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Emanuel Buchmann ist optimistisch, dass die Tour de France in diesem Jahr stattfindet.

© imago images/Panoramic Internati

Radprofi Buchmann im Interview: „Für ein Jahr könnten wir das schon machen“

Radprofi Emanuel Buchmann über fast 9000 Höhenmeter als besondere Herausforderung und eine mögliche Geister-Tour.

Radprofi Emanuel Buchmann belegte bei der Tour de France 2019 den vierten Platz. Im Interview spricht der 27-Jährige über ein außergewöhnliches Experiment, sein Training in Coronavirus-Zeiten und die möglicherweise ohne Zuschauer stattfindende Tour.

Herr Buchmann, am Freitag wagen Sie ein außergewöhnliches Experiment. Wie wird das ablaufen?
Ich werde am Haiminger Berg im Ötztal alleine hoch- und runterfahren. Das ist ein Berg von zehn Kilometer Länge mit 1050 Höhenmetern. Und ich werde es so lange machen, bis 8848 Höhenmeter erreicht sind – so hoch wie der Mount Everest. Ich müsste so neun Stunden unterwegs sein. Online gibt es parallel eine Spendenplattform.

Haben Sie im Training oder Rennen schon einmal derart viele Höhenmeter geschafft?
Das meiste, das ich im Training gefahren bin, waren 5500 Höhenmeter. Das ist jetzt eine andere Nummer.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Der Trainingsalltag ist ein wenig eintönig ohne Rennen. Da habe ich mir mal überlegt, etwas Verrücktes zu machen oder eine Herausforderung einzubauen.

Wie gut sind Sie mit den Coronavirus-Beschränkungen zurechtgekommen?
Eigentlich ganz gut. In Österreich durfte man noch alleine auf der Straße Radfahren. Ich konnte das Training ganz normal durchziehen. Inzwischen ist es auch wieder in Gruppen erlaubt.

Für wie realistisch halten Sie es, dass Ende August der Tross der Tour de France durch Frankreich zieht?
Es wird alles gelockert. Die Fußball-Bundesliga spielt auch wieder. Bis Ende August sind es drei Monate. Ich bin sehr optimistisch, dass die Tour stattfindet.

Finden Sie es richtig, dass der Fußball eine Sonderrolle einnimmt?
Man muss zugeben, dass ein Fußballspiel einfacher abzusperren ist als ein Radrennen. Die spielen im Stadion, es sind 22 Spieler. Es ist nicht vergleichbar mit 200 Leuten, die quer durchs Land Radrennen fahren. Ich finde es eher gut, dass im Fußball wieder gespielt wird. In irgendeiner Sportart muss man den ersten Schritt machen. Dem Fußball geht es extrem gut im Vergleich zum Radsport, er hat einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft.

[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus in Deutschland und der Welt.]

Könnten Sie sich auch mit einer Geister-Tour anfreunden?
Es wäre nicht schön und ein ganz anderes Feeling als die letzten Jahre. Aber für ein Jahr könnten wir das schon machen. Wir fahren auch viele Radrennen, wo nicht so viele Zuschauer sind.

Letztes Jahr waren Sie Vierter bei der Tour de France. Ist eine Steigerung drin?
Da ist noch was möglich. Ziel ist es, sich zu verbessern. Das wäre ein Platz auf dem Podium, aber dafür muss alles passen. Da muss man die drei Wochen gut durchkommen, ohne Verletzung und Sturz. Es passiert schnell, dass man durch eine dumme Aktion Zeit verliert.

Bleibt der Tour-Sieg ein Traum oder ist es ein realistisches Ziel?
Wenn das Podium das Ziel ist, dann ist der Sieg auch nicht mehr weit weg.

Befürchten Sie angesichts der fehlenden Dopingkontrollen während der Coronavirus-Pandemie unliebsame Überraschungen beim Neustart?
Nicht wirklich. Es hätten ja noch Kontrollen stattfinden können. Ich gehe davon aus, dass das System normal wieder anläuft und alle Sportler regelmäßig getestet werden. Ich weiß auch nicht, ob es Sinn gehabt hätte, Ende April für die Tour zu dopen.

Interview: Stefan Tabeling (dpa)

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