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Endlich wieder Leistungsträger. Peter Pekarik (am Ball, im Zweikampf mit Marius Bülter vom 1. FC Union).

© AFP

Peter Pekarik von Hertha BSC: Labbadias großer Gewinner

Die Zeit von Peter Pekarik bei Hertha BSC schien leise zu Ende zu gehen. Doch Trainer Labbadia ist geradezu verzückt von dem Verteidiger.

Peter Pekarik ist schon etwas länger im Fußballgeschäft dabei. Pekarik ist 33 Jahre alt, Nationalspieler der Slowakei, er spielt seit 2012 bei Hertha BSC. Davor war er Deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg und holte in seiner Heimat den Titel mit dem MSK Zilina. Aber auch er muss nicht lange überlegen, um festzustellen: „Ich habe noch nie eine solche Saison erlebt.“

Eine Saison, in der es bei Hertha mehr als einmal drunter und drüber ging und Bruno Labbadia der vierte Trainer ist. Aber auch das große Ganze ist mehr als speziell, erst die Unterbrechung wegen der Coronavirus-Pandemie, nun die Fortsetzung mit Geisterspielen. Doch es sieht so aus, als würde diese Saison einem guten Ende entgegenstreben. Für Hertha BSC. Und für Peter Pekarik.

„Ich genieße die Zeit auf dem Platz. Es macht wirklich Spaß“, sagte Pekarik am Dienstag in einer Skype-Runde. Und ergänzte: „Die Zeit davor war nicht einfach.“ 21 Spiele lang kam der Verteidiger in der laufenden Saison nicht auf eine Einsatzminute in der Bundesliga. Kleinere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. War er fit, schaffte er es bestenfalls auf die Ersatzbank. Beim SC Paderborn, dem Debüt von Alexander Nouri als Cheftrainer, durfte er erstmals spielen. Von Anfang an und über 90 Minuten. Hertha gewann 2:1, Pekarik machte seine Sache gut. Danach fiel er erneut verletzt aus.

Dann kam die Coronavirus-Unterbrechung und mal wieder ein neuer Trainer. Labbadia sagte jüngst über Pekarik: „Peter ist jemand, der total unterschätzt wird. Er ist ein Top-Profi, der immer ein gewisses Level abruft.“ Labbadia setzte beim Neustart der Liga auf Erfahrung, brachte unter anderem Pekarik in der Abwehrkette. Wie schon in Paderborn überzeugte dieser auch beim 3:0-Auswärtssieg gegen die TSG Hoffenheim.

In allen vier Spielen unter Labbadia, in denen Hertha zehn von zwölf möglichen Punkten holte, stand Pekarik von Anfang bis Ende auf dem Rasen. Er ist einer der großen Gewinner in Labbadias bisheriger Amtszeit. „Was den Ausschlag für Peter gegeben hat, war einfach, dass er dem Ganzen Stabilität verleiht“, erklärt der Trainer die zu Anfang doch eher überraschende Personalie. Der über weite Strecken der Saison auf der rechten Abwehrseite gesetzte Lukas Klünter ist derzeit nur Ersatz.

Peter Pekarik steht für für Stabilität

Stabilität konnte Herthas Team bestens gebrauchen, weil zuvor oft schon ein Gegentor ausreichte, um in der Folge für völliges Chaos in der Hintermannschaft zu sorgen. In den vergangenen vier Spielen blieben die Berliner dagegen dreimal ohne Gegentor.

„Ich freue mich über das Vertrauen. Der Trainer spricht viel mit jedem Spieler“, sagt Pekarik. Er vermittle jedem das Gefühl, wichtig für das Team zu sein. Pekarik beispielsweise ist inzwischen wieder sehr wichtig. Und das nicht nur in seinem eigentlichen Metier, der Abwehr. Er kann und soll sich in die Offensive einschalten. Das tut er gern: „Nach vorn zu marschieren gefällt mir“, sagt Pekarik.

„Er hat alle vier Spiele auf einem ganz hohen Niveau gemacht, sehr stabil, sehr konstant, ohne große Fehler. Er hat hinten in der Abwehr immer gut gestanden und nach vorne auch Dinge gemacht, die uns gut getan haben“, sagt Labbadia. Zwei Beispiele für Aktionen, die Hertha sogar Tore bescherten: Pekariks Schuss beim Spiel gegen Hoffenheim fälschte Kevin Akpoguma zur Führung für Hertha ins eigene Tor ab. Am vergangenen Wochenende gegen den FC Augsburg war Pekarik beim 2:0-Sieg ebenfalls am Führungstor durch Javairo Dilrosun beteiligt.

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All das ist umso erstaunlicher, da bisher sehr viel darauf hindeutete, dass seine Zeit in Berlin mit dem auslaufenden Vertrag am Saisonende nach acht Jahren leise zu Ende geht. Das könnte sich nun ändern. Die Zahl seiner Fürsprecher im Verein dürfte sich zuletzt vergrößert haben. „Wenn ein Angebot kommt, bleibe ich sehr gerne“, sagt Pekarik. Einer, der von ihm geradezu schwärmt, ist Labbadia: „Wenn man überlegt, wie lange er nicht gespielt hat, muss man da den Hut ziehen. Das geht nur, wenn ich einfach ein guter Profi bin, wenn ich mich nicht hängen lasse und trotzdem immer Vollgas gebe. Das hat er gemacht.“

Und irgendwie passt es ja zu Herthas höchst ungewöhnlicher Saison, dass die Mannschaft, die noch vor wenigen Wochen den Blick nach unten richten musste, vor dem Gastspiel bei Borussia Dortmund am Samstag nicht mehr weit weg ist von einem Startplatz in der Europa League. Pekarik hält es in dieser Angelegenheit mit der Politik der kleinen Schritte. Erst sollen 40 Punkte her, da fehlen inzwischen nur noch zwei. Aber Pekarik sagt auch: „Im Fußball ist alles möglich.“ Er muss es wissen. Schließlich ist er schon etwas länger im Geschäft dabei.

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