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Kick it like Putin. Auch wegen der Fußball-WM startet Russland bei Olympia.

© AFP

Olympische Winterspiele in Südkorea: Russland spielt schlau

Russische Sportler wollen trotz Sanktionen in Südkorea antreten. Wohl auch hinsichtlich der nahenden Fußball-WM. Ein Kommentar.

Schön, wenn alle einer Meinung sind. Das kommt ja in einer Demokratie nicht so häufig vor, außer vielleicht mal auf einem SPD-Parteitag. Aber selbst da steht nach der Bundestagswahl keiner mehr auf Einstimmigkeit. Der jüngste einstimmige Beschluss von großer Tragweite kommt aus Moskau: Dort hat die olympische Versammlung als oberstes Organ der olympischen Bewegung Russlands mit 100-prozentiger Einigkeit beschlossen, dass die Sportler des Landes bei den Winterspielen in Pyeongchang starten. Jedenfalls die 200 Athleten, die unter neutraler Flagge starten dürfen nach der Sperre Russlands durch das Internationale Olympische Komitee (IOC).

Die Entscheidung überrascht nicht, denn sie ist kalkuliert. Bis heute gibt Russland nicht zu, das systematisch Staatsdoping betrieben wurde. Nach dem IOC-Ausschluss allerdings war die nach außen gezeigte Wut bei Wladimir Putin trotzdem sehr gebremst. Der Präsident hat den Athleten die Teilnahme an den Spielen im Februar öffentlich freigestellt, womöglich hat er aber intern die Empfehlung ausgesprochen, nach Südkorea zu fahren. Denn eines ist klar, in Russland steht nach dem IOC-Urteil weiter die Fußball-Weltmeisterschaft auf dem Spiel, die nicht so weit weg ist von Olympia und der Dopingproblematik. WM-Organisator ist schließlich Witali Leontjewitsch Mutko, der auf Lebenszeit für Olympia gesperrte Ex-Sportminister – und dann waren da die Doping-Ermittlungen gegen Putins WM-Fußballer von 2014. Ein Olympia-Boykott hätte den Russen in diesem Zusammenhang außer neuer Unruhe nichts gebracht. Insofern war das einstimmige Urteil von Moskau ein schlaues. Und sicher schlauer als der wachsweiche IOC-Beschluss, Russland durch die Hintertür hinein zu lassen. Daher kann sich der russische Sport nun durchaus als Etappensieger sehen.

Selbst das russische Fernsehen will nun Olympia wieder zeigen – wenn russische Sportler am Start sind und von ihren Fans dann beim Biathlon oder Eishockey mit dem Schlachtruf „Rossija“ angefeuert werden. Bei den Frauen aber übrigens eher nicht: Da sind gestern sechs russische Eishockeyspielerinnen von Sotschi 2014 lebenslang für Olympia gesperrt und das russische Team ist nachträglich disqualifiziert worden.

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