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Ball im Blick. Christian Blunck (l.) gewann als Spieler 1992 Gold bei Olympia. Mit dem Harvestehuder THC wurde er zudem fünf Mal Deutscher Meister.

© dpa

Olympiasieger Christian Blunck im Interview: "Das ist wie Streethockey"

Am Mittwoch beginnt die Hallenhockey-WM in Berlin. Christian Blunck spricht über die Faszination Halle, zu viele Bundesligaspiele und echte Spezialisten.

Herr Blunck, geht es wieder um Ihre Haare?

Sie spielen auf meine Wette bei den Olympischen Spielen 2016 an …

… als Sie für eine deutsche Hockey-Goldmedaille ihre Frisur opfern wollten. Doch es gab kein Gold.

Ohne den Stellenwert der Weltmeisterschaft kleinzureden, ist Olympia etwas anderes. Wenn die Deutschen jedoch jetzt beide Titel holen, überlege ich mir etwas. Versprochen.

Wie schätzen Sie die Chancen ein?

Die Frauen sind Mitfavorit. Da sind die Niederlande stark. Bei den Männern ist Deutschland der Topfavorit. Aber mit Österreich oder Polen ist ebenfalls zu rechnen.

Hallen-EM im Januar, am vergangenen Sonntag Endrunde der deutschen Meisterschaft, nun WM. Ist das Programm ein Nachteil für die deutschen Teams?

Das Programm ist straff. Aber das Hauptaugenmerk liegt auf der WM, bei der EM haben Perspektivspieler gespielt. Und nicht alle, die bei der WM spielen, waren beim Final Four im Einsatz. Alle haben Bock und wollen die Atmosphäre in Berlin erleben. Allerdings bin ich dafür, die Hallen-Bundesliga zu kürzen. Vier Ligen mit je sechs Mannschaften sind zu viel.

Was ist Ihr Vorschlag?

Ich bin für Turniere an drei Wochenenden, an denen Punkte gesammelt werden können, und am Ende eine Endrunde der Punktbesten.

Woanders geht der Trend zur Spezialisierung. Kommt das in Deutschland auch?

Aus dem jetzigen Kader ist lediglich Alexander Otte ein Hallenspezialist. Aber im Kern werden die Nationalspieler weiterhin auf beiden Belägen spielen. Ich rechne nicht mit einem reinen Spezialistentum.

Das Turnier dauert fünf Tage, es gibt 80 Spiele. Mehr Hallenhockey geht kaum.

Ich werde mir so viel wie möglich ansehen. Aus beruflichem Interesse, aber auch, weil ich von Hockey nicht genug kriegen kann. Aus den Gruppen kommen vier von sechs ins Viertelfinale. So haben auch die kleineren Nationen eine Chance. Das finde ich sehr gut.

Die WM stand auf der Kippe. Deutschland sprang ein. Eine gute Entscheidung?

Bei der WM in Leipzig war die Stimmung toll. Berlin wird noch besser, der Vorverkauf lief hervorragend. Man muss den Ausrichter sinnvoll aussuchen. Das Interesse ist in Europa und besonders in Deutschland am größten. Deswegen sage ich: Tragt die WM immer hier aus.

Warum hat Hallenhockey in Deutschland einen höheren Stellenwert als anderswo?

Das ist historisch gewachsen. Anfangs war es Ersatz für Feldhockey im Winter und hat sich kontinuierlich entwickelt.

Feld und Halle, beides heißt Hockey.

Doch es sind verschiedene Sportarten. Feldhockey ist die Nummer eins, wird weltweit gespielt, ist seit über 100 Jahren olympisch. Und muss es bleiben. Da muss alle Förderung reingesteckt werden. Hallenhockey ist eine tolle Werbung für unseren Sport, aber wird nie diese Verbreitung finden.

Haben Sie selbst gern in der Halle gespielt?

Ja. Tempo, Technik, kleines Feld, das ist wie Streethockey. Die Stimmung in einer vollen Halle ist nicht zu toppen. Mein größtes Erlebnis hatte ich bei der Deutschen Hallenmeisterschaft 1994 in Hamburg. 5000 Zuschauer und wir haben mit dem Harvestehuder THC den ersten Titel bei den Männern gewonnen.

Der Titel steht über Olympiagold 1992?

Daran habe ich auch tolle Erinnerungen. Für mich war im Sport aber immer auch das Emotionale wichtig. Hockey beim HTHC hat in unserer Familie Tradition.

Auch Ihre Mutter Greta Blunck hat mit dem Verein zahlreiche Titel geholt.

Das ist unser Verein. Der Titel war daher auf einer Höhe mit dem Olympiasieg.

Christian Blunck, 49, gewann 1992 Gold bei Olympia. Mit dem Harvestehuder THC wurde er fünf Mal Deutscher Meister. Blunck kommentiert die Hallen-WM in Berlin für Sport 1.

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