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Hoch hinaus: Die Pläne der Basketball-Bundesliga sind ambitioniert.

© Eibner/Imago

Politik entscheidet über Hygienekonzept der BBL: Warum die Basketball-Bundesliga auf ein Saisonfinale hofft

Der Basketball hat sich zuletzt nicht größer gemacht, als er ist. Nun geht es um knallharte Kalkulationen statt um einen neuen Boom. Ein Kommentar.

Die Verantwortlichen der Basketball-Bundesliga (BBL) und ihrer Klubs waren zumindest von Anfang an ziemlich ehrlich. Hochtrabende und pathetische Worte, man wolle der Gesellschaft ihre Lebensfreude zurückgeben, wie sie vor dem Re-Start besonders aus dem Profifußball zu hören waren, sind kaum gefallen.

Natürlich sagt Ligachef Stefan Holz: „Wir wollen den Basketball ins Schaufenster stellen.“ Und Frankfurts Geschäftsführer Gunnar Wöbke glaubt sogar: „Die ganze Welt wird auf uns schauen.“ Aber letztendlich war von Beginn an klar: Der Basketball spielt vor allem für sich selbst. Wenn er denn bald weiterspielen darf.

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Am Dienstag tritt das Kabinett der bayerischen Landesregierung zusammen und wird dann auch über das 42-seitige Hygiene- und Sicherheitskonzept beraten, nach dessen Maßgaben das etwa dreiwöchige Saisonfinale in München über die Bühne gehen soll. Von der Vorbereitungszeit an den Heimstandorten über die Voll-Quarantäne der beteiligten zehn Teams in einem Hotel bis hin zur Desinfektion der Spielbälle und der Benutzung der Wischmobs für den Schweiß auf dem Parkett ist darin alles geradezu penibel geregelt. Macht die Politik mit, dann würde es ab dem ersten Juni-Wochenende losgehen.

Die Beteiligten sehen das als geradezu unerlässlich für den Bestand der Liga und ihrer Teams an. Ein paar Dutzend Geisterspiele im TV, deren sportliches Niveau angesichts der kurzen Vorbereitungszeit und teils ausgedünnter Kader wohl kein Play-off-Level erreichen wird, werden kaum einen neuen Basketball-Boom auslösen, das wissen die Verantwortlichen.

Die Motivationen der verbliebenen zehn Klubs sind andere: Die einen wollen Regressforderungen von Sponsoren vermeiden, um kurzfristig ihr Budget zu entlasten. Die anderen wollen sich noch für den internationalen Wettbewerb qualifizieren, um mittelfristig ihr Budget aufrechtzuerhalten.

Im Zentrum: In der Münchner Arena soll das Turnier ausgetragen werden.
Im Zentrum: In der Münchner Arena soll das Turnier ausgetragen werden.

© Imago

Wieder andere sehen einen Testlauf für die kommende Saison, die ebenfalls ohne Hallenpublikum starten könnte. Und überhaupt schwebt über dem Vorhaben der langfristige Gedanke, sich gegenüber Fans, Sponsoren und TV-Partnern erkenntlich zu zeigen – damit die auch in Zukunft treu bleiben.

Doch egal, ob kurz-, mittel- oder langfristig: In allen Kalkulationen geht es letztendlich ums Überleben, so betonen es die Verantwortlichen immer wieder. Das sind Worte, die natürlich auch die Politik beeindrucken sollen. Die wird nach dem grünen Licht für den Fußball und den ersten Öffnungen im Breitensport vermutlich auch an einer Spielgenehmigung für den Basketball kaum vorbeikommen.

Diese zehn Klubs wollen am BBL-Saisonfinale teilnehmen:

  • Alba Berlin
  • Bayern München
  • MHP Riesen Ludwigsburg
  • Hakro Merlins Crailsheim
  • EWE Baskets Oldenburg
  • Rasta Vechta
  • Brose Bamberg
  • BG Göttingen
  • Ratiopharm Ulm
  • Frankfurt Skyliners

Bei der Abwägung zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Interessen wird sie jedoch vielleicht auch noch einmal kurz darüber ins Grübeln kommen, warum dann gleich sieben BBL-Klubs ihre Teilnahme lieber abgesagt haben. Und warum die Verantwortlichen im Eishockey, Handball und Volleyball einen Saisonabbruch für klüger hielten.

Der Profibasketball hat es in den vergangenen Wochen weitgehend geschafft, sich nicht größer zu machen, als er ist. Das kann man ihm zugutehalten. Vielleicht hat er es aber auch verpasst, durch einen klaren Schlussstrich in Sachen Saisonfortsetzung – verbunden mit dem Hinweis auf die gesellschaftliche Gesundheitslage – noch an moralischer Größe zu gewinnen. Doch darum geht es dem Basketball eben nicht. Denn davon kann er sich nichts kaufen.

Leonard Brandbeck

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