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Sport: Olympia in Köln

Das 77:80 gegen die USA war der Saisonhöhepunkt der deutschen Basketballer

Köln – Für einen Sekundenbruchteil war es ganz ruhig in der Kölnarena. Die deutschen Basketball-Nationalspieler erstarrten auf dem Parkett, brauchten einen Moment, um zu realisieren, was da geschehen war. Es ging so schnell. Dirk Nowitzki, Star der Dallas Mavericks, hatte für das deutsche Team im Länderspiel gegen die USA drei Sekunden vor Ende mit einem fantastischen Dreier zum 77:77 ausgeglichen. Die 18000 Zuschauer, von der hochklassigen Partie ohnehin schon völlig euphorisiert, tobten und freuten sich auf die Verlängerung.

Doch dann bekam Allen Iverson, Spielmacher der Philadelphia 76er, den Ball, stürmte los und traf aus knapp zehn Metern mit einem Kunstwurf zum 80:77. Das Spiel war aus. Die US-Stars hüpften wie kleine Kinder übers Parkett, umarmten ihren Matchwinner – man hätte glauben können, die US-amerikanische Starauswahl habe den für den 28. August in Athen angestrebten Olympiasieg schon am Mittwochabend in Köln perfekt gemacht.

Doch sie hatte nur ein Testspiel gewonnen, aber nicht irgendeins. Es war eine Partie, die Bundestrainer Dirk Bauermann zu Recht als Werbung für den Basketball bezeichnete. Der 46-Jährige sagte: „Wir wollten für positive Schlagzeilen sorgen und das ist uns gelungen.“ Einer der Protagonisten des wunderbaren Abends war der überragende Nowitzki, dem 32 Punkte und 12 Rebounds gelangen. Er riss seine Mannschaft mit. Aus jeder Position, teilweise von zwei oder drei Gegenspielern bedrängt, brachte Nowitzki den Ball immer wieder im Korb unter. „Sicherlich hätten wir heute gerne gewonnen“, sagte Nowitzki, dessen Frustration sich aber in Grenzen hielt. „Das Spiel hatte insgesamt keinen Verlierer verdient. Es war alles dabei: spektakuläre Dunks und Spannung. Die Fans haben gesehen, was im Basketball möglich ist.“

Die US-Stars standen unter Druck. Am Dienstag hatten sich die Nachfolger des Dream Teams von 1992 mit einem 78:95 gegen eine aggressiv verteidigende italienische Nationalmannschaft vor 15000 Zuschauern in der Kölnarena blamiert. Einen weiteren Ausrutscher durften sich Tim Duncan, Carmelo Anthony und Kollegen nicht erlauben. Und so agierten sie im Spiel gegen Deutschland deutlich konzentrierter, aber keinesfalls perfekt. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagte US-Coach Larry Brown, der sein Team deshalb nicht als Favoriten auf den Olympiasieg bezeichnen wollte. „Alle Mannschaften sind besser geworden“, sagte er, „es wird schwer.“

In der deutschen Auswahl überzeugte nicht nur Nowitzki. Der Bamberger Aufbauspieler Steffen Hamann, 23, ging respektlos gegen Superstar Iverson vor, die Rückkehrer Denis Wucherer (Leverkusen) und Robert Garrett (Frankfurt) fügten sich mühelos in die Mannschaft ein und setzten Akzente. Kurzum: Es macht Spaß, der impulsiven deutschen Mannschaft zuzuschauen. Doch in Athen ist Bauermanns Team nach dem EM-Desaster aus dem Vorjahr nicht dabei. „Der Dorn sitzt noch tief“, sagte Nowitzki. „Wir waren im letzten Jahr einfach nicht auf den Punkt topfit.“

Damals hieß der Bundestrainer noch Henrik Dettmann. Der Wechsel hat dem Team offensichtlich gut getan. „Unter Dirk Bauermann herrscht eine klare Linie“, sagt Nowitzki, „aber das ist nötig.“ Dettmann habe sich immer von allen Seiten Meinungen eingeholt. „Jeder durfte seinen Senf dazugeben.“ Er freue sich auf eine gute und lange Zusammenarbeit, sagte der Würzburger. Sein Ziel bleiben unverändert die Olympischen Spiele. Allerdings erst im Jahr 2008.

Christiane Mitatselis[Köln]

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