zum Hauptinhalt
Paula Leonhardt bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Zeitfahren im vergangenen September.

© Sirotti/Imago

Paula Leonhardt beim Berliner Sechstagerennen: Teenager mit Perspektive

Mit 17 Jahren ist die Berlinerin Paula Leonhardt die jüngste Teilnehmerin im Frauenfeld des Sechstagerennens. Das Ergebnis ist für sie erst mal zweitrangig.

Bei der Begrüßung der Fahrerinnen hatte der Hallensprecher ein paar Worte extra für Paula Leonhardt übrig. „Paula, viel Spaß Dir“, gab er der 17-Jährigen mit auf den Weg. Neben Spaß geht es Paula Leonhardt beim Sechstagerennen im Velodrom vor allem um eines. „Lernen“, bringt sie es auf den Punkt. 2019 war die Berlinerin noch beim männlichen Nachwuchs mitgefahren, hatte jedoch die Qualifikation nicht geschafft. „Das hat mir nicht viel gebracht.“

Also ist sie auf die Veranstalter zugegangen und hat gefragt, ob es möglich sei, im Frauenfeld zu starten. Es ist möglich, als jüngste Teilnehmerin, mit einer Sondergenehmigung. Vor den Augen ihrer Familie und mehreren Freunden. „Wir wollen nicht nur Weltklasse hierher holen, sondern auch etwas für den deutschen Nachwuchs tun“, sagt der Sportliche Leiter Dieter Stein.

„Für Paula wird es nicht ganz einfach sein, sich zu behaupten“, nahm Stein schon im Vorfeld den Druck weg. Paula Leonhardt war auch klar, was auf sie zukommt. Respekt habe sie vor der Konkurrenz, aber sie freut sich auch einfach darüber, dabei zu sein: „Es ist ein Mischmasch aus vielen Gefühlen.“ Am Donnerstag, dem ersten der auf drei Abende angesetzten Frauenkonkurrenz, bekam sie in den vier Omnium-Disziplinen einen guten Eindruck, wie es in der Weltklasse zugeht. Schnell, sehr schnell. Das hohe Tempo konnte sie jeweils nicht lange mitgehen.

Beim Berliner Sechstagerennen ist Paula Leonhardt die jüngste Starterin in der Frauen-Konkurrenz.
Beim Berliner Sechstagerennen ist Paula Leonhardt die jüngste Starterin in der Frauen-Konkurrenz.

© Sebastian Schlichting

„Das Rennen war wie erwartet sehr hart und ich habe sehr gelitten“, sagte sie über den ersten Abend. „Man hat gemerkt, dass sich die Weltelite auf die kommende WM vorbereitet. Vier Rennen an einem Abend sind schon hart. Im letzten Rennen war dann einfach die Luft raus.“

Paula Leonhardt fährt in einem extrem erlesenen Feld mit, in einer für sie völlig neuen Radsport-Welt. Kirsten Wild aus den Niederlanden etwa hat schon zahlreiche WM-Titel auf der Bahn geholt. Elinor Barker und Katie Archibald gewannen 2016 in Rio Olympisches Gold für Großbritannien in der Mannschaftsverfolgung. „Es ist schon krass, wer alles am Start ist“, sagt Paula Leonhardt. Sie will sich viel abgucken. Wie sich die Top-Fahrerinnen in den Rennen verhalten, welche Taktik sie wählen, wie sie um Punkte fahren.

Im Nachwuchs hat Paula Leonhardt zahlreiche Titel gewonnen

Ihr Ziel, mindestens eine Fahrerin hinter sich zu lassen, dürfte recht schwer erreichbar sein. Aber auf das Ergebnis kommt es nicht an. Ganz hinten im Klassement – das ist für Paula Leonhardt eine Erfahrung, die sie bisher recht selten gemacht hat. Seit sie 2014 mit dem Radsport begonnen hat, war sie oft ganz vorn. Im Nachwuchs hat sie EM-Medaillen und deutsche Meistertitel geholt und 2019 auf der Straße die Einzelwertung der Juniorinnen in der Bundesliga gewonnen.

Im vergangenen August ist Paula Leonhardt vom Landessportbund Berlin (LSB) zur Berliner Nachwuchssportlerin des Monats gekürt worden. „Sie bringt vieles mit, um später in die internationale Spitze zu kommen. Sie hat den Kopf dazu und ist sehr motiviert“, sagt Nachwuchs-Bundestrainer Lucas Schädlich in einem Video auf der Webseite des LSB.

Internationale Spitze, das ist der Plan. Sie möchte es in den Profibereich schaffen. Aber erst einmal macht sie ihr Fachabitur an der Flatow-Oberschule. Den schulischen Teil hat Paula Leonhardt im Dezember abgeschlossen. Im Februar beginnt ein Praktikum bei ihrem Verein SC Berlin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false