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Johannes Ludwig, Tobias Wendl, Natalie Geisenberger und Tobias Arlt gewannen Gold im Rodeln.

© Tobias Hase/dpa

Olympia 2018 in Pyeongchang: Die Mischung macht’s

Bei den Olympischen Spielen finden immer mehr Mixed- und Teamwettbewerbe statt – ein Trend oder nur ein Trick?

Liebe verbindet Frau und Mann – aber nicht immer im Sport. Mixed-Curling hat bei diesen Winterspielen seine Premiere gefeiert. Dabei spielten im Curling Center von Gangneung in den Zweierteams einige Paare, die auch abseits der Eisfläche zusammen sind oder waren. Am Ende gewann aber ein Duo, das nur die Leidenschaft für den Sport teilt, die Kanadier Kaitly Lawes und John Morris. Das beste auch privat liierte Paar wurde Dritter, Bronzemedaillengewinnerin Anastassia Brysgalowa sagte: „Es ist sehr wichtig, dass wir eine Familie sind, dadurch haben wir die Niederlage im Halbfinale zuvor besser verarbeiten können.“ Dass Brysgalowas Lebensgefährte am Montag unter Dopingverdacht geriet, ist eine andere Geschichte.

Es ist aber gut möglich, dass künftig immer häufiger Frauen und Männer gemeinsam aufs Siegerpodest hüpfen. Denn Wettbewerbe mit gemischten Teams sind ein kleiner Trend bei den Winterspielen: Von vier neuen Wettbewerben im Programm von Pyeongchang sind zwei Mixed-Wettbewerbe. Neben dem Curling treten erstmals auch Frauen und Männer bei den Alpinen in einem Mixed Team an. Weichen da Geschlechtergrenzen auf oder sind die neuen Wettbewerbe nur eine Masche, um das olympische Programm vor allem aus kommerziellen Gründen aufzublähen? In sechs von 102 Wettbewerben sind Frauen und Männer in Südkorea gemeinsam am Start: Neben dem Curling und Ski Alpin noch im Biathlon (Dienstag, 12.15 Uhr), im Rodeln und Eiskunstlauf, wo es neben dem Paarlauf auch einen Teamwettbewerb gibt.

Das kanadische Curling-Paar ist zwar nur rein sportlich ein Paar, holte aber Gold.
Das kanadische Curling-Paar ist zwar nur rein sportlich ein Paar, holte aber Gold.

© AFP

Interessanterweise kommt die Einführung neuer Mixed-Wettbewerbe vor der Gleichstellung der Geschlechter im olympischen Programm. Bei den Spielen waren immer weniger Frauen als Männer am Start, auch diesmal sind nur um die 45 Prozent Frauen, denn sie haben weniger Wettbewerbe: Bei ihnen gibt es nur eine Konkurrenz im Skispringen, bei den Männern drei. Carina Vogt, erste Goldmedaillengewinnerin in der Sportart 2014 in Sotschi, sagt: „Da ist ein Ungleichgewicht. Es ist Zeit, den Mixed-Wettbewerb bei Olympia einzuführen. Der ist bei der WM erfolgreich erprobt worden.“

Mischung aus kommerziellen Interessen und einem Trend

Ungleiche Behandlung setzt sich auch in den Mixed-Wettbewerben fort: In der Biathlon-Staffel laufen zwei Männer je 8,5, die beiden Frauen nur sechs Kilometer. Gemeinsam zur selben Zeit treten Männer und Frauen ohnehin nur im Curling und Paarlauf an, in den Staffel-Wettbewerben bleiben die Geschlechter unter sich – beim Biathlon, Rodeln und Ski: Dort wird im Mixed Riesenslalom gefahren, abwechselnd treten zwei Frauen und zwei Männer gegeneinander an.

Es ist natürlich eine Frage der unterschiedlichen Physis von Frau und Mann, wobei es beim Curling an sich keinen Sinn ergibt, nicht mit- und gegeneinander zu spielen. Es ist denkbar, auch aufgrund des Themas Intersexualität, dass die Geschlechtergrenzen künftig im Sport ohnehin durchlässiger werden. Auch die Teamwettbewerbe sind da vielleicht ein Schritt nach vorne. Mixed-Wettbewerbe scheinen die Menschen zu interessieren, bei Olympia kam das im Curling gut an, die Arena war voller Zuschauer. Der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands, Wolfgang Maier, sieht es als „gute Entscheidung“, den Teamwettbewerb in seiner Sportart einzuführen. Maier sagt aber auch, dass Olympia durch zu viel Neues verwässert wird: „Wenn man sich das Programm anschaut, verliert sich der Olympiasieger in der Masse der Olympiasieger. Die Wertigkeit wird immer geringer.“

Für die USA reichte es im neuen Eiskunstlauf-Teamwettbewerb immerhin zu Bronze.
Für die USA reichte es im neuen Eiskunstlauf-Teamwettbewerb immerhin zu Bronze.

© AFP

Dass Männer und Frauen ein Team bilden, hat eine längere Tradition. Bei den US Open im Tennis gab es bereits 1892 einen Wettbewerb im Mixed. Mit Emanzipation hatte das aber wenig zu tun. Das Ansteigen der Mixed- und Teamwettbewerbe im olympischen Programm ist wohl tatsächlich eine Mischung aus kommerziellen Interessen und einem Trend: Denn es ist noch Luft nach oben, im Skispringen, wie Carina Vogt fordert. Und so eine gemischte Staffel im Eisschnelllauf wäre auch mal dran.

Alles zu den Olympischen Spielen in Pyeongchang lesen Sie in unserem Blog.

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