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Hoch hinaus. Benjamin Patch verfügt über eine enorme Sprungkraft.

© imago/Sebastian Wells

Play-off-Start gegen Düren: Die BR Volleys setzen auf ihren Flummi

Die BR Volleys starten an diesem Freitag ins Play-off-Viertelfinale. Gegen Düren kommt es vor allem auf Benjamin Patch und seine enorme Sprungkraft an.

Volleyball kann unter bestimmten Voraussetzungen ein ausgesprochen einfaches Spiel sein. Zu beobachten war das in den vergangenen Wochen beim aktuellen Deutschen Meister BR Volleys. Allzu oft musste Zuspieler Sergej Grankin den Ball nur weit nach oben pritschen. Kurz darauf stand ein Mann mit goldener Kette um den Hals und angewinkelten Beinen noch hoch in der Luft, als der gegnerische Block sich längst auf dem Weg in Richtung Boden befand. Diagonalangreifer Benjamin Patch knallte dem Gegner einen Ball nach dem anderen ins Feld. „Sein Absprung ist phänomenal“, sagt Kaweh Niroomand.

Der Manager der Volleys hofft, dass die Sprungkraft seines Diagonalangreifers helfen wird, das Play-off-Viertelfinale gegen Düren zu bestehen. Am Freitag findet das erste von maximal drei Spielen in der Max-Schmeling-Halle statt (19.30 Uhr). Die Zuschauer dürfen sich schon darauf einstellen, dass die Volleys das Spiel wieder einfach machen wollen, dass der Russe Grankin den Ball dem US-Amerikaner Patch zuspielen und er den Rest erledigen wird. Das hat zuletzt wunderbar geklappt. In den jüngsten Ligaspielen gegen Bühl, Rottenburg, Lüneburg, Königs Wusterhausen und den Tabellenzweiten Unterhaching/Innsbruck war Patch mit im Schnitt fast 20 Punkten jedes Mal der erfolgreichste Spieler. Zu knapp über 60 Prozent punktete er. „Die Quoten waren sehr gut“, sagt Niroomand. „Zuletzt waren wir wirklich zufrieden mit ihm. Wir haben ihn langsam da, wo wir ihn hinhaben wollen.“

Aus den Worten wird deutlich, dass das nicht immer der Fall war. Vor der Saison war Patch als Nachfolger der Klubikone Paul Carroll verpflichtet worden. Der Australier war mit den Volleys sechs Mal Deutscher Meister geworden. „In den entscheidenden Momenten war Paul einfach da“, schwärmt Niroomand heute noch. Patch aber spielte in der ersten Saisonhälfte nicht so verlässlich, wie die Volleys es von Carroll gewohnt waren. Es gab sogar Phasen, in denen Trainer Cedric Enard dem Ersatzmann Kyle Russell den Vorzug gab. „Es ist schon verrückt, dass man im Spitzensport keinerlei Schwächephasen haben darf. Das ist nicht menschlich“, sagt Patch, wenn er auf die schwierigen Monate zurückblickt.

Patch ist nicht der typische Leistungssportler, er ist ein reflektierender Mensch mit einem sonnigen Gemüt. „Hi, ich bin Benjamin Patch“, stellt er sich auf seiner Homepage vor. „Und obwohl wir uns nicht kennen, liebe ich euch.“ Sein Leben kreist nicht ausschließlich um Sport. Er fotografiert gerne und hat ein Faible für die Kunst. „Ich möchte später einmal Art Designer für Magazine werden“, erzählt der 24-Jährige. Am liebsten will er auch nach seiner sportlichen Karriere in Berlin bleiben. „Ich mag diese Stadt sehr, sie ist wie eine zweite Heimat für mich.“

Erst mit 15 fing er an mit Volleyball

Doch ein Ende der sportlichen Karriere ist noch lange nicht in Sicht. Dabei ist es eine kleine sportliche Sensation, dass Patch es überhaupt zum US-Nationalspieler geschafft hat. Denn im Bundesstaat Utah, wo er aufwuchs, ist Volleyball offenbar kein Männersport: „Bei uns spielen Jungs kaum Volleyball, deshalb habe ich mit den Frauen gespielt.“ Erst mit 15 Jahren begann er mit Volleyball. In diesem Alter war Patch noch recht klein für die Sportart. „Also machte ich Sprungtraining, um das zu kompensieren“, sagt er. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich dafür ein besonderes Talent habe.“ Und so sprang er immer höher, gleichzeitig setzte ein Wachstumsschub ein. Patch ist heute 2,05 Meter groß und springt wie ein Flummi über das Parkett. Angeblich erreicht er bei seinen Schmetterschlägen – gemessen vom Boden bis zu den Händen – eine Abschlaghöhe von 3,70 Meter. Ein Fußballtor ist 2,44 Meter hoch.

Patch wäre der perfekte Volleyballspieler, beherrschte er die Technik: „Ehrlich gesagt, dadurch, dass ich so spät mit Volleyball angefangen habe, muss ich noch viel an den Grundlagen arbeiten.“ Patch verfügt im Vergleich etwa zu Carroll über eine bescheidene Bandbreite an Angriffsschlägen. „Er lebt von seiner Athletik und muss noch viel dazulernen“, sagt auch Niroomand. „Aber das hat er in den letzten Monaten schon getan.“ Auch deshalb stehen die Chancen für die Volleys trotz holprigem Beginn erneut gut, dass sie am Ende der Saison die Meistertrophäe in den Händen halten.

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