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Jetzt ist sie dran. Die erfahrene Franziska Hildebrand rechnet sich über die 15-Kilometer-Distanz gute Chancen aus.

© Michael Kappelar/dpa

Olympische Winterspiele in Pyeongchang: Biathleten wollen am Donnerstag das nächste Gold

Die deutschen Biathleten haben bei Olympia noch nicht genug. Am Donnerstag gehen sie gleich in zwei Rennen an den Start - mit einem Debütanten.

Für jene, die sich schon hinaus in die Kälte gewagt hatten, die schon die Gewehre geschultert hatten und die Strecke inspizierten, war die Nachricht unerwartet und unerfreulich zugleich gekommen. Abgesagt hatten die Organisatoren das Biathlon-Einzel der Frauen am Mittwoch erst kurz vor dem Start. Zu stark hatte sich der Wind angekündigt. Auch wenn er an den zappelnden roten Fähnchen am Schießstand noch nicht zu erahnen war. „Die, die schon draußen waren, haben gesagt, dass es eigentlich gute Bedingungen waren“, sagte Franziska Hildebrand.

Nun sind Böen im Biathlon, anders als etwa bei Skispringern und Alpinen, nicht an sich gefährlich. Aber die Attraktivität des gerade bei Fernseh-Zuschauern so beliebten Wettbewerbs leidet massiv, wenn das Schießen – zumal bei viermaligem – zur vielzitierten Windlotterie verkommt. „Wir wollten keine unfairen Bedingungen für die Athleten haben“, sagte Nicole Resch, die Generalsekretärin des Biathlon-Weltverbandes. Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig trug die Entscheidung als Jury-Mitglied mit: „Da sich die Situation mit einer Strafminute pro Fehler deutlich härter auswirkt als bei den anderen Rennen und wir eine sehr gute Wetterprognose haben, hat sich die Jury entschieden, den Wettkampf zu canceln und am Donnerstag unter vermeintlich sehr guten und fairen Bedingungen zwei Einzel auszutragen.“

Der größte Druck ist weg

Also einen Tag später nochmal alles von vorn – und dann gleich im Doppelpack mit der Chance auf Medaillen. Um 9.15 Uhr MEZ starten die Frauen, um 12.30 Uhr sind die Männer dran. Bei den Frauen sorgte die Verschiebung nur eingeschränkt für Begeisterung. „Jetzt habe ich das ganze Prozedere noch mal mit Anspannung und Vorbereitung. Ich hatte mich auf einen schönen freien Tag gefreut. Aber dann eben morgen again“, sagte Franziska Hildebrandt zerknirscht.

Auch wenn der größte Druck nach den ersten Erfolgen gewichen und das Soll mit schon vier Medaillen im Team bereits übererfüllt ist: Genug haben die deutschen Männer und Frauen um Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier und Goldgewinner Arnd Peiffer längst nicht. Geht es am Schießstand windtechnisch fair zu, ist mindestens Laura Dahlmeier Favoritin in ihrem Rennen. Die Verspätung dürfte die 24-Jährige kaum verunsichern. Zu abgezockt hat sie sich in diesen Tagen in Pyeongchang bislang trotz des Rummels präsentiert, der vor allem ihrer Person galt.

Auch die Feierlichkeiten des ersten Titels hatten sie nicht vom zweiten abhalten können – warum also nicht noch der dritte hinterher? „Ich versuche mich wieder auf mein Rennen zu konzentrieren. Ganz, ganz wichtig wird es wieder sein, am Schießstand sauber zu arbeiten“, sagte die siebenmalige Weltmeisterin gewohnt zurückhaltend. Neben ihr gehen in den deutschen Farben noch Hildebrandt, Maren Hammerschmidt und Franziska Preuß an den Start. Vor allem die erfahrene Hildebrand, zumeist eine sichere Schützin, könnte bei vier Salven mit dem Gewehr eine Kandidatin für eine vordere Platzierung sein.

Debütant Johannes Kühn ersetzt Benedikt Doll

Bei den Männern darf sich einer auf sein Olympia-Debüt freuen, der selbst schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte. Johannes Kühn, eigentlich als Ersatzmann für den Sprint nominiert, wird im Einzel anstelle von Benedikt Doll zum Einsatz kommen. Doll kratzt nach dem Jubel über Bronze in der Verfolgung der Hals. Er soll sich schonen. Die 20 Kilometer sind der anstrengendste Punkt im Programm, und es warten noch andere in den nächsten Tagen. Der 26-jährige Kühn galt lange als großes Talent im deutschen Team. Doch schwere Verletzungen, vor allem der Schulter, warfen den viermaligen Junioren-Weltmeister immer wieder zurück. Im Olympia-Winter erzielte er im Weltcup respektable Resultate und kommt nun „überrascht“ zu seinem großen Einsatz. „Ich schaue, dass ich ganz gut klarkomme“, meinte er.

Ordentlich anstellen, das ist sein Anspruch – anders als bei den Kollegen Arnd Peiffer, Simon Schempp und Erik Lesser, die sich allesamt vordere Platzierungen ausrechnen und mit mindestens einer weiteren Medaille liebäugeln. Insbesondere Schempp zeigte sich „sehr positiv gestimmt“. Der 29-Jährige hatte im Saisonverlauf immer wieder mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Doch die sind pünktlich zum Höhepunkt passé. Im Sprint wurde Schempp Siebter, in der Verfolgung Fünfter. Für das Einzel schraubte er den Anspruch nun noch einmal nach oben: „Wenn man zweimal knapp davor war, dann möchte man weiter nach vorne.“ (mit dpa)

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