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Dortmund am Boden, Real Madrid obenauf: Die spanischen Clubs haben in der Champions League wieder das Kommando übernommen.

© AFP

Real, Barca und Atletico in der Champions League: Das spanische Comeback ist keine Überraschung

Vor einem Jahr schalteten der FC Bayern und Borussia Dortmund Real Madrid und Barca in der Champions League klar aus. Das Ende der spanischen Dominanz schien erreicht. Doch nun sind die Spanier wieder da – und das ist beileibe kein Wunder. Ein Kommentar.

Auf einmal ist Spanien wieder da. Geschlossen und stark und erfolgreich wie seit eh und je, mal abgesehen von diesem verflixten Frühjahr 2013, als die erfolgsverwöhnten Klubs aus Madrid und Barcelona klein beigeben mussten gegen die Konkurrenz aus Dortmund und München. Drei Klubs hat die Primera Division ins Viertelfinale der Champions League gebracht – so viele wie keine andere der großen europäischen Ligen. Zwei davon, so viel lässt sich nach den Hinspielen sagen, werden bis ins Halbfinale durchmarschieren. Und die Bundesliga, nach der vergangenen Saison gefeiert als wirtschaftlich seriöser Gegenentwurf zur Kultur der modernen Geldvernichtung? Vielleicht schaffen es die Bayern in die Runde der letzten Vier. Alle anderen deutschen Klubs haben kapituliert vor der Macht des Establishments oder werden das in der kommenden Woche tun. Wunder gibt es immer wieder, aber eben nicht in jedem Jahr

Real Madrid hat in den vergangenen Wochen in bislang drei Champions-League-Spielen gegen die Revierklubs Schalke und Dortmund zwölf Tore geschossen und es wird wohl noch das eine oder andere dazukommen beim zweiten Viertelfinalduell am kommenden Dienstag im Westfalenstadion. Und auch Barcelona, vor einem Jahr schwer gedemütigt vom FC Bayern, spielt wieder mit auf der Gala der europäischen Granden. Wenn es dennoch nichts werden sollte mit der Qualifikation fürs Halbfinale der Champions League, dann nehmen im direkten Wettstreit die compañeros von Atletico Madrid dieses spanische Planstelle ein. Atletico ist die eigentliche Sensation in dieser geschlossenen Veranstaltung. Eine Mannschaft, deren Aufstellung gewöhnliche Fans jenseits der Pyrenäen nicht einmal zur Hälfte unfallfrei aufsagen können. Atletico lebt von der Begeisterung, vom Glauben an das Unmögliche, von der Kraft des Moments. Im Frühling 2014 ist Atletico Madrid, was Borussia Dortmund im Frühling 2013 war.

Geld schießt eben doch Tore

Ansonsten erlebt die finale Runde der Champions League, was sie immer erlebt. Dass die Klubs mit dem meisten Geld am weitesten kommen. Ob dieses Geld seriös erwirtschaftet wird, interessiert in finaler Konsequenz nicht. So funktioniert das Geschäft nun mal, und Fußball ist ein Geschäft. Dieser Hinweis ist kein Zeichen schlechten Verlierens, er ist eine Selbstverständlichkeit.

Dass Geld keine Tore schießt, ist eine zutiefst romantische Vorstellung, aber eben auch eine falsche. Qualität setzt sich am Ende immer durch, und Qualität hat ihren Preis. Diesen Vorteil spielen im kleineren Maßstab die Dortmunder und Schalker in der Bundesliga aus. Und auch der FC Bayern verdankt seinen Platz unter den Weltmächten des Fußballs nicht den so schön rot leuchtenden Trikots oder dem alpinen Panorama am Münchner Horizont. Der Unterschied zu all den anderen besteht darin, dass die bayerische Finanzkraft auf solider und ausbalancierter Wirtschaftskunst basiert. Das lässt sich schwer sagen über all die anderen, die mit arabischem oder russischem Geld einkaufen gehen oder, wie im spanischen Fall, auf Kosten einer immer ärmer werdenden Allgemeinheit leben.

Der FC Barcelona, das wird gern vergessen beim Schwärmen über Messi und Iniesta und Tiki Tika, ist mit mehr als 300 Millionen Euro verschuldet und hat im vergangenen Sommer dennoch die Kleinigkeit von gut 100 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar bezahlt. Auch Real Madrid gibt weiterhin Unsummen aus zur Verstärkung seines Personals oder auch nur zur Ergänzung, zum Beispiel 30 Millionen Euro für einen baskischen Nachwuchsspieler, dessen Stammplatz sich auf der Ersatzbank befindet. Das ist, wegen der indirekten Förderung durch den spanischen Staat, nicht frei von moralischen Bedenken. Das aber müssen die Spanier in Zeiten von dramatischer Jugendarbeitslosigkeit mit sich selbst ausmachen, und sie können offenbar gut damit leben. Vielleicht auch, weil die nationalen Subventionen ihren Teil leisten zur Stärkung des nationalen Selbstwertgefühls. Und natürlich beeinflussen sie den Wettstreit mit den Repräsentanten einer Liga, deren Vorzüge in der schönen Infrastruktur und der vergleichsweise seriösen Haushaltsführung liegen.

Das Wunder ist nicht das spanische Comeback in dieser Saison – das Wunder war der deutsche Höhenflug in der vergangenen.

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