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15. Juli, WM-Finale, die 89. Minute: Und dann kommt Timo Werner.

© AFP

Olympia, Fußball-WM & Co.: So wird das Sportjahr 2018

Olympia in Südkorea, Fußball-Weltmeisterschaft in Russland und noch so viel mehr: Das Sportjahr 2018 hält viele Höhepunkte bereit.

Am Sonntag, den 15. Juli, könnte das Sportjahr 2018 schon seinen Höhepunkt erleben. Und alle deutschen Fans ihr goldenes Wunder. Nehmen wir nur mal an, in der 89. Minute grätscht Timo Werner nach einem Ball, den Leroy Sané von links außen in den Rückraum der französischen Verteidigung passt, und mit der Fußspitze lenkt er ihn ins lange Eck, vorbei an Torhüter Hugo Lloris – zum 2:1-Siegtreffer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Danach streift ein letzter Schuss von Kylian Mbappé noch den rechten Pfosten, während Manuel Neuer, der im Frühsommer wieder Auferstandene, nur eine cool abwinkende Geste macht. Dann ein Pfiff des Schiedsrichters und die deutsche Nationalmannschaft um Trainer Jogi Löw hätte sich gegen 18.50 Uhr im Moskauer Olympiastadion Luschniki den fünften Weltmeisterstern erkämpft.

Felix, der ewige Pechvogel

Na, eigentlich beginnt das ganz große Sportjahr 2018 mit den Olympischen Winterspielen am 9. Februar im südkoreanischen Pyeongchang. Dort hoffen die Deutschen auf mehr als nur einen sechsten Rang im Medaillenspiegel wie vor vier Jahren im russischen Sotschi. Damals hatte es vor allem im Biathlon mit gerade zweimal Silber ein ziemliches Debakel gegeben. Das soll sich mit der fünffachen Weltmeisterin Laura Dahlmeier und den Champions Simon Schrempp und Benedikt Doll nicht wiederholen. Und bei den Alpinen ist zwar die langjährige Skikönigin Maria Höfl-Riesch nicht mehr dabei, und Felix Neureuther, der die Saison gleich mit einem Slalomsieg begonnen hatte, fehlt verletzt. Felix, der ewige Pechvogel, anders als es sein Name verheißt.

Doch gibt’s noch Viktoria (!) Rebensburg und vielleicht einen Glücksengel. Dessen Beflügelung täte besonders den Skispringern gut, aber dazu müsste der Weltcup-Führende Richard Freitag mal die (bei männlichen deutschen Olympiafavoriten traditionell anfälligen) Nerven behalten. Ansonsten gilt: Bob und Rodeln gut, wie fast immer.

Olympische Spiele haben selbst in der Ferne und trotz Doping, Korruption und dubioser Sportfunktionäre noch ihren Glanz. Überstrahlt werden sie allemal jedoch von einer Fußball-WM. Trotz deren eigener Skandale und allem Fifapo.

DFB-Team: Besser als 2014 - und dennoch Außenseiter

Freilich bedeutet die WM im Russland des Autokraten Putin, der Bürgerrechte missachtet und Staatsdoping zulässt, eine harte Probe. Auch wegen der Kosten und Distanzen für die – beim letztjährigen Confederations Cup aus Westeuropa nur spärlich angereisten – Fans. Im kommenden Sommer herrscht dennoch wohl die Einstellung: alles zumindest klimatisch besser als vier Jahre später in der katarischen Wüste. Zudem stachelt die Deutschen die Chance auf eine WM-Titelverteidigung extra an.

Hierfür müsste man nach der Vorrunde als Gruppenerster vor Mexiko, Schweden, Südkorea zunächst im Achtelfinale den Brasilianern entgehen, die wären höllenheiß auf eine Revanche fürs 1:7 von Belo Horizonte. Temperierter dagegen ein Treffen mit der Schweiz als Zweitem hinter Brasilien, dann im Viertelfinale Polen oder England, um im Halbfinale womöglich Spanien oder Argentinien auszuschalten. Ganz schön schwer, aber machbar. Mit so viel Glück und Spielplanarithmetik wäre dann ein Finale gegen Frankreich nicht unwahrscheinlich.

In dem die Deutschen mit einem der Papierform nach eher besseren Team als 2014 dennoch der Außenseiter wären: gegen die leichtfüßigen Franzosen mit ihrem ziemlich genialen Mittelfeld und Sturm um Pogba, Giroud, Griezman, Dembélé, Mbappé. Aber in Brasilien war „La Mannschaft“ auch nicht der große Favorit.

Und sonst so?

Und sonst im Kalender? Aus deutscher und Berliner Sicht ist natürlich noch die Leichtathletik-Europameisterschaft vom 6. bis 12. August im Olympiastadion interessant; hinzu kommen in der Hauptstadt die Hallenhockey-WM im Februar und der Berlin-Marathon Mitte September. Gleich nächste Woche startet die Handball-EM der Männer in Kroatien. Im Tennis, schon bei den Australian Open in knapp zwei Wochen, geht es für Alexander Zverev darum, sich fester in der Weltspitze zu etablieren, und bei der Formel 1 rasen auch dieses Jahr Lewis Hamilton im Mercedes und Sebastian Vettel im Ferrari silbern-rot gegeneinander an.

Apropos Rot: Wussten Sie schon, dass das Trikot des FC Bayern aus Müll besteht? Ein Exempel der Rohstoffrückgewinnung. Kein Müll, aber ein Spitzenfall von geglücktem Recycling war 2017 auch das Bayern-Engagement von Altmeistertrainer Jupp Heynckes.

Woraufhin die Bayern in der Bundesliga wieder zum alten Neumeister werden. Und weil Dortmund es doch noch auf einen Champions-League-Platz schafft und Hertha BSC vermutlich nicht absteigt, ist die Fußball-Bundesliga in der nächste Woche beginnenden Rückrunde leider nicht mehr so aufregend.

Jogi Löw wird's recht sein

Bundestrainer Joachim Löw wird’s immerhin recht sein, dass es für die Bayern mit ihren Nationalspielern aller Voraussicht nach nicht zum Champions-League-Finale Ende Mai in Kiew reicht, was die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft erleichtert. Von den Bayern abwärts wirkt die neue Schwäche der Bundesliga-Vereine in den europäischen Wettbewerben allerdings als Warnzeichen. England, Spanien und selbst wieder Italien sind da weiter – und das ist, außer bei der Premier League, wohl nicht allein eine Frage des Geldes.

So bleibt für Berlin ein Stück Hoffnung auf nationalem Niveau. Ich meine den sympathischen 1. FC Union, der in der Hinrunde der Zweiten Liga vor dem plötzlichen Einknicken und einem überraschenden Trainerwechsel schon auf dem Weg ins fußballerische Oberhaus zu sein schien. Jetzt müssten die Eisernen im Vergleich zur jüngsten Hertha-Tradition (Vorrunde super, Rückrunde bleiern) nur mal das Gegenbild abgeben. Was sich die Hertha dann ihrerseits zum neuen Vorbild nehmen darf.

Und, ja, vergessen wir nicht die 89. Minute am 15. Juli.

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