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Rob Rensenbrink (1947-2020)

© Imago

Update

Rob Rensenbrink ist tot: Einer der besten Fußballer Hollands

Mit der holländischen Nationalmannschaft stand er zweimal im WM-Finale. Jetzt ist Rob Rensenbrink im Alter von 72 Jahren verstorben.

„Rensenbrink. Tegen de paal.“ Rensenbrink. An den Pfosten. Den Ausspruch von Fernsehkommentator Theo Reitsma kennt in Holland vermutlich jeder, der sich für Fußball interessiert. So wie in Deutschland: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen.“ Oder ein bisschen moderner: „Mach ihn. Er macht ihn.“ Rob Rensenbrink hat den Ball im WM-Finale eben nicht ins Tor geschossen. Anders als 1954 Helmut Rahn. Oder 60 Jahre später Mario Götze. Er traf nur den Pfosten. Trotzdem zählt Rob Rensenbrink zu den größten holländischen Fußballern der Geschichte.

25. Juni 1978, Estadio Monumental in Buenos Aires. Im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft stehen sich Gastgeber Argentinien und Holland gegenüber. Knapp zehn Minuten vor dem Ende hat der Favorit Argentinien den Ausgleich zum 1:1 kassiert, und in der Nachspielzeit kommt es fast noch schlimmer. Aus spitzem Winkel kommt Rensenbrink zum Abschluss - der Ball landet am Pfosten. Ein Tor zu diesem Zeitpunkt, das wäre mit ziemlicher Sicherheit die Entscheidung zugunsten der Holländer gewesen, die Wiedergutmachung für das vier Jahre verlorene WM-Finale von München. Doch so bleibt es beim 1:1, es gibt Verlängerung, und am Ende sichert sich Argentinien durch einen 3:1-Erfolg zum ersten Mal den WM-Titel.

„Noch ein bisschen eleganter als Cruyff“

So steht Rensenbrinks Pfostenschuss sinnbildlich für die erste goldene Generation des holländischen Fußballs, die mit ihrer Klasse in der Lage gewesen wäre, alles zu gewinnen - im entscheidenden Augenblick das Tor aber nicht traf. „Der Moment meines Lebens“, hat Rensenbrink einmal über jene Szene in Buenos Aires gesagt. Aber eigentlich sei es gar keine richtige Chance gewesen: „Ich habe meinen Fuß gerade noch an den Ball bekommen." Trotzdem hat ihn dieser Moment verfolgt. „Dieser Pfosten. Immer wieder dieser Pfosten. Das wird bis zu meinem Tod so bleiben.“

Und vermutlich noch darüber hinaus. Rob Rensenbrink, der zu seiner Zeit als einer der besten Linksaußen galt und wegen seiner Gewandtheit auf dem Fußballplatz „Schlangenmensch“ genannt wurde, ist am Freitag im Alter von 72 Jahren nach langer und schwerer Krankheit verstorben.

Seine fußballerisch beste Zeit erlebte Rensenbrink in Belgien. „Robbie war in Belgien noch berühmter als in den Niederlanden“, hat Jan Mulder dem holländischen Fernsehsender NOS gesagt. Der Vater des früheren Schalkers Youri Mulder hat Anfang der Siebziger zusammen mit Rensenbrink beim RSC Anderlecht gespielt. „Er hatte einen bildschönen Stil, fantastisch zu sehen. Noch ein bisschen eleganter als Cruyff. Und effektiv.“

Obwohl in Amsterdam geboren, spielte Rensenbrink nie für das große Ajax. 1969 wechselte er vom kleinen Vorortverein DWS Amsterdam mit erst 22 Jahren zum FC Brügge und von dort zum RSC Anderlecht. Mit dem Klub feierte er auch seine größten Vereinserfolge. Zweimal gewann Rensenbrink mit Anderlecht in den Siebzigern den Europapokal der Pokalsieger. „Er war der beste Fußballer, der je auf belgischen Plätzen gespielt hat“, sagt Jan Mulder.

Fünf Tore bei der WM 78

Mit der holländischen Nationalmannschaft blieb ihm ein Titel versagt. Trotzdem zählt Rensenbrink zur großen holländischen Fußballergeneration der Siebziger, die mit ihrem totalen Fußball das Publikum begeisterte. 46 Mal lief er für die Elftal auf, erzielte dabei 14 Tore. Sowohl 1974 (beim 1:2 gegen die Bundesrepublik Deutschland) als auch 1978 in Argentinien stand Rensenbrink beim WM-Finale in der Startelf.

Obwohl er in Buenos Aires den Siegtreffer auf dem Fuß hatte und nur den Pfosten traf, dachte Rensenbrink immer lieber an das 78er-Turnier zurück als an die WM in Deutschland, bei der die Holländer die Attraktion des Publikums waren. 1974 habe sich alles um Johan Cruyff gedreht, hat Rensenbrink einmal erklärt. Dem Superstar des Teams mussten sich alle unterordnen. Für Rensenbrink bedeutete das als Linksaußen, dass er oft seinen Platz auf der linken Seite räumen musste, weil Cruyff von dort das holländische Angriffsspiel initiierte. Vier Jahre später, ohne Cruyff, habe er viel besser gespielt, hat Rensenbrink gesagt. Bei der WM 78, ohne Cruyff, war er nämlich die herausragende Figur seines Teams. Fünf Tore schoss er in Argentinien. Eins fehlte ihm, um Torschützenkönig des Turniers zu werden. Er hatte es auf dem Fuß. Am 25. Juni 1978, gegen Argentinien, kurz vor Schluss der regulären Spielzeit.

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