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IPC-Chef Andrew Parsons lässt Russen und Belarussen an den Paralympics teilnehmen.

© AFP

Paralympics mit Russen und Belarussen: Zwischen Scham und Hoffnung

Russische Athleten werden nicht von den Paralympics ausgeschlossen. Das irritiert und doch bleibt unserer Autorin eine Hoffnung für diese Spiele. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Annette Kögel

Wer hätte das gedacht, die Uefa, die Fifa, beide gesellschaftspolitisch oft hart kritisiert, haben Russland von kommenden Veranstaltungen ausgeschlossen. Dazu sollen nach dem Willen des IOC russische und belarussische Sportler:innen und Funktionäre nicht mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Diese Empfehlung hat die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen ausgesprochen.

Bei den Paralympischen Spielen ab Freitag in der Russlandverstehernation China sind russische und belarussische Athlet:innen nun also dabei, aber nur als neutrale Athlet:innen außerhalb des Wettbewerbs, das beschloss das Internationale Paralympische Komitee (IPC) mit Sitz in Bonn (siehe Text rechts). So wie schon die Russ:innen in Korea 2018, als Konsequenz für Doping-Vorfälle. Russland-Flaggen der Fans wird man auf den Rängen natürlich sehen. IPC-Präsident Andrew Parsons erklärte: „Im Gegensatz zu ihren jeweiligen Regierungen sind diese paralympischen Athleten und Funktionäre nicht die Aggressoren. Sie sind hier, um wie alle anderen an einem Sportereignis teilzunehmen.“

Die diplomatisch wirkende Entscheidung ist wohl der besonderen gesellschaftlichen, auch sportsozialen Bedeutung der Weltspiele der Menschen mit Körperbehinderung zuzuschreiben. Das IPC werde aber bei einer Sondersitzung das Pausieren oder den Ausschluss der nationalen paralympischen Komitees Russlands und von Belarus prüfen, heißt es aus Bonn weiter. Und bis auf Weiteres werde es keine Sportveranstaltungen des IPC in Russland und Belarus geben.

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„Für diese Entscheidung schäme ich mich zutiefst“, sagt Karl Quade, Chef de Mission der deutschen Mannschaft in Peking. „Das ist enttäuschend und mutlos. Angesichts der täglichen Kriegsgräuel in der Ukraine hätten wir einen solchen Beschluss nicht für möglich gehalten.“ Es hätte eine moralische und politische Entscheidung, keine juristische gebraucht, meinte Friedrich Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands.

Das stimmt. Dennoch gibt es jetzt zwei Hoffnungen. Erstens: Dass die bei den Spielen sonst freundschaftlich und oft auch familiär verbundenen Spitzensportler:innen aus besagten drei Ländern ein symbolisches Zeichen für den Frieden setzen. Oder zweitens: Dass dieser Wahnsinn von Krieg schnellstmöglich beendet wird, der einzig noch mehr traumatisierte und versehrte Soldaten und Zivilisten für künftige Paralympics hervorbringt.

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