitens der EHF einher, da Fernsehen und Sponsoren finanziell entschädigt werden müssten.

Diese Option soll dem Vernehmen nach schnell vom Tisch gewesen sein. Vielleicht auch, weil damit ein gewisser Imageverlust einhergehen würde, dem sich der DHB vor der 2024 in Deutschland ausgetragenen Heim-EM nicht aussetzen möchte. „Das ist völlig auszuschließen. Da hängt zu viel dran”, sagte auch der ehemalige DHB-Vize Bob Hanning.

Vom ursprünglichen Kader sind lediglich fünf Spieler verblieben

Am Abend hatte der DHB zudem einen Antrag bei der Europäischen Handball Föderation (EHF) eingereicht, um die Partie gegen Spanien auf Samstag oder Montag zu verschieben. Dass sich der Veranstalter darauf einlässt, ist jedoch fraglich. Schließlich stehen genug Spieler zur Verfügung, bietet der eng getaktete Zeitplan wenig Raum für organisatorische Veränderungen, machen nicht zuletzt die Rechteinhaber der Übertragungen Druck.

Aus den Reihen der Spieler heißt es unterdessen, dass weitergespielt werden wolle. „Wir haben in der Mannschaft darüber gesprochen, wie wir das Turnier fortsetzen und zu Ende bringen können. Das ist unser klares Ziel, alles andere war nicht unser Thema”, sagte Kapitän Johannes Golla. Neben ihm stehen aus dem ursprünglichen Kader nur noch Philipp Weber, Julian Köster, Lukas Zerbe, Patrick Wiencek und Simon Ernst zur Verfügung.

Dabei sind zusätzliche Fälle nicht ausgeschlossen. Am Mittwochabend wurden erneut PCR-Tests durchgeführt, sodass die am Vormittag erwartete Ergebnisse erneut Infektionen offenbaren könnten. Zudem soll am Donnerstagmorgen eine weitere Testreihe durchgeführt werden. „Das ist eine dynamische Lage und es kann sein, dass wir dann eine andere Entscheidung treffen werden”, sagte Schober.

Derweil kann der Erstinfizierte Julius Kühn noch nicht auf einen baldigen Auszug aus dem Quarantäne-Hotel hoffen. Der Melsunger wurde am Mittwoch erneut positiv getestet. Sein ebenfalls infizierter Teamkollege Timo Kastening berichtet derweil von aufgetretenen Symptomen. Er fühle sich schlapp, habe Hals- und Kopfschmerzen, auch Husten. Allerdings würden die Beschwerden abklingen, eine zeitnahe Rückkehr zum Turnier sei für ihn indes nicht absehbar.

Die verbliebenen Teamkollegen spielen derweil weiter. Letztlich haben sie ja auch keine andere Wahl. Ein Rückzug aus dem Turnier wäre schlichtweg zu teuer.

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