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Hart am Mann. Das Duell zwischen Alba Berlin und Bayern München - hier Spencer Butterfield (l.) und Jared Cunningham entscheidet sich am Samstag in München.

© dpa/Annegret Hilse

Play-off-Finale gegen Bayern München: Alba Berlin: Noch einmal den Schmerz vergessen machen

Alba Berlin strebt nach dem neunten Meistertitel. Gegner Bayern will das verhindern - mit Mitteln, mit denen die Berliner nicht konform gehen.

Wenn Fußball ein Kampfspiel ist, wie es oft heißt, was ist dann erst Basketball? „Eine Schlacht“, sagte Marco Baldi, Manager des Bundesligisten Alba Berlin, nach dem Spiel am Mittwoch gegen Bayern München. Es war dies ein Duell, das die Spieler mit geschundenen Körpern, mit Veilchen im Gesicht, mit geschwollenen Knöcheln und zerhauenen Händen beendeten. Alba setzte sich in der Arena am Berliner Ostbahnhof knapp mit 72:68 durch und erzwang damit ein entscheidendes letztes Spiel in der Play-off-Finalserie um die deutsche Meisterschaft am Samstag in München (20.30 Uhr, live auf telekomsport.de).

Diese Finalserie im Modus Best of five hat also ihre Spuren hinterlassen. „Es gibt bei uns keinen, der nicht irgendwas hätte“, sagt Baldi. „Aber wahrscheinlich ist das bei den Bayern auch nicht anders.“ Vielleicht muss man sich eine solche Basketballsaison mit über 60 Spielen vorstellen wie einen Marathon. Man läuft und läuft und läuft, hat das Ziel vor Augen, wird aber von fürchterlichen Krämpfen in beiden Beinen geplagt. „Jetzt hilft nur noch das Adrenalin“, sagt Baldi. Die Frage wird sein, wie viel Schmerz das Adrenalin und die Verheißung auf das Ziel, den Gewinn der Meisterschaft, wettmachen können. Albas Spielmacher Peyton Siva kugelte sich vor der Schlacht am Mittwoch einen Finger aus und zog sich im Spiel auch noch eine Kapselverletzung im Zeigefinger zu; Marius Grigonis knickte um, schrie auf und haute mit der Hand auf den Hallenboden. Der Litauer musste gestützt vom Feld geführt werden – um sich wenig später wieder ins Getümmel zu werfen. Es ist davon auszugehen, dass er am Samstag den Schmerz vergessen machen und spielen will.

Basketball, das ist eine wesentliche Erkenntnis dieser Finalserie, kann ein brutaler Sport sein. Dabei hätte Alba gerne auf allzu viel Hauen und Stechen in den Duellen mit den Münchnern verzichtet. Die Berliner spielten in dieser Saison dann ihren besten Basketball, wenn der Gegner ihnen Platz ließ, wenn er wie Alba schnell und spektakulär spielen wollte. Das Dumme aus Sicht des Gegners war dann nur: Am Ende hieß der Sieger fast immer Alba Berlin. Deswegen war klar, dass die erfahrenen Münchner nach der Niederlage im ersten Finalspiel Alba richtig ärgern würden. Und so standen sie den Berlinern fortan auf den Füßen, ließen den gefährlichen Schützen um Spencer Butterfield und Grigonis keinen Platz. Zudem verschleppten sie bei ihren Angriffen das Tempo, indem sie die 24 Sekunden auf der Wurfuhr herunterspielten. Kurzum: Die Bayern spielten keinen schönen, sie spielten einen zermürbenden Basketball. Auf der anderen Seite: Für Ästhetik gewinnt man im Mannschaftssport in den seltensten Fälle Titel.

Die Berliner müssen mit der Grobheit der Münchner zurechtkommen

Das weiß auch Marco Baldi. Trotzdem ist dem Manager der Berliner anzumerken, dass er mit der Spielweise des Gegners nicht viel anfangen kann. Schon nach der krachenden Niederlage im zweiten Finalspiel erwähnte er die „breitbeinige Art“ der Münchner und meinte damit deren harte Gangart. Und vor dem Spiel am Samstag sagt der 56-Jährige, dass „die Bayern eben lieber foulen statt einen Spielfluss zuzulassen“.

Baldi, das liegt in der Natur der Sache, ist kein objektiver Beobachter in diesem Duell. So ärgerte er sich am Mittwoch sehr über den Münchner Flügelspieler Danilo Barthel, ein Baum von einem Kerl, der zweimal bei zarter Gegnerberührung wie vom Blitz getroffen zu Boden ging. „So etwas stört unseren Plan doppelt. Wenn der Gegner extrem physisch spielt, aber auf der anderen Seite bei der leichtesten Berührung umfällt.“ Baldi erkennt aber auch an, dass dies nun einmal das probate Mittel der Münchner sei. „Damit müssen wir einfach umgehen können. Wir dürfen uns von so etwas nicht runterziehen lassen.“

Die Berliner haben gebraucht, um mit der Physis und der Grobheit des Gegners zurechtzukommen. Doch schon im dritten Spiel, das die Münchner knapp gewannen, war offensichtlich, dass Alba sich nicht so einfach dem Spiel der Bayern ergeben würde. Nun stand Alba dem Gegner genauso auf den Füßen, spielte in der Defense genauso hart.

„Ich bin sehr stolz. Meine Mannschaft hat ein großes Herz, sie hat Ehrgeiz und Kampf gezeigt“, sagte Albas Trainer Aito Garcia Reneses nach dem 2:2-Ausgleich in der Finalserie. Reneses ist eine Trainer-Koryphäe im Basketball. Der Spanier steht für das schnelle, schnörkellose, das schöne Spiel. Darüber hinaus steht er für Erfolg – auch wenn er mit seinen 71 Jahren und all seiner Gelassenheit immer ein wenig ausstrahlt, dass ihn das alles nicht mehr viel angeht. Aber vermutlich ist gerade das sein Trick.

Der Altmeister hat es zumindest geschafft, seiner jungen Mannschaft in kürzester Zeit das Kratzen und Beißen zu vermitteln; und es ist gut möglich, dass die Berliner am Samstag mit Krämpfen und vielen blauen Flecken als Erste über die Ziellinie laufen. Es wäre der erste Meistertitel für Alba seit zehn Jahren. „Ich glaube dran“, sagt Manager Baldi.

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