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Auf dem Sprung. Dennis Schröder von den Atlanta Hawks (li.).

© dpa

Play-offs in der NBA: Atlantas Zukunft kommt aus Braunschweig

Dennis Schröder ist auf dem Weg, ein NBA-Star zu werden – zum Play-off-Auftakt ist der Deutsche mit den Hawks aber Außenseiter.

Atlanta - Mike Budenholzer hatte genug. Der Trainer der Atlanta Hawks aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA predigt wie kaum ein anderer Teamgeist und Disziplin. Budenholzer wollte von seinem Spielmacher Dennis Schröder nichts mehr sehen, nachdem dieser sich mitten im Spiel eine Diskussion mit Kollege Dwight Howard lieferte, anstatt sich um seinen Gegenspieler zu kümmern. Der Coach setzte seinen säuerlichen Blick auf, beorderte Schröder auf die Bank und ließ ihn für den Rest der Partie dort sitzen.

Während von einer langen NBA-Saison mit vielen Höhen und Tiefen am Ende nicht viele Erinnerungen bleiben, war dieses Spiel Anfang März gegen das Spitzenteam der Golden State Warriors doch bemerkenswert – es steht nämlich in zweierlei Hinsicht beispielhaft für den Status des deutschen Point Guards der Hawks: Zum einen sind da immer noch die Momente, in denen ihm sein riesiges Selbstbewusstsein im Weg steht und er zu Disziplinlosigkeiten neigt. „Vielleicht bin ich zu ehrgeizig“ sagte Schröder nach dem Spiel. „Ich versuche nur, Spiele zu gewinnen. Aber die Entscheidung habe ich nicht verstanden.“ Auf der anderen Seite wurde diese Episode um den 23-jährigen Braunschweiger auch nur deshalb zu einem großen Thema, weil er bis zu diesem Zeitpunkt der beste Mann auf dem Parkett war. Mit 19 Punkten alleine im ersten Viertel spielte der junge Deutsche furios auf, und das gegen einen der großen Titelfavoriten. Sein Fehlen in der Schlussphase trug dazu bei, dass es am Ende doch nicht zum Überraschungssieg reichte.

Schröder kann sein Team tragen. Mit 17,9 Punkten pro Spiel ist er der zweitbeste Scorer der Hawks, vier Mal kam er sogar auf über 30 Punkte. Den Sprung vom Ersatz- zum Stammspieler hat er gemeistert. In nunmehr vier Spielzeiten in der NBA hat sich der deutsche Nationalspieler konstant entwickelt und mittlerweile als eine feste Größe in der stärksten Basketball-Liga der Welt etabliert. Als die Hawks ihn im Sommer beförderten und mit einem 62-Millionen-Dollar-Vertrag bis zum Jahr 2021 ausstatteten, geschah das auch im festen Vertrauen auf sein Entwicklungspotenzial. Bis jetzt ist Schröder auf Kurs – und er ist mit 23 immer noch jung. „Ich will mich immer weiterentwickeln und in Zukunft ein All-Star sein“, hatte Schröder vor der Saison gewohnt selbstbewusst gesagt. Dass er das Potenzial dazu hat, glauben mittlerweile viele. Schröders explosive Antritte mit anschließendem Korbleger wirken souveräner als früher. Es gibt kaum einen schnelleren Spieler in der NBA, und diese Waffe weiß er immer besser einzusetzen.

Dennis Schröder kann mit seiner persönlichen Entwicklung zufrieden sein, insgesamt ist die Stimmung in Atlanta in Bezug auf die Hawks aber eher gedämpft. Zu unbeständig waren die Auftritte in dieser Saison, vor allem die Serie mit neun Niederlagen aus elf Spielen kurz vor Ende der regulären Spielzeit weckte viele Zweifel. Von der Euphorie der 60-Siege-Saison vor zwei Jahren ist man in der Südstaaten-Metropole zurzeit weit entfernt. Während die Hawks in den letzten beiden Spielzeiten jeweils mit 0:4 gegen die Cleveland Cavaliers aus den Play-offs flogen, wäre es diesmal schon ein Erfolg, wenn sie überhaupt so weit kämen. Schon in der ersten Serie gegen die Washington Wizards (erstes Spiel am Sonntag um 19.00 MESZ) gelten die Hawks als Außenseiter, auf Lebron James und die Cavaliers können sie erst in den Conference Finals treffen.

Die Atlanta Hawks sind im Umbruch, Schröder ist eine feste Säule umgeben von Baustellen. Von den Leistungsträgern, Schröder, Paul Millsap und Dwight Howard, ist der Deutsche der Einzige, der langfristig als Fixpunkt im Team gilt. Howard (31) ist nicht mehr so dominant wie in früheren Jahren. Millsap (32) ist aktuell zwar unumstritten der beste Spieler im Kader, doch um ihn gibt es immer wieder Wechselgerüchte und sein Vertrag endet nächstes Jahr. Hoffnung auf die Zukunft macht sonst nur Tim Hardaway Junior, der sich in dieser Saison gesteigert hat. Es ist das erklärte Ziel von Budenholzer und der Klubführung, um Dennis Schröder herum ein Team aufzubauen, dass irgendwann auch mal zur Riege der Titelanwärter durchbrechen kann. Eine kleine Eskapade wie die gegen die Warriors ändert daran erst mal nichts.

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