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Zaungäste schauen sich das Champions League Finale an, das im Kino im Olympiapark übertragen wurde.

© Peter Kneffel/dpa

Quote kontra Querelen: Der Fußball lebt auch ohne Stadionzuschauer

Unser Autor über die Abgründe und die Kraft des rollenden Balls. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Knapp 13 Millionen haben den Triumph des FC Bayern in der Champions League im ZDF verfolgt. Das ist die Top-Quote des Jahres 2020. Nicht mitgezählt die gut eine Millionen, die das Spiel im Bezahlfernsehen Sky sahen und die nicht bekannte Dunkelziffer an Zuschauern, die das Finale im Streamingdienst Dazn verfolgten. Der Fußball lebt – auch ohne Stadionzuschauer.

Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie, der auch den Fußball für viele Wochen stillstehen ließ, ist viel über das Ende der Dominanz dieses Sports geschrieben und gesprochen worden. Die Menschen würden sich abwenden von diesem Milliardengeschäft.

Doppelt so viele Zuschauer wie beim Tatort

Vertreter aus Politik, Kultur, Kirche und dem Sport selbst sprangen auf diesen Zug auf und haben sich an diesem Thema regelrecht abgearbeitet. Und nun das. Knapp 13 Millionen Zuschauer an einem Sonntagabend. Doppelt so viele wie der heilige ARD-Tatort hatte. Der war allerdings eine Wiederholung aus dem Jahr 2013.

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Nein, wir wollen den Fußball nicht größer machen als er ist. Aber auch nicht kleiner. Und ja, der Fußball in seiner Spitze zeigt eine besorgniserregende Entwicklung. Das System Profifußball mit all seinen Unanständigkeiten und Maßlosigkeiten, den horrenden Ablösesummen und überkandidelten Spielergehältern, ist krank und muss reformiert werden, will es seine Fans auf Dauer nicht gegen sich aufbringen oder verlieren.

Aber der Profifußball ist vorangegangen und hat Wege aufgezeigt, wie es in Zeiten mit Covid 19 weitergehen kann. Seine Konzepte, den Betrieb unter strengen Regeln wieder aufzunehmen, waren beispielhaft für andere Bereiche. Klar, um weiterhin Geld zu verdienen, allerdings auch ohne Milliardenhilfen von Seiten des Staates, wie die Lufthansa beispielsweise. Der Fußball in seiner Spitze bleibt ein Geschäft. Aber der Fußball im Allgemeinen ist nicht nur das, sondern offenbar für sehr viele Menschen ein verdammt schönes Spiel. Vielleicht sogar die schönste Nebensache der Welt.

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