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Ruhe statt Sturm. Zumindest die Bänke vor der Arena am Ostbahnhof sind inzwischen wieder besetzt.

©  Kitty Kleist-Heinrich

Nichts geht in Berlins Großarena: Zusammen allein in der Mercedes-Benz-Arena

Statt Sport und Show gibt es in der Berliner Mercedes-Benz-Arena derzeit nur verschlossene Türen. Der Hallenbetreiber hofft auf bessere Zeiten – irgendwann.

Die Ungewissheit ist das größte Problem. Und sie trifft auch eine Branche, die lange als ziemlich krisenfest galt. Die Betreiber großer Mehrzweckhallen wie der Berliner Arena am Ostbahnhof sind vom Verbot von Großveranstaltungen wegen der Coronavirus-Pandemie unmittelbar betroffen. Wann sie wieder öffnen dürfen und wie das dann konkret aussehen wird, ist derzeit nicht abzusehen.

„Natürlich arbeiten wir an Szenarien, wie es weitergehen könnte. Aber so einen Betrieb wieder hochzufahren, will gut überlegt sein“, sagt Moritz Hillebrand vom Betreiber Anschutz Entertainment Group. Derzeit sind die meisten Mitarbeiter im Homeoffice tätig, wie in vielen anderen Branchen auch, musste Kurzarbeit eingeführt werden.

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Normalerweise hätten zwischen März und Mai die Eisbären und Alba Berlin die Zuschauerränge mit ihren Spielen gefüllt, dazu finden in der Arena jede Menge Konzerte statt. In einer Wochen kommen in guten Zeiten schon mal 50 000 Menschen nach Friedrichshain, um Sport oder Kultur zu genießen. Jetzt ist es ruhig geworden auf dem Mercedes-Platz. Und so wird es noch eine ganze Weile weitergehen. Mindestens bis 31. August sind in Deutschland Großveranstaltungen verboten, in Berlin gilt darüber hinaus eine Maximalgrenze von 5000 Besuchern bis zum 24. Oktober.

„Der Kern des Problems ist, das unser Konzept gerade darauf beruht, dass Leute zusammenkommen. Aber genau das ist derzeit nicht möglich“, sagt Hillebrand. Im Sommer war zwar ohnehin eine größere Pause aufgrund von Umbauarbeiten geplant, aber „der Mai, August und später September und Oktober – das schmerzt schon sehr“, sagt Hillebrand.

Konkrete Angaben zu den Dimensionen der Ausfälle und dadurch bedingter Einnahmeverlust kann er nicht machen. In der noch etwas größeren Kölner Arena ist von rund 100 Veranstaltungen und 1,2 Millionen Besuchern die Rede. Der Verlust für den Betreiber soll bei etwa 20 Millionen Euro liegen. In Berlin dürfte es ähnlich aussehen, auch wenn Hillebrand auf eine „hohe Eventdichte im nächsten Jahr“ hofft, mit der die aktuellen Probleme vielleicht abgefedert werden können.

Andere große Arenen in Deutschland testen Alternativkonzepte

Andere Arenen versuchen, sich in der Krise mit kreativen Ideen über Wasser zu halten. In Düsseldorf wurde auf dem Messeparkplatz eine Bühne für ein Autokino und Konzerte aufgebaut. Rund 500 Wagen sollen dort Platz haben. Was zunächst nur von kurzer Dauer sein sollte, läuft jetzt womöglich in den Juli hinein.

Etwas Ähnliches haben sich auch die Betreiber in Köln überlegt. Man denke darüber nach, den Innenraum der Arena zu vergrößern, indem man die Tribünen einschiebt. Dort sollen dann insgesamt rund 220 Wagen abgestellt werden. In der Mitte der Arena soll eine Bühne für Konzerte, Lesungen und ein Autokino aufgebaut werden.

Moritz Hillebrand nimmt diese Überlegungen zur Kenntnis. Vergleichbares sei für Berlin aber nur kurz angedacht gewesen. Stattdessen versuche man, „ein Gefühl dafür zu bekommen, was geboten werden muss, damit es einer Liveveranstaltung nahe kommt.“ Beispielsweise könnte das auch ein Streaming Event sein. „Wir spielen alles durch, müssen aber abwarten“, sagt Hillebrand.

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In Berlin könnte das nach dem Willen des Senats sogar noch etwas länger dauern. Mitte Oktober wäre die Eishockey- Saison aber bereits wieder voll im Gange. Doch die Vorstellung, Eisbären-Spiele in einer halbleeren Arena auszutragen, ist zumindest gewöhnungsbedürftig.

„Für eine Arena unserer Größenordung mit Mannschaften, die in nationalen Ligen spielen, wäre eine einheitliche nationale Regelung sinnvoll“, wünscht sich Hillebrand. Und denkt dabei nicht nur an den Sport, denn auch Konzertveranstalter müssen ihre Touren planen und könnten womöglich dazu gezwungen sein, dies an Berlin vorbei zu tun. „Im Moment ist einfach noch vieles unklar“,sagt Hillebrand. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich die Lage irgendwann wieder normalisiert. (mit dpa)

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