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Die Wolfsburger sind erneut mit einem blauen Auge davongekommen. Doch ewig dürfte diese Entwicklung nicht mit Beifall enden.

© REUTERS/Fabian Bimmer

Relegation: Warum der VfL Wolfsburg mehr verloren als gewonnen hat

Wolfsburg hat die Relegation überlebt. Die schlechteste Saison seit dem Bundesliga-Aufstieg kann dieser kleine Triumph aber nicht übertünchen. Ein Kommentar.

Hach, was haben die für einen großartigen Fußball gespielt! Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mich hat der VfL Wolfsburg richtiggehend begeistert. Da gab es diesen brandgefährlichen Angriff, der auch den Toptorjäger der Liga hervorbrachte, und eine fast noch bewundernswertere Defensive mit einem sensationellen Rückhalt zwischen den Pfosten. Der VfL gefiel mit zielstrebigem Flügel- und temporeichem Umschaltspiel. Die Truppe: eine verschworene Einheit. Toll. Nein, nein, nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich will nicht an die Meistersaison von 2009 mit Grafite, Dzeko und Misimovic oder den Pokalsieg von 2015 mit De Bruyne, Naldo und Dost erinnern. Ich schwärme durchaus in der Gegenwart – nur halt nicht von den Herren Malli, Brooks und Origi, sondern von der kickenden weiblichen Spezies des VfL, die Meister und Pokalsieger geworden ist und am Donnerstag im Champions-League-Finale das zweite Triple nach 2013 in die Autostadt holen kann.

Die Bundesliga-Männer dagegen haben sich zuletzt deutlich schwerer getan, den Klub hübsch zu repräsentieren. Mit dem achtwertvollsten Kader der Liga war das Team angetreten, um die Kritiker des umstrittenen VW-Produkts etwas zu besänftigen nach der Katastrophensaison vor einem Jahr, die in einer engen Relegationsserie gegen Braunschweig geendet war. Zwölf Monate später aber muss man konstatieren, dass es der VfL Wolfsburg nicht einmal schaffte, zu stagnieren. Er machte noch einen Schritt zurück und spielte die schlechteste Runde seit dem Erstliga-Aufstieg 1997.

Wolfsburg hat im Abstiegsshowdown mit Kiel zwar den nächsten Zweitligisten kleingehalten. Doch ein Sieger ist der Klub nach den seit August dargebotenen Vorstellungen eigentlich nicht. „Wir sind nicht gescheitert. Gescheitert ist der VfL Wolfsburg“, brachte es der Kieler und Ex-Unioner Dominic Peitz auf den Punkt. Dass die Wolfsburger einen fast mittellosen Zweitliga-Neuling in zwei Partien besiegen, „kann man erwarten von Spielern, die davor mehr damit beschäftigt waren, ihr Geld zu zählen“, spottete Peitz. Hach, was hätte man mit diesem ganzen Geld für einen großartigen Fußball spielen lassen können! Und nicht nur von Frauen.

Steven Wiesner

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