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Quartett mit NHL-Erfahrung. Korbinian Holzer, Moritz Seider, Tim Stützle und Marc Michaelis.

© Philipp von Ditfurth/dpa

Rick Goldmann zum Start der Eishockey-WM: „Nun wird sich zeigen, wo wir stehen - ich bin optimistisch“

Der ehemalige Nationalspieler Rick Goldmann wird auch die WM in Finnland als TV-Experte begleiten. Im Interview spricht er über die Chancen des deutschen Teams.

Am Freitag beginnt die Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland. Das deutsche Team bekommt es zum Auftakt mit Olympiasieger Kanada (Spielbeginn 19.20 Uhr, live auf Sport1) zu tun. Zum Beginn des Turniers ein Interview mit TV-Experte Rick Goldmann, der vor allem bei den Spielen des deutschen Mannschaft am Start sein wird.

Rick Goldmann, warum können wir uns auf diese Eishockey-WM freuen? Nennen Sie doch mal ein paar Gründe.

Da kann ich gleich drei Dinge nennen. Die WM ist viel stärker besetzt als letztes Jahr. Die NHL ist wieder präsent, es sind richtig gute Spieler in Finnland. Und da freue ich mich auch aus deutscher Sicht. Wir haben drei NHL-Spieler dabei, Philipp Grubauer im Tor, der schon mal den Stanley Cup gewonnen hat, Tim Stützle, der ein sehr starkes Jahr in Ottawa gespielt hat, mit einem starken Ende vor allem. Und bei Moritz Seider, den wir ja letztes Jahr gesehen habe, wird es spannend zu sehen, wie er sich weiterentwickelt hat. Der hat ja in seinem ersten Jahr in Detroit aufgespielt wie verrückt, also spielerisch überragend, mit viel Ruhe und körperlich unglaublich kompromisslos. Auf den freue ich mich wahnsinnig. Und dann ist es natürlich eine Standortbestimmung für das deutsche Team – nach einer super WM kam ein schwaches Olympia. Nun wird sich zeigen, wo wir wirklich stehen.

Wo steht die Nationalmannschaft denn wirklich? Was glauben Sie?

Die Kader der anderen Nationen sind schon deutlich besser, wenn wir das mit der WM im vergangenen Jahr von Lettland vergleichen. Wenn man sich mal den kanadischen Kader anschaut, dann sind die für mich ein Titelanwärter. Die Schweiz war noch nie so gut besetzt, die haben sieben NHL-Spieler dabei.

Roman Josi, vielleicht bester Verteidiger der NHL, hat allerdings nun aus privaten Gründen abgesagt…

Stimmt, aber trotzdem müssten die Schweizer eigentlich mit dem Kader eine Medaille holen. Und dann haben wir noch die Slowakei, die überraschend bei Olympia Bronze geholt hat und die Dänen, die in Peking auch gut gespielt haben und auch einen guten Kader haben. Gegen diese Teams spielst du, um ins Viertelfinale zu kommen. Und dieses Ziel ist auch realistisch fürs deutsche Eishockey, dieses Ziel. Wenn es rund läuft und du die richtigen Spieler dabei hast, dann kann es auch mal weiter gehen.

Die Saison in der Deutschen Eishockey-Liga war ja diesmal nicht so die Saison der großen deutschen Talente. Es hat sich kein 18-Jähriger so nach vorne gespielt, wie etwa Stützle oder Seider oder zuletzt John Jason Peterka und Lukas Reichel. Gibt es da eine Stagnation beim Nachwuchs oder wird es auch wieder aufwärts gehen?

Wenn man sich das deutsche Eishockey anguckt, aber auch das Eishockey von anderen Nationen, da kann man nicht immer so ein stetiges Wachstum erwarten. Das deutsche Eishockey kann nicht jedes Jahr drei NHL-Spieler produzieren, so weit sind wir einfach von der Qualität vom Nachwuchs her nicht. Bei der Quantität der Spieler sind wir da nicht und auch bei der DEL sind wir nicht so weit, dass die jungen Spieler genug eingesetzt werden. Da fehlt es an ganz vielen Sachen. Aber viele Dinge haben sich verbessert, da kommt schon was nach. Das ist ganz anders als früher.

Das Trio für due WM. Rick Goldmann, Jana Wosnitza und Basti Schwele.
Das Trio für due WM. Rick Goldmann, Jana Wosnitza und Basti Schwele.

© Thomas Müller/Sport 1

Marc Michaelis ist auch bei der WM in deutschen Kader, auch er hat ein paar NHL-Spiele gemacht in dieser Saison. Wie schade ist es, dass die jungen Stürmer Reichel und Peterka, die auch NHL-Luft geschnuppert haben und in der AHL sehr überzeigt habe, nicht nach Finnland kommen?

Das wissen wir ja noch nicht. Es kann schon noch jemand nachkommen, ein paar Plätze im Kader sind ja noch offen. Leon Gawanke ist übrigens auch noch ein Thema.

Die vergangene WM lief bei Sport 1 sehr gut, Basti Schweles Satz beim  Viertelfinal-Krimi gegen die Schweiz - „Noebi, nimm das mit“ - ist fast schon legendär, wie habt Ihr Euch diesmal aufgestellt?

Also grundsätzlich läuft das gleich. Basti Schwele und ich werden die Spiele der Gruppe, also der deutschen Gruppe, wieder kommentieren. Jana Wosnitza, bekannt aus dem Doppelpass, wird im Studio moderieren. Vor jedem Spiel gibt es eine halbe Stunde Vorlauf und dann gibt es nach den Spielen Analysen und an den freien Tagen dann natürlich auch Hintergründe. Die deutsche Nationalmannschaft steht bei uns thematisch ganz oben, keine Frage. Ich begleite das DEB-Team nun als Experte seit 2008 und es ist schon deutlich zu erkennen, dass das Interesse stetig steigt. Es gibt eben ganz viele Zuschauer, die kommen jedes Jahr zur WM kommen. Die Strahlkraft der Nationalmannschaft ist eben stark, vor allem, wenn sie erfolgreich ist.

Wie groß wird denn diesmal die Strahlkraft bei dieser WM sein?

Wir haben drei wahnsinnig starke Torhüter mit Grubauer, Niederberger und Strahlmeier. Über Seider habe ich ja schon gesprochen, der ist mit 21 Jahren wahnsinnig weit – Stützle ist ebenso schon ganz vorn dabei. Man muss diese Spieler schon nennen, bevor man dann zu den zuverlässigen Größen wie Moritz Müller, Marcel Noebels oder Leo Pföderl. Insgesamt muss ich sagen: Ich bin optimistisch.

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