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Radsport: "Wir haben doch früher alle gedopt"

Ex-Radprofi Dietrich Thurau hat erneut bekräftigt, zu seiner aktiven Zeit gedopt zu haben. Der ehemalige Sprinter Marcel Wüst sprach sich für eine Amnestie aus. Die Telekom denkt indes über einen Ausstieg aus dem Radsport nach.

Lübeck/München - "Wir haben doch früher alle gedopt", sagte der 52 Jahre alte Thurau den "Lübecker Nachrichten". Damals habe der Hausarzt die Mittel verschrieben, die man dann in der Apotheke gekauft habe. Zur aktuellen Situation und den Doping-Geständnissen der früheren Telekom-Profis Bert Dietz und Christian Henn sagte Thurau: "Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist weit nach zwölf." Das Radsport-Idol der siebziger Jahre empfiehlt dem unter Dopingverdacht stehenden Jan Ullrich in diesem Zusammenhang, "seine Fehler einzugestehen".

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Das "Geständnis" Thuraus ist allerdings nicht neu. Der seit 1989 nicht mehr aktive Frankfurter hatte bereits früher in Interviews Doping eingestanden. Mit einer "normalen Ernährung" sei bei längeren Rundfahrten nicht weiterzukommen, sagte er: "Sonst gehst Du nach sieben Tagen in die Luft. Du wirst zwangsläufig mit Doping konfrontiert, wenn Du ans Limit kommst." Thurau, der 1977 für 15 Tage im Gelben Trikot bei der Tour de France fuhr, war in seiner Karriere mehrmals bei Doping-Kontrollen mit positiven Werten aufgefallen.

Aufklärung hat Priorität

Ex-Radprofi Marcel Wüst hat die Idee einer Amnestie für geständige Doping-Sünder begrüßt. "Es geht ja nicht mehr darum, die Leute jetzt dafür zu bestrafen, was vor zehn Jahren war", sagte der Radsport-Experte im WDR 2 Morgenmagazin. Jetzt gehe es darum, "die Rennfahrer, die auch sauber unterwegs sein wollen im Radsport und auch in allen anderen Sportarten - dass man denen hilft, diese Sauberkeit wahren zu können". Wüst: "Da wäre sicherlich eine konsequente Aufarbeitung dessen, was vor zehn, 15 Jahren war, ganz wichtig."

Er selbst habe nie verbotene Mittel genommen, betonte der heutige Radsport-Experte. Wüst: "Man hat mir zu meiner Zeit nichts angeboten. Das lag sicher zum einen daran, dass ich nicht im Tour-de-France-Team war. Zum anderen bin ich aber fest davon überzeugt, wenn ich danach gefragt hätte - wenn ich also als Rennfahrer hin gegangen wäre und hätte gesagt, hört mal, ich will auch was haben, ich brauche was, dann hätte ich auch was kriegen können." Die späte Doping-Offenbarung von Ex-Profis erklärte Wüst mit der Existenzbedrohung, die für die Betroffenen damit einher gehe.

Telekom denkt über Ausstieg aus Radsport nach

Die Fortsetzung des Engagements der Deutschen Telekom im Radsport ist nach den jüngsten Doping-Enthüllungen keineswegs mehr sicher. Stephan Althoff, Sponsoring-Leiter des Telekommunikations-Riesen, sagte der "Süddeutschen Zeitung": "So eine Entscheidung wird nun der Vorstand treffen." Nach Informationen der Tageszeitung sei aus dem Konzern zu hören, dass ein Rückzug im Interesse des Vorstandschefs Rene Obermann läge. "Die Frage ist, ob man glaubt, dass man den Radsport sauber kriegen kann - wenn nicht, muss man Konsequenzen ziehen", sagte Althoff.

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