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Ätsch Bätsch. Ronnie O'Sullivan feiert.

© Xinhua/Imago

Update

Ronnie O'Sullivan wird zum siebten Mal Snooker-Weltmeister: „Schönster Moment, den ich bisher erlebt habe“

Nach einer souveränen WM ist Ronnie O'Sullivan mal wieder der Snooker-Champion. Mit dem siebten Triumph zieht er mit Legende Stephen Hendry gleich.

Ronnie O’Sullivan behauptet gern, dass ihm Rekorde und Statistiken nicht viel bedeuten. Am Montagabend sah es so aus, als wäre das vielleicht doch nicht so ganz der Fall. Nach dem Gewinn seines siebten WM-Titels und einer ausgiebigen Umarmung mit Finalgegner Judd Trump musste O’Sullivan ein paar Tränen wegdrücken. Er hat erreicht, was vor ihm nur ein anderer Spieler im Snooker erreicht hat – Stephen Hendry gewann in den 1990er Jahren ebenfalls sieben Mal die Weltmeisterschaft im legendären Crucible Theatre von Sheffield.

„Es ist eine Ehre diesen Rekord mit Ronnie zu teilen“, lobte Hendry seinen einstigen Rivalen und nannte O’Sullivan einen „Künstler“, der Snooker zu neuen Höhen geführt hätte. Als der Schotte 1999 seinen letzten Titel in Sheffield gewann, war er gerade mal 30 Jahre alt. Irgendwann konnte er mit der jüngeren Generation um O’Sullivan, John Higgins und Mark Williams nicht mehr mithalten. Dieses Trio holte nach Hendry zusammen 14 WM-Titel und stand im fortgeschrittenen Sportleralter von jeweils 46 Jahren bei diesen Titelkämpfen im Halbfinale.

O’Sullivan berichtete nach dem Finale, dass er 2011 aufhören wollte und nur dank der Unterstützung des Psychologen Steve Peters nach einer kompletten Saison ohne Turniere zur WM 2013 zurückgekehrt sei. „Ich hatte immer noch das Talent, aber es machte mir keinen Spaß, es auszubuddeln. Die Zuversicht musste in mich hineingetrommelt werden, weil ich immer das Schlimmste befürchte.“ Damals machte O’Sullivan seine Depressionen öffentlich, der Sieg bei der Weltmeisterschaft 2013 galt bis zum Montag als sein größter Triumph im Snooker – weil er damals so überraschend kam.

Diesmal war O’Sullivan als Weltranglistenerster nach Sheffield gefahren, vor allem aber spielte er jede einzelne Session hochmotiviert. Er gab in fünf Matches nur 38 (von 109) Frames ab. Zum Vergleich: Bei Finalgegner Trump waren es 57. Dabei spielte O’Sullivan nicht nur über weite Strecken brillant und ohne größere Fehler, er war auch bereit zu kämpfen. In seinem Halbfinale gegen John Higgins lieferte er sich wiederholt lange Safety-Duelle und gab auch dann nicht auf, als er schon Snooker benötigte. Was O’Sullivan früher genervt hat, schien ihn diesmal nur noch mehr zu motivieren.

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„Er ist der beste Spieler aller Zeiten – und er wird immer besser und besser, weil er mit so viel Hingabe und Entschlossenheit spielt“, lobte Trump nach dem Match und bedankte sich sogar bei seinem Vorbild: „Er war immer so gut so mir, ließ mich mit ihm trainieren als ich jung war. Ich habe so viele Dinge von ihm gelernt.“ Tatsächlich dürfte O’Sullivan der wohl talentierteste Spieler sein, der jemals an einem Snookertisch gestanden hat. Und selbst als ältester Weltmeister, der er nun ist, wirkt sein Spiel immer noch erfrischend und setzt Standards.

Vor allem aber verspürt er offenbar derzeit wieder große Lust auf seinen Sport. O’Sullivan pflegt seit Jahren eine Art Hassliebe zum Snooker, immer wieder erklärte er, dass es für ihn wichtigere Dinge im Leben gäbe. Nach dem gewonnenen WM-Titel gab er nun zu: „Das ist der größte Erfolg, den ich jemals errungen habe.“ Spricht so jemand, der sein Spiel nicht liebt?

Und nächste Saison der achte WM-Titel? „Das ist nur eine Zahl – das interessiert mich nicht wirklich.“

„Ich habe mein ganzes Leben gegen ihn gespielt. Aber selbst in dieser neuen Ära ragt er mit 46 immer noch heraus – und das nicht einmal knapp“, lobte Mark Williams und ergänzte: „Er ist allen anderen so weit voraus – Trump, Selby, mir, Higgins – es gibt keinen Vergleich, er ist die Nummer eins.“ Es sind dies so ganz andere Sätze, die am Ende der WM über O’Sullivan verbreitet werden. Vor dem Turnier hatte der iranische Newcomer Hossein Vafaei den Superstar des Spiels noch öffentlich zum Rücktritt aufgefordert, weil der seinen Sport schlecht rede.

Es sind solche kleinen Scharmützel, die sich O’Sullivan irgendwann mit jedem seiner Kontrahenten liefert. Im Endeffekt zeigt es nur, dass sich alle an ihm abarbeiten, auch abarbeiten müssen. Mit nun sieben WM-Titeln hat er eine Marke gesetzt, die wohl nur er selbst brechen kann. „Diesen Rekord werden Stephen und ich uns ein Jahr teilen“, kündigte er scherzhaft bei der Siegerehrung und machte damit klar, dass er gern der erste Spieler wäre, der acht Mal Weltmeister wird. Auch wenn er später schon wieder ganz der Alte war, als er sagte: „Das ist nur eine Zahl – das interessiert mich nicht wirklich.“

Die Bilder des bei der Siegerehrung im Konfettiregen selig lächelnden Ronnie O’Sullivan im Crucible Theatre zu Sheffield lassen durchaus einen anderen Schluss zu.

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