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Immer noch mit Chancen auf den Ligaverbleib: Der VfL Wolfsburg.

© REUTERS

Relegation: Ein Turbokapitalismus namens Bundesliga

Die Misswirtschaft des VfL Wolfsburg gehört bestraft. Doch das Konstrukt Relegation verhindert dies. Das ist schade. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Torsten Lieberknecht, bis Montag Trainer der Braunschweiger Eintracht, vergoss am vergangenen Sonntag bittere Tränen. Abgestiegen war der Mann soeben mit jenem Klub, den er fast zehn Jahre lang an der Seitenlinie betreut hatte. 39 Punkte reichten nicht für den Klassenverbleib. In Summe und angesichts der desaströsen Leistung beim 2:6 in Kiel war Braunschweigs Abstieg verdient. Es ist ein Abstieg, der allerdings vor einem Jahr seinen Anfang nahm und durch ein groteskes System begünstigt wurde. Nennen wir es Fußballturbokapitalismus.

Zur Erinnerung: Im zurückliegenden Mai war die Eintracht, die in der Saison 2016/17 hervorragende Arbeit abgeliefert hatte, in den Relegationsspielen am VfL Wolfsburg gescheitert. Einer VW-Tochter, die wie der Mutterkonzern völlige Misswirtschaft betrieben hatte. Das Problem: Seit die Relegation zur Saison 2008/2009 wieder eingeführt wurde, zählt gute Arbeit nicht mehr. Es zählt das Kapital, das vom Rettungsschirm Relegation profitiert. Es ist in diesen beiden Zusatzspielen, in denen mit ziemlich ungleichen Waffen gekämpft wird, in der Regel too big to fail. Die Folgen: Der Erstligist wurschtelt weiter, den Zweitligisten bestraft der Markt, indem die Topspieler abgeworben werden. Und manchmal – siehe Braunschweig, KSC oder Kaiserslautern – folgt ein schneller oder langsamer Absturz in Liga Drei.

Es ist ein Marktversagen, das auch den sympathischen Arbeitern aus Kiel wiederfahren könnte. Den Schleswig-Holsteinern muss man daher fast schon wünschen, sich für ihre brillante Saison zu belohnen. So klein die Chance auch ist.

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