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Uniformer Applaus: Das 50 000 Zuschauer fassende Kim-Il-Sung-Stadion in Pjöngjang wird wohl auch am Dienstag wieder gut gefüllt sein.

© Kim Won-Jin/AFP

Nordkorea gegen Südkorea in der WM-Quali: Plemplem-Diplomatie in Pjöngjang

Am Dienstag spielt Südkorea in der WM-Qualifikation in Nordkorea. Auswärtsfans und Journalisten dürfen nicht einreisen.

Ein Derby bezeichnet ein im Sport ausgetragenes Duell zweier Mannschaften, deren sportliche Heimat räumlich nah beieinander liegt. Ein Duell zwischen Nachbarn also. Lediglich 200 Kilometer trennt Seoul, die Hauptstadt Südkoreas, von Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas. Die Partie Nordkorea gegen Südkorea am Dienstag (10.30 Uhr MESZ, 17.30 Uhr Ortszeit) ist aber mehr als ein einfaches Nachbarschaftsduell, bei dem es um die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar geht.

Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich seit dem Korea-Krieg in den 50er Jahren noch immer im Kriegszustand. Vor dem Aufeinandertreffen beider Nationen im Kim-Il-Sung-Stadion von Pjöngjang weigerte sich der nordkoreanische Fußballverband lange, Gespräche mit den Südkoreanern aufzunehmen.

Seoul habe Nordkorea auf verschiedenen Wegen darum gebeten, Fragen wie die Anreise von Zuschauern, Journalisten und Fernsehteams aus Südkorea zu klären. Nun ist klar, dass die Fans auf Livebilder aus dem Stadion verzichten müssen. Die Bemühungen seien gescheitert, teilten die internationalen Sender KBS, MBC und SBS mit. Es habe bis zum Montag keine Antwort von Nordkorea gegeben.

Auch Journalisten und Fans dürfen für das Spiel am Dienstag nicht einreisen. Das Verteidigungsministerium in Seoul äußerte seine Enttäuschung darüber, dass es zu organisatorischen Fragen praktisch keine Kommunikation zwischen beiden Seiten gegeben habe.

Anfang des vergangenen Jahres hatten sich die beiden Staaten politisch noch angenähert, was insbesondere im Sport sichtbar wurde. Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea) im Februar 2018 ging eine gemeinsame Frauen-Mannschaft im Eishockey an den Start. Für die Sommerspiele in Tokio im kommenden Jahr ist ebenfalls geplant, in einigen Wettkämpfen gesamtkoreanische Mannschaften zu bilden.

Und: Nach einem Treffen der beiden Staatsoberhäupter Kim Jong Un und Moon Jae vor gut einem Jahr gab der südkoreanische Präsident Moon bekannt, dass sich beide Länder um die Ausrichtung von Olympia 2032 bewerben wollen.

Erstes Aufeinandertreffen seit 29 Jahren

Doch in den vergangenen Wochen entfernten sich die beiden Länder wieder: Nach einer Serie demonstrativer Raketentests Nordkoreas und Anfeindungen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kim Jong Un stagnierte der Austausch zuletzt. Das scheint auch Auswirkungen auf den Sport zu haben.

Nachdem es selbst mit der Anreise der südkoreanischen Delegation und deren Visa Probleme gegeben hatte – ein Direktflug war wegen Visa-Richtlinien nicht möglich –, flog die südkoreanische Delegation dann am vergangenen Sonntag über Peking nach Pjöngjang. Wann sie zurückreisen kann, war ebenfalls lange fraglich. Der nächste planmäßige Flug zurück startet erst am Donnerstag.

Die südkoreanische Delegation umfasst insgesamt 55 Personen, bestehend aus Spielern, Trainern und Betreuern. Spannend wird sein, ob Nordkorea wegen all der Vorgänge durch den Fußball-Weltverband Fifa sanktioniert wird. Bei den Männern ist das Spiel in Gruppe H das erste Aufeinandertreffen der beiden Länder seit 29 Jahren.

Bei den Frauen fand das letzte Duell im April 2017 statt. Knapp 50 000 Zuschauer wurden damals in das Pjöngjanger Kim-Il-Sung-Stadion beordert. Das Spiel endete 1:1, was unbefriedigend für die nordkoreanische Spitze war. Am nächsten Tag wurde das Spiel in den Zeitungen nicht mit einer Silbe erwähnt.

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