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Julian Nagelsmann gibt die Plätze eins bis vier als Ziel aus.

© Jan Woitas/dpa

RB Leipzig vor dem Rückrundenstart: "Der Herbstmeistertitel ist mir scheißegal"

Trainer Julian Nagelsmann will vor dem Rückrundenstart nicht von der Meisterschaft sprechen. Vom kommenden Gegner Union erwartet er mehr als zum Saisonstart.

Julian Nagelsmann strahlt, hat am Donnerstag aber kein Trikot der Profimannschaft seines Arbeitgebers an. So wie noch vor der Saison bei seiner Vorstellung bei RB Leipzig. Er ist ja so sehr angekommen im Klub, dass er nun sogar die Fangesänge auswendig lernt. Nach 17 Spieltagen stehen die Sachsen auf Rang eins in der Fußball-Bundesliga und da stehen sie nach vier Wochen Winterpause natürlich immer noch. Der Trainer mit dem jugendlichen Elan jubelt die vorsichtige Parole für die Rückrunde unter das Volk: „Wir sind bereit, um die ersten vier Plätze mitzukämpfen.“ Nach dieser Aussage schmunzelt Julian Nagelsmann.

Natürlich will der 32 Jahre alte Nagelsmann mehr. Mit dem Verlauf der Winterpause ist er „sehr zufrieden.“ Denn „die Jungs haben gut mitgezogen“. So gehört sich das bei dem Tabellenführer, der nun zum ersten Mal in seiner jungen Geschichte ganz ernsthaft um die Meisterschaft mitspielen kann, ab Sonnabend dann, zum Rückrundenauftakt geht es gegen den 1. FC Union (18.30 Uhr).

Die Herbstmeisterschaft ist ein Titel, den es nicht gibt. Aber natürlich ist es eine Auszeichnung, nach der Hinrunde oben zu stehen, und das wirkt auch durch die Winterpause hindurch. Nun haben ja die aktuelle Tabellensituation in der Liga viele Experten zum Anlass genommen, RB Leipzig die Meisterschaft anzudichten. Historisch betrachtet ist das nicht unwahrscheinlich, der Herbstmeister wurde meist im Frühling auch Meister. Aber das heißt natürlich nichts. Zumal die großen Bayern am Ende gerne – so wie im Vorjahr dem BVB – den Titel noch wegschnappen.

Stark im öffentlichen Weghören. Die Debatte um Timo Werner ist angeblich unwichtig. Der nach der Hinrunde zweiterfolgreichste Stürmer der Liga wird derzeit vom FC Chelsea umworben.
Stark im öffentlichen Weghören. Die Debatte um Timo Werner ist angeblich unwichtig. Der nach der Hinrunde zweiterfolgreichste Stürmer der Liga wird derzeit vom FC Chelsea umworben.

© Jan Woitas/dpa

Die Frage ist natürlich, ob RB schon in der ersten Saison unter Nagelsmann reif für den Titel ist. Der Trainer selbst hat davon gesprochen, dass er mit dem Team binnen der kommenden drei Jahre etwas gewinnen wolle. Ginge natürlich also schon diesmal: Die Leipziger Zahlen der Hinrunde sind stark, sie haben am häufigsten getroffen (48 Tore), die zweite von nur zwei Bundesliga-Niederlagen liegt schon fast drei Monate zurück (26. Oktober, 1:2 in Freiburg) und sie haben gegen ihre aktuellen drei Verfolger – Mönchengladbach, Bayern und Dortmund – nicht verloren. Interessant ist dabei, dass die so gerne von Kontinuität im Kader sprechenden Leipziger ihre Aufstellung – auch aufgrund Verletzter – flexibler gestaltet haben als die Konkurrenz: Nur zwei Profis (Timo Werner und Marcel Sabitzer) kamen in jedem Punktspiel zum Einsatz. Zum Vergleich: Beim einstigen Rotationsmeister Bayern waren es vier Profis, die immer dabei waren.

Nagelsmann lobt Union

Und sie sind in Leipzig stark im öffentlichen Weghören. Die Debatte um Timo Werner ist angeblich unwichtig. Die Bayern wollen den nach der Hinrunde zweiterfolgreichsten Stürmer der Liga (18 Tore) nicht mehr, haben ja Robert Lewandowksi (19 Tore), dafür will nun der FC Chelsea den Werner ganz dringend. Der Spieler will („Stand jetzt“) nicht weg, sagen sie. Sie wollen die Leute ohnehin nicht gern gehen lassen. Der wechselwillige Stefan Ilsanker bekam keine Freigabe. „Generell steht der Erfolg der Mannschaft immer vor den Interessen einzelner Spieler“, sagte Sportdirektor Markus Krösche erst am Mittwoch wieder. Drei Spieler haben sie doch in der Pause abgegeben; als prominentesten Diego Demme, er ging zum SCC Neapel. Das sei „menschlich gewesen“, und der Spieler habe bei seinem „Traumverein“ eine große Chance, sagt Nagelsmann. Das müsse man verstehen.

Zum Rückrundenauftakt geht es am Sonnabend also gegen Union, die Berliner wurden zum Saisonauftakt von den Leipzigern mal so eben 4:0 abgefertigt. Aber seitdem hat sich Union stabilisiert. Nagelsmann sagt: „Die sind körperlich stark und haben eine unglaubliche Wucht. Die werden im Normalfall nicht vier Tore kriegen.“

"Der Herbstmeistertitel ist mir scheißegal"

Nagelsmann wirkt angespannter als vor seinem ersten Spiel als Trainer. Das mit Platz eins bis Platz vier sei ernst gemeint und „keine Tiefstapelei“, sagt er. Was aber, wenn den Leipzigern ihre Lockerheit abgeht, die sie auch ein Teil durch die Hinrunde getragen hat? „Wir haben eine sehr junge Truppe. Ich habe keine Angst, dass sie ihre Unbekümmertheit verliert.“

Aber, sagt Julian Nagelsmann: „Der Herbstmeistertitel ist mir scheißegal, sage ich ganz ehrlich. Um Meister zu werden, müssen wir mehr abrufen als in der Hinrunde.“

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