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Unser Block. Die BR Volleys, hier Berlins Benjamin Patch (l) und sein Teamkollege Jeffrey Jendryk, stehen vor einem eminent wichtigen Spiel am Sonntag.

© Foto: Rainer Jensen/dpa

Play-off-Viertelfinale gegen Düren: Die BR Volleys und der alte Affe Angst

Die BR Volleys stehen gegen Düren unter Druck. Eine Niederlage wird wohl personelle Folgen haben.

Wenn im Volleyball entschieden wird, ob all die Anstrengungen, auch die finanziellen, belohnt werden oder nicht, kann es mitunter ruppig zugehen. Der hemdsärmelige Manager der Alpenvolleys Haching, Hannes Kronthaler, beschimpfte sein Team jüngst nach einer Niederlage in aller Öffentlichkeit und ließ in der „Süddeutschen Zeitung“ auch durchblicken, dass er auf ein weiteres „Scheißspiel“ in den Play-offs gegen Herrsching auch nicht besonders viel Lust habe. Seine Worten sollten Wirkung zeigen: Am Samstagabend machten die Alpenvolleys vor heimischen Publikum den Einzug ins Halbfinale um die Meisterschaft perfekt.

Kronthaler, ein passionierter Volleyballer und vermögender Unternehmer, fürchtet um sein Investment. Und so geht es den meisten Mannschaften, die es in der Volleyball-Bundesliga der Männer in die Play-offs geschafft haben. Der Druck ist immens. Das ist bei den BR Volleys aus Berlin nicht anders, auch wenn die Bandbreite an Sponsoren dem Klub eine große finanzielle Sicherheit gibt. Aber der Anspruch des aktuellen Deutschen Meisters ist sehr groß: Er will mit seinen vielen Zuschauern, aber natürlich auch mit seinen Erfolgen das Flaggschiff im deutschen Volleyball sein. Auch auf europäischer Ebene hofft der Klub, perspektivisch eine Rolle zu spielen. Zumal die Berliner die Champions-League-Endspiele der Frauen und Männer in der Max-Schmeling-Halle austragen. Aber man muss ja nicht immer Ausrichter sein. Warum nicht mal selbst dabei sein? Deswegen sagt am Samstag auch Volleys-Manager Kaweh Niroomand: „Es ist nicht so, dass ich keine Anspannung spüre und meine Füße im Whirlpool baumeln.“

"An solchen Spielen muss das Team nun wachsen"

Der 66-Jährige hat im Moment ein Problem. Düren hat seiner Mannschaft am vergangenen Mittwoch eine bittere Niederlage zugefügt. Im Tie-Break setzten sich die Dürener durch. Es steht 1:1 in dem Duell, an diesem Sonntag ab 19 Uhr fällt in der Max-Schmeling-Halle die Entscheidung um den Einzug ins Play-off-Halbfinale. Berlin und Düren verbindet im Volleyball seit vielen Jahren eine ambivalentes Verhältnis. Fans und auch Klubverantwortliche kennen und schätzen sich. Aber die sportliche Rivalität ist eine besondere. Beide Mannschaften haben sich gegenseitig schon schmerzhafte Niederlagen zugefügt. „Dass Düren wieder einmal eine harte Nuss wird“, sagt Niroomand, „war uns natürlich klar.“ Schon in der Hauptrunde waren die beiden Mannschaften in den Tie-Break gegangen.

In den vergangenen Jahren allerdings konnten die Dürener nicht verhindern, dass am Ende die Volleys die Meisterschaft gewannen. Das hing auch damit zusammen, dass Niroomand in Paul Carroll und Robert Kromm zwei Spieler in seinem Kader hatte, die besonders viel Lust am Volleyball verspürten, wenn es wichtig wurde. Kromm beendete nach der vergangenen Spielzeit seine Karriere und Carroll wechselte nach Russland. „In der Vergangenheit wussten wir, mit solchen Drucksituation umzugehen“, sagt Niroomand. „Aktuell haben wir kaum Spieler mit Play-off-Erfahrung. An solchen Spielen muss das Team nun wachsen.“

Für die Volleys spricht, dass sie über die besseren Einzelspieler verfügen, über Talente wie den US-amerikanischen Außenangreifer Benjamin Patch oder den deutschen Nationalspieler Moritz Reichert und über einen erfahrenen Ausnahmespieler wie den Russen Sergej Grankin. Gegen die Volleys spricht, dass nach dem Abgang der alten Klubikonen nicht mehr gesagt ist, dass sie am Ende auch die Hände jubelnd nach oben reißen.

Mit Erfolg oder Niederlage am Sonntag hängen für so manchen Spieler existenzielle Fragen zusammen. Bei einigen ist es dem Verein vorbehalten, ob es mit ihnen weitergeht. Die meisten fühlen sich wohl bei den Volleys und würden offenbar gerne bleiben. „Wenn wir es als Verein wollen, ändert sich an dem Bild unserer Mannschaft in der kommenden Saison kaum etwas“, sagt Niroomand. Was aber, wenn sie es nicht wollen? So lastet sehr viel Gewicht auf den Schultern der Volleys. Viel mehr auch als auf denen des Gegners, der als klarer Außenseiter in dieses Duell gegangen ist. Und vor allem im Volleyball geht es auch darum, schwerelos in ein Spiel zu gehen und nicht das Gefühl zu haben, der alte Affe Angst zöge am Arm. Sollten die Volleys diesen am Sonntag abschütteln, dann wäre schon sehr viel geschafft.

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