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Während Reals Karim Benzema seinen x-ten Frühling erlebt, ist Lionel Messi bei PSG aktuell ein Schatten seiner Selbst.

© GABRIEL BOUYS / AFP

Paris verzweifelt an der Champions League: Geld schießt Tore – außer man verpulvert es wie PSG

Zum vierten Mal in sechs Jahren scheitert PSG im Achtelfinale. Dass Präsident Al-Khelaifi in der Schiedsrichterkabine randaliert, passt ins Bild. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Die angebliche Fußballweisheit, derzufolge Geld keine Tore schießt, wurde am späten Mittwochabend mal wieder erstaunlich häufig bemüht. Schließlich hat Paris St. Germain seit der Übernahme durch den katarischen Staatsfonds im Jahr 2011 mehr als eine Milliarde Euro allein an Ablösesummen ausgegeben, und das große Ziel Champions-League-Sieg durch das 1:3 bei Real Madrid dennoch vorzeitig verpasst. Zum vierten Mal in sechs Jahren ist sogar schon im Achtelfinale Endstation – und das trotz eines Dreierangriffs mit dem besten Fußballer seiner Zeit (Lionel Messi), dem teuersten Fußballer der Geschichte (Neymar) und dem talentiertesten Fußballer der folgenden Generation (Kylian Mbappé).

Da lässt die Häme in den Sozialen Netzwerken natürlich nicht lange auf sich warten. Dass sich PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi als extrem schlechter Verlierer präsentierte, erst die eigene Mannschaft zusammenfaltete, dann in der Schiedsrichterkabine randalierte und dort eine Morddrohung ausgesprochen haben soll, macht den ohnehin nicht gerade beliebten Verein noch unsympathischer.

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Die Sache mit dem Geld, das ja angeblich keine Tore schießt, ist natürlich trotzdem Quatsch. Schließlich traf Mbappé, Ablösesumme 180 Millionen Euro, in Hin- und Rückspiel insgesamt zwei Mal, und auch bei Real Madrid kicken der überragende Hattrickschütze Karim Benzema, Toni Kroos oder der auch mit 36 Jahren noch fantastische Luka Modric nicht für eine Bratwurst und zwei Bier. Die Champions League ist nun mal der Wettbewerb der Superreichen und um den letzten Sieger mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln zu finden, muss man fast 20 Jahre zurückgehen, ins Jahr 2004 zum FC Porto.

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Geld schießt also sehr wohl Tore – und wenn es klug eingesetzt wird, gewinnt es sogar Trophäen. Womit wir wieder bei PSG wären, denn nirgendwo sonst auf diesem Niveau werden die Millionen so konzeptlos ausgegeben wie in Paris. Konsequenz ist eine Mannschaft ohne Balance, Zusammenhalt oder Identifikation, mit großen Namen und ebenso großen Missverständnissen. Als Fußballliebhaber tut es fast schon körperlich weh, Messis traurigem (wenn auch exzellent bezahlten) Dasein in Paris zuzuschauen.

Vielleicht sollte das französisch-katarische Milliardenunternehmen mal in der spanischen Hauptstadt nachfragen, denn Real hat so seine Erfahrungen mit der Ansammlung von Superstars, Stichwort „Galacticos“. Jahrelang achteten die Madrilenen bei Transfers fast ausschließlich auf große Namen. Doch erst als in den 2010er Jahren wieder mehr Wert auf Kontinuität sowie ein besseres Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive gelegt wurde, kehrten die Erfolge in der Champions League zurück. Mit Benzema, Modric, Kroos und Dani Carvajal standen am Mittwoch übrigens noch vier Stammspieler der damaligen Seriensiegermannschaft in der Startformation. Für einen Erfolg gegen die Pariser Ansammlung von Einzelkönnern hat das trotz des fortgeschrittenen Alters gereicht.

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