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Versteht die Welt nicht mehr. Füchse-Manager Bob Hanning ist bedient.

© Imago/Bernd König

Peinliche Pleite der Füchse Berlin: Deutliche Worte nach blamabler Leistung

Manager Bob Hanning und Trainer Velimir Petkovic hatten nach der peinlichen Niederlage gegen Minden einen dicken Hals. Vor allem auf einen Spieler.

Über Sinn und Zweck von Mobiltelefonen und ständiger Erreichbarkeit wird zurecht trefflich gestritten. Manchmal ist es jedoch vorteilhaft, das Handy immer am Mann zu haben. Bob Hanning etwa, Manager der Füchse Berlin und langjähriger Besitzer eines Steinzeit-Geräts, dürfte am Mittwochabend froh darüber gewesen sein, zum Smartphone greifen zu können.

Die Schlussviertelstunde des Heimspiels gegen GWD Minden, das die Füchse nach einer unterirdischen Leistung mit 25:29 verloren, verfolgte Hanning jedenfalls nur noch körperlich anwesend. Sein Blick hing starr auf dem Handy-Display – und damit legte der Manager gewissermaßen vorbildliches Verhalten an den Tag: Berlins Handballern bei ihrem dritten Auftritt der noch jungen Bundesliga-Saison 2019/20 zuzuschauen, tat mitunter nämlich wirklich weh. Nach der Schlusssirene gab es sogar vereinzelte Pfiffe unter den 6272 Zuschauern in der Max- Schmeling-Halle – eine Seltenheit.

„Die Niederlage ist noch deutlich zu niedrig ausgefallen, weil der Unterschied in Leistung und Leidenschaft viel größer war als es das Endergebnis vermuten lässt“, sagte Hanning später. „Wir lassen uns hier deklassieren, das ist eine Blamage“, befand Velimir Petkovic. Beiden Entscheidungsträgern war selbstverständlich bewusst, dass sie soeben unfreiwillig Zeugen eines der schlechtesten Heimspiele mit Füchse-Beteiligung seit dem Bundesliga-Aufstieg vor nunmehr zwölf Jahren geworden waren. Und man musste gar nicht zwischen den Zeilen lesen, um zu registrieren: gemessen am Zeitpunkt der Saison hängt der Haussegen im Berliner Lager schon mächtig schief.

„Ich muss mich jetzt auch prüfen und hinterfragen“, sagte Petkovic, „was habe ich die letzten zwei, drei Tage gemacht, wie habe ich die Mannschaft vorbereitet?“ Dann berichtete der Trainer von seiner Halbzeitansprache. „Ich habe alle noch einmal ermahnt, dass wir mehr Gas geben müssen und in der Bundesliga nicht nur eine gute Halbzeit spielen können wie in unseren ersten beiden Spielen gegen Leipzig und Erlangen“, sagte der 63-Jährige. „Viele haben offenbar gedacht: Ach, das wird schon irgendwie reichen. Aber so funktioniert Handball nicht.“

Stattdessen wurde in Halbzeit zwei alles noch viel schlimmer: phasenweise spielte die junge Mindener Mannschaft von Trainer Frank Carstens den Europapokal-Teilnehmer an die Wand, obwohl ihr selbst vier Stammkräfte fehlten. „Angesichts unserer Personaldecke habe ich, ganz ehrlich, nicht damit gerechnet, dass wir hier punkten können“, räumte der Gäste-Coach ein. Auch historisch Bestand kein Grund zu dieser Annahme: seit 2007, seit dem Bundesliga-Aufstieg der Füchse, hatten die Ostwestfalen exakt null Punkte in Berlin geholt.

Füchse spielen wie zusammengewürfelte Menschen

Am Mittwoch besaßen sie allerdings einen großen Trumpf: sie präsentierten sich als Mannschaft, als Einheit. Sie kämpften und spielten, litten und jubelten zusammen. Auf der anderen Seite musste man eher das Gefühl gewinnen, dass ein Dutzend zusammengewürfelter Menschen zufällig das gleiche Trikot über das Feld trägt. Angemessene Gegenwehr leisteten bei den Füchsen bestenfalls Torhüter Dejan Milosavljev, Paul Drux und Kapitän Hans Lindberg.

Entsprechend scharf fielen die Worte von Manager Hanning aus. „Wir haben Spieler in unserem Kader, die bei der Weltmeisterschaft ihre Nationalteams anführen, die bei Olympia dabei sein wollen, die Führungsrollen für sich in Anspruch nehmen – und es kommt fast nichts“, sagte er – eine einigermaßen vage Aussage, die im Gegensatz zu seinem nächsten Satz keinen Spieler konkret identifizierte.

Kein Vorbild. Füchse-Torwart Silvio Heinevetter wurde nach dem Minden-Spiel scharf kritisiert.
Kein Vorbild. Füchse-Torwart Silvio Heinevetter wurde nach dem Minden-Spiel scharf kritisiert.

© Imago/Contrast

Der nächste Satz lautete: „Und dann gibt es erfahrene Spieler, die sich auf der Bank verhalten, als wäre ihnen alles komplett egal“ – ein offensichtlicher Seitenhieb gegen Nationaltorhüter Silvio Heinevetter, der es bei einer Auszeit nicht für nötig befunden hatte, sich in den Kreis seiner Teamkollegen zu begeben. „So etwas macht mich wirklich sauer“, ergänzte Hanning, der anschließend noch zu etwaigen Konsequenzen befragt wurde. „Ich werde eine Nacht darüber schlafen und mir dann überlegen, was die richtigen Schritte sind“, antwortete er. „Klar ist in jedem Fall: das schaue ich mir so nicht weiter an.“

Am Ende eines aus Füchse-Sicht höchstfrustrierenden Tages ergriff dann noch einmal Mindens Trainer Frank Carstens das Wort und sprach ein paar aufmunternde Worte. „Ich habe heute ein bisschen Mitgefühl mit den Berlinern, weil wir vor zwei Wochen eine ähnliche Situation erlebt und zu Hause gegen einen Zweitligisten verloren haben“, sagte Carstens. Das brachte die Geschehnisse und die Dimension des Abend in der Tat auf den Punkt.

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