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Im Fokus: Schalkes Aufsichtsratchef Clemens Tönnies hat mit rassistischen Äußerungen für Entsetzen gesorgt.

© Ina Fassbender/dpa

Rassistische Äußerungen des Schalke-Chefs: Tönnies sollte einfach zurücktreten

Rassismus verschwindet nicht, wenn man ihn ignoriert. Deshalb braucht es nach den haarsträubenden Äußerungen von Clemens Tönnies Konsequenzen. Ein Kommentar.

Man könnte sich wünschen, Clemens Tönnies hätte es einfach damit bewenden lassen, weiterhin absurde Mengen an Treibhausgas zu produzieren. So wie er es mit seinen Betrieben tut, die sich auf die Verwandlung von lebendigen Tieren zu toten Tieren zu Lebensmitteln spezialisiert haben. Am Freitag hat der Aufsichtsratschef von Schalke 04 jedoch noch mehr Abluft produziert. Verbale Abluft.

Beim Tag des Handwerks in Paderborn hat er Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel abgelehnt und stattdessen gefordert, lieber 20 Kraftwerke in Afrika zu finanzieren: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Das hat Tönnies allen Ernstes gesagt.

Ganz unabhängig davon, dass für den Klimawandel fast ausschließlich die Industrienationen verantwortlich zu machen sind und Tönnies selbst sechs Geschwister hat, ist das natürlich zutiefst rassistisch. Man möchte sich gar nicht vorstellen, welches Weltbild ein Mensch mit sich herumträgt, der solche Gedanken öffentlich ausspricht.

Man möchte sich gar nicht vorstellen, was er sonst noch über Menschen denkt, die nicht in fünfter Generation in Deutschland leben. Und man möchte sich auch nicht vorstellen, wie er sich als deren Vorgesetzter verhält. Beim FC Schalke 04 stehen derzeit sechs Spieler unter Vertrag, die Staatsbürger eines afrikanischen Landes sind.

All das muss man sich aber vorstellen. Denn Rassismus verschwindet nicht, wenn man ihn einfach ignoriert. Deswegen ist es natürlich richtig, dass jetzt Konsequenzen gefordert werden. Der frühere Schalke-Profi Hans Sarpei, geboren in Ghana, hat den Ehrenrat des Vereins auf Twitter dazu aufgefordert, klar Position zu beziehen und sich über weitere Schritte Gedanken zu machen. Dabei kann eigentlich nur herauskommen, dass Tönnies nicht über die moralische Reife verfügt, um seinen Posten auf Schalke weiterhin zu besetzen – auch wenn er für seine Äußerungen inzwischen bei Verein und Fans um Entschuldigung gebeten hat. Nicht jedoch bei den Betroffenen selbst.

Der Profifußball schmückt sich gerne mit Botschaften von Fairness, Toleranz und Offenheit. Man zeigt dem Rassismus symbolisch die Rote Karte und verbreitet Slogans wie „Say no to racism“. Jetzt hat er wieder mal die Chance nachzuweisen, wie ernst er es mit diesen Bekundungen meint. Oder ob das alles auch nur heiße Luft ist.

Leonard Brandbeck

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