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Mein Ball. In den Play-offs wie hier beim Spiel Alba Berlin gegen Oldenburg wird hart zugepackt.

© imago/Camera 4

Play-offs in der Basketball-Bundesliga: Alba Berlin: Mit Anarchie gegen die Kloppertruppe

Die Bundesliga-Saison geht in die entscheidende Phase. Was für Alba spricht - und was für die Konkurrenz aus Ludwigsburg, München und Bamberg.

Alba Berlin
Dieses erste Spiel für Alba in den Play-offs gegen Oldenburg, es war ein kleines Spektakel. Die Berliner machten das, was sie schon in der Hauptrunde ausgezeichnet hatte – nur besser. Das Team von Trainer Aito Garcia Reneses spielte sehr schnellen, frechen Basketball. Oldenburg wurde weggefegt. Aber dann, ein paar Tage später, stand Albas Führungsspieler Luke Sikma mit einem dicken Veilchen unter dem Auge in der Oldenburger Halle und sagte: „Sie spielen sehr physisch, sehr intensiv.“ Dies waren überhaupt die gebräuchlichsten Worte der Alba-Akteure, wenn sie die Viertelfinalserie gegen Oldenburg beschreiben sollten. Mit Ach und Krach setzten sie sich am Donnerstag in Spiel fünf durch.

Alba Berlin ist die stärkste Mannschaft aktuell in der Liga, wenn alles im Fluss ist, wenn das etwas anarchische und freie Spiel von Trainerikone Reneses zum Tragen kommt. Wenn – um die Metapher mal aufzugreifen – die Albatrosse ins Fliegen kommen. „Das Problem ist“, sagte Albas Sportdirektor Himar Ojeda vor dem entscheidenden fünften Spiel gegen Oldenburg, „dass in den Play-offs härter gespielt wird. Die Schiedsrichter lassen auch mehr laufen. Das sind andere Spiele als in der Hauptrunde, Spiele, auf die wir uns einstellen müssen.“ Die Herausforderung für Alba wird sein, in den knüppelharten Play-offs dagegenzuhalten, ohne die Leichtigkeit zu verlieren. Schon der nächste Gegner wird die Berliner am Montag in der Arena am Ostbahnhof (18 Uhr) vor eine große Herausforderung stellen.

Riesen Ludwigsburg

Der hört auf den Namen Riesen Ludwigsburg und stellt wohl das Team in der Liga, gegen das es am wenigsten Spaß macht, Basketball zu spielen. Das liegt an Trainer John Patrick. Der US-Amerikaner hat seine Basketball-Philosophie mal mit den Worten „40 Minutes of Hell“ beschrieben. Das soll heißen: Dem Gegner soll das Leben zur Hölle gemacht werden mit exzessivem Pressing. Vor allem der Spielmacher soll attackiert und damit das ganze Spiel des Gegners zerstört werden. Ludwigsburg macht das äußerst erfolgreich. Die Hauptrunde schlossen die Schwaben mit im Vergleich zu den Topklubs sehr niedrigem Budget auf dem dritten Platz ab. Und im Play-off-Viertelfinale besiegten sie Bayreuth mit 3:0.

„Auch ich habe gelesen, dass jetzt die ’Kloppertruppe’ – das sollen wir sein – auf die ’Schwalbenkönige’ von Alba trifft“, sagt Alexander Reil, der Manager der Riesen Ludwigsburg. „Das sind beides nur Begrifflichkeiten, auch welchen Spielstil man bevorzugt, ist Geschmackssache. Am Ende zählt nur, wer gewinnt.“ Reil ist davon überzeugt, dass das im Duell mit den eigentlich favorisierten Berlinern auch seine Riesen sein können: „Auch wenn Alba Favorit ist: Wir fahren da hin, um zu siegen.“

Bayern München

Es war sehr ungewöhnlich, was diese Saison bei Bayern München passierte: Da gewann die Mannschaft national fast jedes Spiel, auch den Pokalwettbewerb, um sich dann Ende März von Erfolgstrainer Aleksandar Djordjevic zu trennen. Der Serbe soll sein Amt recht eigensinnig ausgefüllt haben. Djordjevic wurde ersetzt durch seinen serbischen Landsmann Dejan Radonjic. Zumindest nach der Viertelfinalserie gegen Frankfurt lässt sich sagen: Vielleicht hätte die Bayern-Klubführung noch für diese Spielzeit besser an ihrem alten Trainer Djordjevic festhalten sollen. Mit Radonjic wären die Münchner fast aus der ersten Play-off-Runde gepurzelt. Nach zwei desaströsen Auftritten lagen die Münchner in der Serie schon 1:2 zurück, wendeten aber am Ende das Aus knapp ab. „Wir hatten speziell in den Spielen zwei und drei große Schwankungen“, sagt Bayerns Co-Trainer Emir Mutapcic. „Dieses Problem hatten wir nicht nur in der Serie, sondern auch schon in der Hauptrunde.“

Der frühere Alba-Trainer versucht, durch solche Aussagen den umstrittenen Radonjic in Schutz zu nehmen. Der wirkte in den Auszeiten seltsam teilnahmslos, vielleicht auch, weil er – wie es heißt – nicht besonders gut Englisch, geschweige denn Deutsch spricht. Für das Halbfinale gegen Bamberg sprach deshalb viel für die Franken, zumal Mutapcic vorab sagte: „Die fünf Spiele in den Play-offs sind anstrengend, nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Da verliert man viel Kraft.“ Doch im ersten Aufeinandertreffen am Sonntag ließen die Bayern dem Titelverteidiger beim 95:72 dann erstaunlich alt aussehen.

Bamberg
Ungewöhnlich war auch, was beim Deutschen Meister Bamberg passierte. Die teure und erfahrene Mannschaft spielte eine schlechte Hauptrunde mit zwölf Niederlagen. Trainer Andrea Trinchieri, der mit Bamberg drei Mal in Folge die Meisterschaft gewann, wurde im Februar entlassen. „Andrea Trinchieri lässt vielleicht den modernsten, aber eben auch den kompliziertesten Basketball spielen“, sagt Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer. Trinchieris Nachfolger Luca Banchi hat laut Beyer „das System vereinfacht, wieder mehr auf das Individuelle gesetzt. Das kommt unserer Mannschaft entgegen. Zudem hat er mehr Energie und Aggressivität reingebracht.“
Im Viertelfinale gegen Bonn setzten sich die Franken sehr souverän mit 3:0 durch. Und so schnell geht es: Die Enttäuschung der Saison, die Bamberger, können doch noch Deutscher Meister werden, auch wenn sie sich nach dem ersten Halbfinale erst einmal wieder sammeln müssen.

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