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Berlins Charles Linglet jubelt über sein Tor zum 2:1.

© dpa

Play-off-Sieg gegen Mannheim: Eisbären Berlin machen das fast Unmögliche wahr

Im entscheidenden siebten Spiel siegen die Eisbären Berlin 2:1 in Mannheim und ziehen damit ins DEL-Halbfinale gegen München ein.

Daniel Fischbuch lief allein auf das gegnerische Tor zu. Der Stürmer der Eisbären Berlin täuschte einen Schuss an, zog dann nach rechts – und kam zu Fall. Drew MacIntyre, der Torhüter der Adler Mannheim, hatte Fischbuch durchaus strafwürdig zu Fall gebracht und den Gegner damit in die Bande befördert. Doch der Pfiff der Schiedsrichter blieb aus, dabei hätte es in dieser Szene einen Penalty für die Eisbären geben können, wenn nicht müssen. Trotzdem erreichte der Erregungspegel in dieser vierten Minute des zweiten Drittels ein neues Level in der ausverkauften Mannheimer Arena, viele der 13 600 Zuschauer hatten wohl eine Flugeinlage des Berliners gesehen – oder sehen wollen.

Ein siebtes und entscheidendes Spiel in einer Play-off-Serie ist so ziemlich das höchste der Gefühle im Eishockey. Nicht umsonst läuft so ein Duell in Nordamerika schon mal unter der Überschrift „Do or Die“. Am Dienstagabend in Mannheim waren es am Ende die Eisbären, die in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in dieser Saison noch ein bisschen weiter leben dürfen. Berlin gewann Spiel sieben des Viertelfinales gegen Mannheim 2:1 nach Verlängerung (0:0, 0:0, 1:1/1:0) und die Serie damit 4:3.

Das letzte Duell zwischen den beiden großen Rivalen bildete den würdigen Abschluss einer an Spannung und Drama reichen Auseinandersetzung. In den vergangenen zwölf Tagen lieferten sich der Tabellenzweite und –achte der Hauptrunde eine ausgeglichene Serie auf hohem Niveau. Die Eisbären zeigten sich dabei in allen Belangen ebenbürtig und straften Kritiker Lügen, die das Team abgeschrieben hatten. Uwe Krupps Team kann – wenn personell vollzählig – wohl mit jedem anderen in der DEL mithalten.

Kitschiger hätte es auch Hollywood nicht hinbekommen

Wobei der Trainer der Eisbären in Spiel sieben sein Team doch wieder auf einer Position ungewollt umstellen musste. Jamie MacQueen, der die Berliner überhaupt erst in das Viertelfinale geschossen hatte, fehlte aufgrund einer Sperre wegen eines Bandenchecks im sechsten Spiel, die die Liga nachträglich ausgesprochen hatte. Dafür kam Barry Tallackson, der in den Play-offs bisher überhaupt noch nicht gespielt hatte, mal wieder zu einem Einsatz.

40 Minuten lang war es am Dienstagabend ein offenes Spiel, in dem beide Mannschaften möglichst keine Fehler machen wollten, sich dennoch die eine oder andere Chance erarbeiteten. Disziplin war Trumpf, die wenigen Strafzeiten gab es allerdings mehrheitlich für die Eisbären. Das in der Serie so starke Powerplay der Adler war aber zunächst nicht stark genug, um sich einen Vorsprung zu erarbeiten. So hatte Mannheim lange nur ein optisches Übergewicht. Doch zu Beginn des dritten Drittels gelang Markus Kink das 1:0 für die Gastgeber, was von den Fans frenetisch gefeiert wurde.

Mit den Zuschauern im Rücken war Mannheim nun obenauf, die Eisbären zeigten sich beeindruckt, blieben offensiv zu harmlos. Wieder einmal schien der Heimvorteil der entscheidende in diesem Duell zu sein, in dem es sechs Spiele lang nur Erfolge für die Gastgeber gegeben hatte. Doch plötzlich schlugen die Berliner zu und das ausgerechnet durch Tallackson – kitschiger hätte es wohl auch kein Drehbuchautor in Hollywood hinbekommen. Der US-Stürmer in Reihen der Eisbären wurschtelte den Puck irgendwie mit dem Körper an MacIntyre vorbei ins Netz. Zu einem Happy End für die Gäste hätte es nun noch eines zweiten Treffers bedurft und André Rankel bot sich in Unterzahl die große Konterchance, doch der Kapitän vergab.

Die Atmosphäre in der Halle nahm nun zunehmend feindliche Züge an, die Schiedsrichter ließen zum Unmut der Mannheimer Fans einiges laufen. Schließlich ging es einmal mehr in die Verlängerung in dieser Serie, als wäre ein siebtes Spiel nicht schon Drama genug.

Und hier war es dann Berlins Charles Linglet, der zum Helden wurde und den Eisbären den notwendigen einen Auswärtssieg für den Einzug ins Halbfinale gegen den EHC München mit Ex-Trainer Don Jackson bescherte. Damit geht es dann schon ab Freitag weiter, viel Zeit zur Erholung bleibt da nicht.

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